Beraten, Trainieren, Coachen
Rathauses. Irgendwie hat sich Falk Führmann die Berufsreise anders vorgestellt.
Klischee vom Berateralltag
Wer hat nicht schon davon geträumt? Die tollsten Luxushotels an den spannendsten Orten der Welt, herausragende Dinner mit Hummer, Champagner und Kaviar, mit der dicken Limousine vom Flughafen abgeholt werden, nachdem man zuvor – natürlich Business-Class – einmal quer durch die Welt gejettet ist. Zwischendurch ein paar spannende Meetings in mit bequemen dunklen Ledersofas ausgestatteten, holzgetäfelten Board-Rooms mit Skyline-Blick, dann Party mit den Beraterkumpels; in Stockholm, Paris, London oder am besten gleich auf den Malediven. Und das natürlich alles auf Kosten der Beratung und des Kunden!
Unterhält man sich mit Studenten der einschlägigen Universitäten und Business-Schools, bemerkt man, dass dieses Klischee vom Berateralltag immer noch relativ weit verbreitet ist. Für viele Beratungsaspiranten bilden diese Klischees sogar eine Motivationsquelle für die Wahl des Beraterberufes. Tatsächlich werben viele der besonders beliebten Strategiehäuser bei Recruitingveranstaltungen, auf Messen oder Workshops auch offensiv mit diesem Lebensstil. „Work hard, play hard“, heißt es dann zum Beispiel, und die begeisterten BWL-Drittsemester werden nach einem Workshop ins beste Restaurant der Stadt eingeladen und erhalten als Geschenk noch eine Kiste Riesling. Oder es geht gleich zum Recruiting-Workshop nach Kreta, in die Dolomiten zum Bergsteigen mit Reinhold Messner oder zum Stierkampf nach Andalusien.
Wird hier ein falsches Bild vom Berateralltag gezeichnet? Nicht komplett. Viele Berater, Projektleiter, Principals und Partner der „Top 5“, aber auch Anwälte in den großen Law-Firms berichten auch nach Jahren in ihren Firmen noch mit einem Leuchten in den Augen von gesammelten Statusmeilen, tollen Incentive-Events und dem Frühstück im Hilton. Ein gewisser Luxus als Kompensation für die bei der Arbeit verbrachte Lebenszeit ist mit Sicherheit auch verständlich und wünschenswert – wer so viel investiert, möchte es zumindest schön haben und nicht abends noch eine halbe Stunde auf die Straßenbahn warten, um ins Autobahnmotel zu kommen. Dass viele Kunden jedoch in ländlichen Regionen ansässig sind, sollte einem bei der Berufswahl zumindest bewusst sein. In Biberach an der Riss oder in Marktredwitz gibt es eben kein Hyatt-Hotel – und der nächste Flughafen liegt auch nicht in Steinwurfweite.
Der Stil des Beraters sollte dem Stil des Kunden entsprechen
Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte oder, wie ein guter HR-Vertreter eigentlich in fast jeder Situation zu erwidern weiß: „It depends“. Auf gut Deutsch: Das Beraterleben ist, gerade im Personalgeschäft, immer eine Wundertüte. Mal ruht man im Dresdner Schloss über der Elbe und hat nur eine Rafting-Tour mit Managern zu moderieren – mal geht es bis tief in die Nacht im Sport-Stüberl und danach wartet das Stockbett in der Sportschule.
Dabei gilt folgende Grundregel: Der Berater arbeitet so, wie der Kunde dies wünscht und wie es dem Stil des Kunden entspricht. Dies gilt auch für den Lifestyle während des Einsatzes. Ist der Kunde im Ländlichen ansässig, arbeitet der Berater im Ländlichen. Er fährt aufs Land, schläft dort und sucht dort mitunter abends ein einigermaßen vernünftiges Lokal. Arbeitet man beim Kunden normalerweise von 6:30 bis 15:00 Uhr, kann man als Berater nicht erst um 10:00 Uhr beginnen. Dafür wird der Arbeitstag nicht so lang und man muss schauen, wie man sich in der Kleinstadt die Zeit vertreibt. Liebt der Kunde opulente Dinner mit der gesamten Führungsmannschaft, wird man in den Genuss des einen oder anderen zusätzlichen Pfundes kommen. Und gibt's beim Kunden in der 35 Grad warmen Werkshalle nichts zu trinken, tut man gut daran, die eigene Wasserflasche im Moderatorenkoffer dabei zu haben.
Viele Beratungen, auch kleinere Personalberatungen, Trainingsanbieter, versuchen sich in diesem Zusammenhang mit Mindestforderungen (z. B. Bahnfahrten in der ersten Klasse) zu positionieren. Hier kommt es mit Sicherheit auch immer auf die momentane Markt- und Konkurrenzsituation an, ob der Kunde darauf eingeht. Für viele Kunden ist dies gar kein Problem: „Schicken Sie uns danach einfach alle Spesenrechnungen“, heißt es dann. Aber wir haben auch schon erlebt, dass der firmeninterne Controller im Sekretariat der Beratung anruft und nach einer Taxiquittung über sechs Euro fragt, die gefehlt
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