Beraten, Trainieren, Coachen
in seinem Text bald versöhnlich: „Die Sprache der Berater, so lässt sich festhalten, ist durchaus nicht die eines fremden Fabeltiers. Sie taugt nur wenig zur Denunziation des Berufsstandes, gehören ihre Bestandteile doch ebenso gut in konventionelle oder populäre Kommunikationszusammenhänge.“
Das führt uns zum Punkt: Wie jede andere Sub- und Branchenkultur bilden auch Berater eine eigene Sprache aus. Ähnlich wie Journalisten, Werber, Finanzspezialisten, Möbelverkäufer, Skater oder Hip-Hopper. Und innerhalb der Beratungsbranche gibt es wiederum viele verschiedene Sprachen, die sich teils deutlich voneinander unterscheiden und die bei der jeweils anderen Fraktion Befremden auslösen. Setzen Sie beispielsweise mal einen systemischen Berater mit psychologischem Hintergrund und einen klassischen Fachberater mit Finanzhintergrund für eine Stunde zusammen in einen Raum, und bitten Sie sie darum, sich über einen gelungenen „Projektangang“ in einem Change-Prozess zu unterhalten. Sie werden wahrscheinlich zwei stark irritierte Menschen antreffen, wenn Sie die Türen wieder öffnen.
Die Beratersprache sollte anschlussfähig für die Kunden sein
Wie anschlussfähig Ihre Sprache also ist, hängt in erster Linie vom Kontext ab, in dem Sie sich als Berater bewegen. Das kann zum einen die Branche sein: Bei Kunden aus dem Mittelstand wirkt die Sprache der beiden Berater in unserem ironischen Beispiel abgehoben und befremdlich. Wenn Sie damit bei Führungskräften einer Landespolizei auflaufen würden, kämen Sie vermutlich gerade mal bis zum Schreibtisch Ihres Gesprächspartners, nur um sofort wieder rausgeschickt zu werden. In einem internationalen Konzern hingegen fällt es möglicherweise nicht mal auf.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, auf welcher Ebene in der Hierarchie einer Organisation Sie sich bewegen. Interviewen Sie Meister und deren Mitarbeiter, werden diese Ihre Sprache anders aufnehmen und bewerten, als wenn Sie mit einem Bereichsleiter oder einem Vorstandsmitglied zusammensitzen. Stellen Sie sich Flücker und Franzmann mit Ihrem Auftritt mal auf dem – wie die beiden es nennen würden – „shopfloor level“ (also der Produktionebene) vor. Weiterhin gilt das außerdem für unterschiedliche Unternehmensbereiche . Im Personalbereich sind häufig eher Berater mit einer weichen, konsensorientierten Sprache gern gesehen, während „diese Weichspülerei“ im Werk häufig gar nicht gut ankommt. Hier wird eher ein klares Wort geschätzt. Auch auf Topmanagement-Ebene kommt in der Regel eher der handlungs- und zahlenorientierte Berater gut an. Der Unterschied macht ja auch Sinn, wenn man sich überlegt, an welchen Themen Personalbereich, Finanzbereich und Topmanagement arbeiten und welchen Fokus sie dementsprechend auf Themen haben: Dem stereotypen Finanzspezialisten werden Ausdrücke wie „die emotionale Ebene in Change-Prozessen“ vermutlich fremd sein, und bei einem Ingenieur sprechen Sie vielleicht besser von einem „Eindruck“ oder einer „Überzeugung“ als von einem „Bauchgefühl“ oder einer „Intuition“.
Fazit
Es gibt nicht die richtige oder falsche Beratersprache. Es gibt aber sehr wohl bewusste und selbstreflektierte Sprache. Als Berater müssen Sie wissen, was Sie bei wem mit Ihrer Sprache auslösen, bei wem Sie damit anschlussfähig sind und bei wem nicht. Damit möchten wir Ihnen nicht empfehlen, ein sprachliches Chamäleon zu werden. Sie sollen nicht, je nachdem wer vor Ihnen steht, eine vollkommen andere Sprache sprechen. Letztlich muss Ihre Sprache ja auch zu Ihrer Persönlichkeit passen. Es kann aber durchaus sinnvoll sein, Nuancen zu verändern und zum Teil einen anderen Ton anzuschlagen oder einfach bestimmte Vokabeln wegzulassen. Damit erleichtern Sie sich sowohl Ihr Beraterleben als auch das Ihres Kunden ungemein.
Bewusstsein für die eigene Sprache entwickeln
Die folgenden Tipps zeigen Ihnen, wie Sie in Ihrem Sprachgebrauch als Berater sensibel und aufmerksam bleiben.
Tipp 1: Vermeiden Sie Monokulturen
Umgeben Sie sich nicht nur mit Ihren Kollegen! Das erhöht die Gefahr, dass ein bestimmtes Beratervokabular so sehr zur Normalität wird, dass Sie außerhalb Ihrer Beraterkreise von niemandem mehr verstanden werden.
Tipp 2: Hören Sie auf Korrektive
Partner und Familie, die nichts mit Ihrem Job zu tun haben, wirken als ein wichtiges Korrektiv für abgehobene Phrasendrescherei. Hier werden Sie in der Regel schnell entlarvt: „Na, hier kommst du mit deinem
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