Beraten, Trainieren, Coachen
Beispiels schaffen Sie es, Bilder im Kopf Ihrer Teilnehmer entstehen zu lassen – und diese können sehr hilfreich beim Lernen sein.
Rufen Sie eine Information aus Ihrem Gedächtnis ab, so müssen Sie die neuronale Repräsentation dieser Information aktivieren. Ist die Information ausschließlich verbal gespeichert, so haben Sie auch nur diese Möglichkeit des Zugangs. Ist die Information zusätzlich bildhaft gespeichert, haben Sie auch eine Zugriffsmöglichkeit über Bilder. Reize wie bestimmte Bilder oder Worte, die dazu geeignet sind, eine Erinnerung zu aktivieren, werden als Cues bezeichnet.
In der Gedächtnisforschung wurde lange diskutiert, ob es so etwas wie visuelle oder auditive Lerntypen gibt. Die Befunde hierzu sind allerdings nach wie vor umstritten. Klar ist jedoch, dass eine Informationsverarbeitung über mehrere Kanäle gleichzeitig zu einer tieferen Verarbeitung und damit zu einer besseren Gedächtnisleistung führt. Ursächlich ist neben einer stärkeren Aktivierung des Gehirns durch eine Verarbeitung in rechter (zuständig für bildhafte Informationen) und linker (zuständig für verbale Informationen) Gehirnhälfte auch das Vorhandensein mehrerer sogenannter Abruf-Cues.
Schrift stellt im Übrigen keine bildhafte Repräsentation dar. Zeigen Sie also eine Powerpoint-Folie mit Stichworten, die Sie gleichzeitig verbal wiederholen, so wird die Information in beiden Fällen von der linken Gehirnhälfte verarbeitet und es ergibt sich kein Vorteil für den Lerner. Die rechte Gehirnhälfte ist aber nicht völlig inaktiv. Sie verarbeitet gleichzeitig das Layout Ihrer Folie und registriert vielleicht einen kurzen und zwei sehr lange Spiegelstriche auf Ihrer Folie. Für die Erinnerungsleistung ist diese Verarbeitung jedoch ungünstig, da es sicher viele Folien gibt, die ähnlich aussehen. Lenken Sie die Aufmerksamkeit der rechten Gehirnhälfte lieber auf ein treffendes Bild, welches zu den Inhalten passt.
Beispiel: So lassen sich abstrakte Themen visualisieren
Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Training zum Thema „Effektives Lernen und Lerntechniken“ geben. Sie sprechen gerade über Gedächtnisleistungen und stellen dar, dass man sich im Allgemeinen Dinge besser merkt, die man selbst getan hat, als die, über die man gesprochen oder die man gehört hat. Aus der Forschung zu diesem Themenbereich haben Sie einen Prozentwert für jede Sinnesmodalität gefunden (nehmen wir an, dies wären 80 % für das Tun, 35 % für das Sprechen und 20 % für das Sehen). Diese stellen Sie jedoch nicht einfach nur vor, indem Sie sie aufein Flipchart schreiben, sondern Sie malen oder kleben ein Bild von einem Menschen mit sehr kleinen Augen, einem etwas größeren Mund und sehr großen Händen. Wetten, dass sich Ihre Teilnehmer auch nach Monaten und Jahren noch daran erinnern werden, dass das Tun besonders wichtig ist und dass Sehen allein das Gedächtnis am wenigsten unterstützt?
Für Ihre Trainings insgesamt, aber auch für Ihre Fachlandkarte bedeutet dies, dass Sie mit Bildern arbeiten sollten, um die Abrufwahrscheinlichkeit der Information bei Ihren Teilnehmern zu erhöhen. Unsere zuvor gezeigte Fachlandkarte zum Thema Führen war also noch nicht ganz lerngerecht gestaltet und müsste besser folgendermaßen aussehen:
Abb.: Fachlandkarte
Vielfältige Methoden gezielt einsetzen
Wir haben schon zuvor von dem wichtigen Praxisanteil im Training gesprochen. Diesen werden Sie voraussichtlich mit Einzel-, Partner- oder Kleingruppenübungen, durch Simulationen, Rollenspiele, Erfahrungsaustausch etc. realisieren. In unserem eingangs erwähnten Beispiel der Trainer Natascha Gärtner und Benjamin Klauke sind wir dem Problem begegnet, dass Methoden unreflektiert eingesetzt werden. Es kommt häufig vor, dass wir Trainer beraten, die über ein nahezu unerschöpfliches Methodenrepertoire verfügen, dieses jedoch nicht zielgerichtet einsetzen (können).
Wenn man in seinem Fachtraining zur Einführung eines neuen IT-Systems perfektes Wissen als zweimal acht Stunden „Powerpoint-Durchklick-Veranstaltung“ vermittelt, kann man sich als Trainer sicher sein, dass man bei seinen Teilnehmern wenig verändert.
Gleiches gilt natürlich für das Persönlichkeitstraining, in dem der Trainer über mehrere Tage ausschließlich mit einer Methode (z. B. Rollensimulation oder Kleingruppenarbeit) arbeitet. Irgendwann schleift sich jede noch so gute Methode ab. Fazit: Die Gruppe bleibt in Bezug auf den Lernerfolg weit hinter ihren
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