Beraten, Trainieren, Coachen
reden. Trotzdem werden Sie auch einige theoretische Hinweise von Ihrem Handballtrainer erwarten. Genauso ist es auch in einem Training. Neben der Vermittlung neuer Theorien, Modelle, Verhaltensweisen, was nur einen geringen Teil der Trainingszeit beanspruchen sollte, ist es grundlegend, an der Umsetzung und Anwendung der Theorie so praktisch wie möglich zu arbeiten.
„Ein- und Ausatmen“ – Theorie und Praxis
Döring (2008) spricht in diesem Zusammenhang vom Ein- und Ausatmen. Mit „Einatmen“ bezeichnet er die Wissensvermittlung. Während der Trainer eine Theorie, ein Modell oder Ähnliches erklärt, „atmet“ der Lernende die Inhalte ein. Viele Trainer neigen dazu, das sich anschließende „Ausatmen“ zu vergessen. Mit Ausatmen ist das Anwenden von Theorien auf die eigene Praxis, das Üben von vermittelten Techniken und Methoden etc. gemeint. Dass Einatmen alleine nicht ausreicht, wird im Bild des Atmens sehr deutlich. Genauso verhält es sich im Training. Bloße Wissensvermittlung reicht nicht aus, um Lerninhalte tief zu verarbeiten. Gleichzeitig ist intensives Ausatmen nötig, um Transferleistungen in den eigenen Alltag zu ermöglichen. Wir werden auf das Ein- und Ausatmen noch im Zusammenhang mit der makro- und mikrodidaktischen Strukturierung zurückkommen.
Stoffreduktion – Reduzierung auf das Wesentliche
Mit der Fokussierung im Bereich des Ausatmens, also mit einer Steigerung des Praxisanteils in einem Training, gewinnt gleichzeitig die Stoffreduktion an Bedeutung. Gemeint ist damit ein Reduzieren dessen, was vermittelt werden soll, auf die wichtigsten Themen. Diese werden dafür aber umso intensiver behandelt. Die Notwendigkeit zur Stoffreduktion ergibt sich schlicht aus dem hohen Praxisanteil – also dem Üben – im Training. Üben kostet im Vergleich zur Vermittlung von Theorie viel Zeit. An einem Trainingstag können Sie zehn theoretische Modelle vorstellen, der Nutzen für Ihre Teilnehmer wäre jedoch vermutlich gering, weil sie sich die Modelle nicht merken und in die Praxis umsetzen können.
Kienbaum Expertentipp: Üben Sie mit den Teilnehmern
Anstatt an einem Trainingstag zehn theoretische Modelle vorzustellen, ist es sinnvoller, wenn Sie sich als Trainer vorher überlegen, welche der Modelle für Ihre Zielgruppe besonders wichtig sind. Diese zwei bis drei Modelle stellen Sie dann vor, diskutieren anschließend beispielsweise die Praxistauglichkeit jedes einzelnen Modells und vertiefen die Implikationen des Modells in eine oder mehrere Übungen. Mit der Auswahl der wichtigsten Modelle haben Sie nun eine Stoffreduktion vorgenommen.
Was ist für das Training wirklich wichtig?
Hilfreich für die Entscheidung, welche Inhalte und Modelle für das Training wesentlich sind, ist grundsätzlich die Auftragsklärung (vgl. Kapitel 3.2). Der Auftraggeber hat häufig klare Vorstellungen davon, was wichtig ist und was nicht. Eine weitere Informationsquelle sind die Erwartungen der Teilnehmer. Diese können selbstverständlich nicht immer alle im Detail berücksichtigt werden, stellen aber trotzdem eine gute Richtlinie dar. Letztlich trägt zur guten stofflichen Reduktion der Inhalte auch die Erfahrung des Trainers bei.
Mit Fachlandkarten und Inselbildung das Verständnis erleichtern
Sind die Inhalte ausreichend strukturiert, kommt es als nächstes darauf an, die Lernenden durch die Inhalte zu leiten. Sicher haben Sie sich schon einmal in ein neues Thema eingearbeitet und hierzu beispielsweise ein Fachbuch gelesen. Wahrscheinlich ist Ihnen auch aufgefallen, dass Sie gerade komplexere Absätze zu Beginn nicht verstanden haben. Vermutlich fehlte Ihnen ein kognitives Netzwerk wichtiger Begriffe, Definitionen, Zusammenhänge etc.
Mit dem Entstehen dieses Netzwerks wurde es dann vermutlich Stück für Stück einfacher, komplexe Sachverhalte zu verstehen. Ähnlich geht es auch einem Teilnehmer in einem Training. Vermutlich sprechen Sie zu gewissen Anteilen über neue Themen, Modelle oder Theorien, zu denen Ihre Teilnehmer noch kein oder nur ein teilweise ausgebildetes kognitives Netzwerk haben. Kommen Sie Ihren Teilnehmern beim Erstellen dieses Netzwerks entgegen, nehmen Sie ihnen viel Arbeit ab, indem Sie das Verstehen der Inhalte von Anfang an erleichtern. Wie können Sie dies schaffen?
Bewährt haben sich in der Praxis Fachlandkarten und Inselbildung (Döring, 2008). Die Fachlandkarte stellt die wichtigsten Begriffe (im Trainingskontext könnten dies Trainingsthemen sein) überblicksartig und
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