Beraten, Trainieren, Coachen
Teilnehmern signalisieren: „Wir sind in diesem Training Partner auf Augenhöhe, die jeweils ihren eigenen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Trainings leisten.“
„Ich bin nicht O. K., du bist O. K.“
Machen Sie sich kleiner als Ihre Teilnehmer („Ich bin nicht O. K., du bist O. K.“), so signalisieren Sie: Ich bin nicht bereit für dieses Training. Ich habe keine Expertise und gehöre eigentlich nicht hierher. Es liegt auf der Hand, dass die Teilnehmer in einen solchen Trainer schnell das Vertrauen verlieren und ohne böse Absicht, sondern automatisch auf die Suche nach Hinweisen gehen, die diese Einschätzung bestätigen. Die Folge ist eine Beobachtung Ihrer Person mit Argusaugen. Spüren Sie als Trainer wiederum dieses Misstrauen, so wird dies wahrscheinlich dazu führen, dass Sie sich selbst in Ihrem Trainerverhalten genau beobachten. Spätestens dies ist das Ende jedes guten Trainings, denn nun verwenden Sie Ihre kognitiven Kapazitäten auf die Beobachtung Ihrer eigenen Person, anstatt sich auf die Inhalte Ihres Trainings zu konzentrieren.
„Ich bin O. K., du bist nicht O. K.“
Treten Sie auf der anderen Seite so auf, als wären Sie der einzige Fachmann auf diesem Gebiet („Ich bin O .K., du bist nicht O. K.“), so werden Sie bei einigen Teilnehmern mit Gegenreaktionen rechnen müssen: „Dir zeig ich schon, wo deine Schwächen sind!“ Auch diese Reaktionen sind verständlich, denn in der Regel werden Sie mit Teilnehmern zusammenarbeiten, die auf dem Gebiet, zu dem Sie das Training geben, schon mehrere Jahre Erfahrung besitzen. Je größer Sie nun Ihre eigene Kompetenz erscheinen lassen, umso mehr werten Sie die Kompetenzen Ihrer Teilnehmer indirekt ab – und wer mag das schon? In der Folge werden Sie mit vielen Widerständen zu kämpfen haben, die sich häufig wahrscheinlich auf Ihre Methoden, Ihre Beispiele, einzelne Worte, die Sie verwenden, und sonstige Nebensächlichkeiten beziehen. Die Arbeit am konkreten Trainingsthema wird damit unnötig erschwert. Letztlich erleben daher die Teilnehmer keinen Mehrwert aus Ihrem Training.
Mit der Einstellung: „Ich bin nicht O. K., du bist nicht O. K.“ wären Sie vermutlich kein Trainer geworden, daher wollen wir dieses Szenario aussparen.
Deshalb ist es so wichtig, der Teilnehmergruppe auf Augenhöhe zu begegnen. Was bedeutet dies in der Praxis? Hier einige Empfehlungen, wie Sie eine positive Grundhaltung zu Ihrer Trainingsgruppe entwickeln können:
Signalisieren Sie von Anfang an, dass Sie an einem gegenseitigen Austausch interessiert sind.
Beantworten Sie nicht jede Frage selbst, sondern geben Sie Fragen an den Teilnehmerkreis zurück und zeigen Sie so, dass Sie sich nicht bei jedem Thema für den Experten halten.
Geben Sie offen zu, wenn Sie eine Frage nicht beantworten können, bieten Sie aber an, sich zu informieren und eine Antwort nachzureichen.
Betrachten Sie die Diskussionen mit Ihren Teilnehmern als Austausch unter Fachkollegen.
Wenn Sie etwas korrigieren, arbeiten Sie mit Ich-Botschaften nach dem Motto: Ich habe diese Frage für mich immer folgendermaßen beantwortet.
Fallen Sie Teilnehmern nicht ins Wort, lenken Sie aber trotzdem die Diskussion auf das Ziel der Trainingssequenz.
Treten Sie möglichst natürlich und authentisch auf. Auch Humor kommt in Trainingsgruppen immer gut an.
Der zweite Hebel: Die Beziehung zur Gruppe
Der zweite wichtige Hebel, mit dem Sie die Gruppendynamik aktiv gestalten können, ist die Beziehung zur Gruppe. Die Beziehung wird selbstverständlich, wie wir im Kapitel 3.1 zum Thema Trainerkompetenzen beschrieben haben, zu einem Großteil über Ihre Grundhaltung gesteuert. Darüber hinaus sollten Sie jedoch die Beziehung innerhalb und außerhalb des Trainings weiter ausgestalten. Folgende Ideen können hilfreich sein, stellen aber nur einen kleinen Ausschnitt Ihrer Möglichkeiten dar:
Bereiten Sie Ihre Vorstellung gut vor und reichern Sie diese auch mit einigen privaten Informationen an, die Sie als Mensch greifbarer machen. Denken Sie daran: Es gibt keine zweite Chance für einen (guten) ersten Eindruck!
Stellen Sie sich zu Beginn jedem Teilnehmer mit Namen vor und geben Sie jedem die Hand.
Nutzen Sie Beispiele aus Ihrem privaten Erleben, wenn Sie etwas erklären.
Sollte es Grund zur Kritik an einem Teilnehmer geben, so sprechen Sie dies unter vier Augen an und zeigen Sie Verständnis.
Sprechen Sie mit jedem Teilnehmer auch einmal in den Pausen privat. Erkundigen Sie sich und zeigen Sie Interesse an der
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