Beraten, Trainieren, Coachen
inhaltliche Arbeit ist in den meisten Fällen bei Trainerinnen und ihren männlichen Kollegen identisch – Trainerinnen und Trainer im Managementbereich setzen sich gleichermaßen mit der Führungskräfteentwicklung auseinander, gestalten Trainings zu Themen wie Kommunikation, Konflikt, Selbstmanagement oder moderieren Workshops zu Führungsthemen oder Teamkonflikten.
Der Unterschied und die Chance liegen im Wie, also in der Art und Weise der Interaktion, in der Beziehungsgestaltung, in den Erwartungen von außen und in den Vorurteilen, die Trainerinnen und Trainern entgegengebracht werden.
Im Folgenden werde ich von beiden Seiten berichten: von den Vor- und den Nachteilen der Arbeit als Trainerin. Dabei erhalten Sie Beispiele aus der Auftragsanbahnung und -vergabe, der Moderation sowie aus konkreten Trainingssituationen. Zu den einzelnen Beispielen finden Sie konkrete Handlungsempfehlungen, wie Sie als Trainerin mit dem „kleinen Unterschied“ professionell umgehen und ihn auch als Chance nutzen können.
Vorteile der Arbeit als Trainerin
Vorteile gegenüber männlichen Kollegen habe ich als Trainerin in vielen Kleinigkeiten: So wird mir eigentlich immer Hilfe beim Tragen schwerer Gegenstände angeboten und es bleibt in der Regel immer mindestens ein Teilnehmer nach dem Training im Raum, um beim Aufräumen zu helfen. Die Gruppe hilft einem außerdemfast immer, wenn sich ein Teilnehmer besonders schwierig, renitent und kritisch gibt. Ganz zu schweigen von der Hilfsbereitschaft, die mir entgegengebracht wurde, als ich im achten Monat schwanger war – es hätte nur noch gefehlt, dass man mich auf meinem Stuhl zum Mittagstisch und zurück getragen hätte!
Neben solchen Aufmerksamkeiten gibt es auch ein paar handfeste Vorteile, die man als Frau in der Trainerrolle hat.
Vorteil 1: Frauen können in Männergruppen leichter die Neutralität wahren
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich als Frau in der Rolle der Trainerin oder Moderatorin insbesondere in reinen Männerrunden durchaus als „Verhaltenshygienefaktor“ dienen kann. Mir ist es häufig passiert, dass ich insbesondere bei Gruppen, bei denen größere Konflikte zu erwarten waren, gebucht worden bin. Der Auftraggeber ging davon aus, dass sich die Herren der Schöpfung aus Höflichkeit mir gegenüber auch miteinander besser benehmen würden als bei einem männlichen Trainer.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mir sicherlich leichter gefallen ist, mich nicht in die Konflikte dieser Gruppe hineinziehen zu lassen, als meinen männlichen Kollegen, von denen ich solche schwierigen Gruppen gelegentlich übernommen habe. Das lag allerdings nicht daran, dass mein eigenes Konfliktverhalten in irgendeiner Form besser oder professioneller gewesen wäre als das meiner Kollegen. Es lag daran, dass ich aus Sicht der Teilnehmer als möglicher Streitpartner nicht unmittelbar in Frage gekommen bin – meine männlichen Kollegen allerdings schon. Hierzu ein ausführliches Beispiel aus meiner Trainertätigkeit:
Beispiel: Erfolgreiche Konfliktmoderation durch eine Trainerin
Vor zwei Jahren habe ich die Moderation eines konfliktären Prozesses in einer Gruppe von fünf Topführungskräften von einem befreundeten Kollegen übernommen.
Die Vorgeschichte
Durch eine Fusion hatte sich ein Unternehmensbereich eines Unternehmens von 60 auf 150 Mitarbeiter mehr als verdoppelt. Entlassungen oder Ähnliches standen mittelfristig keine an. Die obersten Führungskräfte wurden vom kaufenden Unternehmen gestellt und befanden sich schon vor der Fusion in einer Konkurrenzsituation zueinander – der Leiter des Gesamtbereiches stand kurz vor der Pensionierung. Die vier Führungskräfte auf der Ebene unter ihm schienen viel Zeit damit zu verbringen, sich zu positionieren und wenig ihren originären Führungsaufgaben nachzukommen. Der Umgang dieser fünf Topführungskräfte untereinander war geprägt von persönlicher Feindschaft und Respektlosigkeit. Unterhalb der hier erwähnten Führungsriege befand sich eine weitere, etwa fünfzehn Mann starke Führungsebene, die sich mangels eines klaren Führungsverständnisses und einer gemeinsamen Strategie hilflos alleine gelassen fühlte. Wenig hilfreich in der Situation war auch, dass der Bereichsleiter in der Vergangenheit tendenziell eher autoritär-patriarchalisch geführt und wenig Austausch und Mitbestimmung zugelassen hatte. Dies alles wirkte sich selbstverständlich negativ auf die Stimmung bei den Mitarbeitern aus, was sich
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