Bereue - Psychothriller (German Edition)
“Was willst du?”, keuchte Annelie und rappelte sich auf.
Mit hämmerndem Herzen drängte er sich in den Flur, warf die Tür hinter sich zu und drängte sie in die Wohnküche. “Das weißt du ganz genau. Warum hasst du mich so?”
Die Hände in den Rocktaschen reckte sie ihm ihre spitze Nase entgegen. “Nimm dich mal nicht so wichtig. Du langweilst mich.”
Die Fäuste geballt ging er auf sie zu. “Natürlich. Deswegen b ehandelst du mich auch wie ein Riesenarschloch.”
“Treffender könnte ich es nicht ausdrücken.” Ein freches Grinsen kräuselte ihre Lippen. Früher hatte er es geliebt. Jetzt machte es ihn rasend. “Das warst du damals und du bist es bis heute.”
“Warum, zum Teufel? Das ist doch alles so lange her”, schrie er ihr ins Gesicht.
Sie wich zurück. “Du begreifst es einfach nicht, oder?“, schrie sie. Sie wartete seine Antwort nicht ab. „Wie hoch musst du die Ka rriereleiter hochklettern, um zu begreifen, dass du erfolgreich bist? Wie viel Kohle musst du anhäufen, um dich sicher zu fühlen? Und wie viele Frauen musst du vögeln, bis du endlich kapierst, dass du ein toller Hengst bist?“
Ihre Worte prasselten auf ihn ein, drängten sich in seinen verwirrten Verstand. Doch er wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Nicht mit den Antworten auf ihre Fragen und nicht mit dem, was hinter all dem steckte. „Was geht dich mein Leben an? Und du? Sieh dich nur mal an. Denkst du, deine zynische Art durchs Leben zu gehen ist besser?“, brüllte er. Die Kopfschmerzen wurden schier unerträglich.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenigstens schade ich keinen anderen Menschen.“
„Ach ja? Du steckst doch hinter der ganzen Scheiße, gib es endlich zu.”
Sie wich einen Schritt zurück, ihr Blick glitt über sein Gesicht, über seine zu Fäusten geballten Hände. Ihr Mund verzog sich zu einem freudlosen Grinsen. „Ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich viel Mitleid mit dir habe.“
Er sah diesen verächtlichen Blick auf sich ruhen, schmerzhaft wurde er sich seiner verwahrlosten Erscheinung bewusst. Angeekelt von sich selbst rauschte eine Welle der Wut auf ihn zu und riss ihn mit sich mit. Er konnte nur noch zusehen, wie seine Hände ihre Oberarme umschlossen und sie gegen die Wand schleuderten.
Mit einem Keuchen schwand die Luft aus ihren Lungen, sie sackte zu Boden. Wie eine Marionette, deren Spieler sie vergessen hatte, lag sie auf der Seite und bewegte sich nicht mehr.
Doch die Wut rauschte weiter ungebremst durch seinen Körper. Er kniete sich vor sie, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. Ihr Kopf kippte vor und zurück, die Haare flogen um ihr Gesicht. „Hast du eine Vorstellung, was du mir angetan hast?“, schrie er.
Ihre Lider flatterten, die dunklen Augen irrten herum, bis sie ihn endlich fixierten. „Verschwinde“, krächzte sie und schloss die Augen wieder.
„Oh nein“, zischte er und lehnte sie mit dem Rücken an die Wand. „Warum tust du mir das an?“, fragte er und legte seine Hände um ihren Hals. Seine Daumen lagen auf ihrem Kehlkopf und übten gerade so viel Druck aus, dass es ihr unangenehm sein musste, sie aber noch Luft bekam. „Warum?“
Da war nichts Herablassendes mehr in ihrem Blick, als sie mit aufgerissenen Augen seine Handgelenke packte und erfolglos daran zerrte. Er spürte ihre Fingernägel, die sich in seine Haut gruben, den Schmerz spürte er nicht. Er erhöhte den Druck auf ihren Hals. „Warum?“
Ihr Atem ging stoßweise, ihre Brust hob und senkte sich in schnellem Rhythmus. Die Augen zusammengepresst, trat und schlug sie nach ihm. „Bitte“, hörte er sie heiser keuchen. Sie riss die Augen auf. Ihr Blick schoss direkt in sein Innerstes.
Was tat er da? Erschrocken von sich selbst löste er seine Hände von ihr und kroch rückwärts, bis er an einen Schrank stieß. Seine zerkratzten Arme brannten.
Sie griff an ihren Hals und holte hustend Luft. Rot zeichneten sich seine Finger auf ihrer Haut ab. „Bist du wahnsinnig“, krächzte sie und zog die Knie an ihre Brust. Zusammengekauert musterte sie ihn mit riesigen Augen.
„Warum hast du mir das angetan?“, flüsterte er.
Sie fuhr sich über das Gesicht. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Du musst mir glauben.“ Ihre großen dunklen Augen waren wieder die des unschuldigen Mädchens, in das er sich vor so vielen Jahren verliebt hatte.
Es war viel geschehen seit dem, zu viel.
Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht. So wie du mich
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