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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Abschiedsbrief gefunden. Der junge Mann galt als streng gläubig. In den letzten Wochen vor seinem Tod schien er sich in einen krankhaften Wahn gesteigert zu haben und sah nur noch den Tod als Ausweg aus seinem sündhaften Leben.”
     
    Thomas schickte mir am Tag seines Ablebens eine E-Mail: Die M arienerscheinung habe ihm den Weg zu Gott gewiesen. Mit dieser letzten Sünde, dem Selbstmord, trat er seinem Schöpfer gegenüber.
    Es war einfach gewesen, Thomas das LSD einzuflößen, damit er die Projektion der Jungfrau Maria an der Wand seines Wohnzimmers für real hielt.
     
    Zufrieden schob Jakob die Tastatur von sich. Unter dem Vorwand, mit ihm über Jessica reden zu wollen, hatte er ihn besucht. Reumütig winselte Thomas herum. Das LSD im Kaffee bemerkte er nicht. Jakob musste nicht lange warten, bis es seine Wirkung tat. Auch den Beamer registrierte Thomas nicht. Weinend brach er vor der Jungfrau Maria zusammen und flehte um Vergebung.
    Am nächsten Tag richtete er sich selbst.
     

19
    Musik durchbrach die Stille. Walking on Sunshine war das Lied, das sie als Klingelton ihren Eltern zugeordnet hatte. Annelie stemmte sich von den kalten Fliesen des Küchenbodens hoch und griff nach dem kleinen schwarzen Ding auf der Arbeitsplatte. Ausgerechnet jetzt. „Ja?“, meldete sie sich und hustete. Langsam sank sie auf den Boden zurück und lehnte den Rücken an den Kühlschrank.
    „Hallo Lienchen. Wie geht es dir?“, trällerte die Stimme ihrer Mutter in ihr Ohr.
    Sie rieb sich die Augen und blinzelte ein paar Mal schnell hintereinander, räusperte sich. „Ganz gut, und euch?“
    „Wir haben viel Arbeit, aber wir wollen uns nicht beschweren. Fast alle Zimmer sind für die nächsten Wochen reserviert.“
    Annelie lächelte, auch wenn ihre Mutter es nicht sehen konnte. „Das ist schön.“
    Kurz hörte sie nur das Rauschen der Leitung. „Ist alles in Ordnung bei dir? Du klingst so komisch.“ Mütter. Die merkten alles. Sogar über tausende von Kilometern. Sie griff sich an den Hals. Sollte sie ihr von Ben erzählen? Nein. Wozu auch. „Erinnerst du dich noch an Ben?“ Was redete sie da nur?
    „Ben? Ach, du meinst Benni, dein erster Freund?“
    Gott, wie lange hatte sie den Namen nicht mehr gehört. Benni. Nur sie hatte ihn so nennen dürfen. Wenn ein anderer es zu ihm gesagt hatte, war er stinkwütend geworden. „Ja.“
    Stille, Rauschen. „So ein netter Junge. Was wart ihr für ein süßes Paar. Aber einfach zu jung.“ Rauschen. „Was ist mit ihm?“ Ihre Stimme klang verändert. Da war nichts mehr von der Fröhlichkeit von eben.
    „Er war hier, im Haus.“
    „Du klingst nicht begeistert. Ihr habt euch nicht wieder vertragen?“ Ihre Mutter hatte sich über das plötzliche Ende der Beziehung gewundert. Annelie hatte ihren Eltern nur gesagt, es hätte nicht gepasst. Den Wechsel auf das andere Gymnasium hatte sie mit irgendwelchen Wahlfach-Angeboten begründet. Dass Ben sie betrogen hatte, konnte sie niemandem sagen, zu tief saß der Schmerz.
    „Er ist ein Idiot“, knurrte sie. „Daran hat sich nichts geändert.“
    „Das tut mir leid. Dabei wäre es an der Zeit, dass du den Richtigen findest. Du weißt ja, die biologische Uhr tickt.“
    Annelie musste wider Willen lachen. Als Einzelkind ruhten die Hoffnungen ihrer Eltern auf Enkelkinder auf ihr. „Du wirst wohl ohne Enkel leben müssen.“
    „Sag das nicht. Hör mal, wenn es dir nicht gut geht, kannst du jederzeit zu uns kommen. Für dich haben wir immer ein Bett frei. Und für jede helfende Hand sind wir dankbar.“
    Wie verführerisch das klang. Kein Regenwetter, keine nervigen Männer. Die Vorstellung, ihren Eltern unter die Arme zu greifen, wurde immer verlockender. „Mal sehen.So spontan komme ich hier nicht weg.“
    „Schade.“ Ihre Mutter klang enttäuscht. Verständlich. Sie sahen sich jedes Jahr nur für zwei Wochen über Weihnachten und Neujahr. In der Zeit wohnten die beiden bei ihr im Haus. Besucht hatte Annelie ihre Eltern auf La Palma noch nie. “Aber sonst ist alles in Ordnung bei dir?”
    “Na klar.”
    “Arbeitest du immer noch als Bedienung für diesen schrecklichen Menschen?”
    Annelie brummte zustimmend. “Ich werde mir aber was Neues suchen.”
    “Du willst wieder als Ärztin arbeiten?”
    Die freudige Erregung in der Stimme ihrer Mutter musste sie sofort dämpfen. “Als Servicekraft, vielleicht in einem Nachtclub. Da gibt es mehr Trinkgeld.”
    “Kind, du kannst doch dein Talent nicht so verschleudern. Schon von klein

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