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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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auf wolltest du Ärztin werden. Wie hingebungsvoll du deine Barbiepuppen verbunden hast.”
    Die Augen geschlossen lehnte sie ihren Hinterkopf gegen den Kühlschrank. Schmerz schoss durch ihren Schädel. Sie ertastete eine dicke Beule. Als Ben sie an die Wand geschleudert hatte, musste sie mit dem Kopf dagegen geknallt sein. Wenigstens war da kein Blut zwischen den Haaren. “Es geht nicht.”
    “Bist du denn in Therapie, damit du das endlich verarbeitest?”
    Mit einer Hand in die Kante der Arbeitsplatte verkrallt zog sie sich auf die Füße. Wo war nur das Ibuprofen? “Ich komme schon klar.”
    “Du störrisches Mädchen”, tadelte ihre Mutter. “Komm zu uns, wenn du magst.”
    In der Besteckschublade fand sie eine angebrochene Packung Schmerztabletten. „Gib Papa einen Kuss von mir. Und arbeitet nicht zu viel.“
    Das Handy glitt ihr aus der Hand. Nur das Ticken der Uhr über der Türe durchbrach die Stille.
    Nachdem sie eine Tablette genommen hatte, tasteten ihre Finger nach dem Telefon. Das Alleinsein konnte sie nicht ertragen. Nicht heute.

20
    Die Fingernägel in die Kopfhaut verkrallt, tigerte er in seinem Zimmer auf und ab. Vom Bett zum Schreibtisch, vom Schreibtisch vom Bett. Hin und her. Die unzähligen Sterne des Bildschirmschoners erhellten das Zimmer nur spärlich. Der Schlingenteppich schluckte jedes Geräusch seiner nackten Füße.
    Endlich! Die Stimmen aus dem Fernseher verstummten. Poltern, schwere Schritte.
    Er verharrte und lauschte.
    Ein Lichtstreifen fiel unter der Tür hindurch ins Zimmer. Ein Schatten wanderte vorbei. Die Schritte stampften zum Bad. Der Klodeckel knallte an die Wand. Pinkeln. Spülen. Wasserrauschen. Das Surren der elektrischen Zahnbürste. Wieder Wasserrauschen. Stampfen auf dem Flur. Ihre Schlafzimmertür rummste ins Schloss. Das Bett im Zimmer gegenüber ächzte. Um zehn Uhr dreiundzwanzig setzte das Schnarchen ein.
    Seine Hand fiel herab. Barfuß schlich er zur Wohnungstür, schob seine Füße in die Turnschuhe und zog die Jeansjacke über.
    Vor der Tür empfing ihn Nieselregen. Er flüchtete sich ins Auto. Wie von einer fremden Macht gesteuert fuhr er durch die Dunkelheit zu Annelies Haus. Er parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite unter einer Eiche mit Blick auf die Haustür.
    Hinter den Fenstern brannte kein Licht. Er stieg aus dem Wagen und ging auf das Haus zu. Sie würde eine Chance bekommen, zu beweisen, dass ihre Existenz eine Berechtigung hatte. Wenn sie ihm zeigte, dass sie doch die war, die er damals in ihrer Gestalt gesehen hatte, würde er sie verschonen.
    Er drückte den feuchten Zeigefinger auf den Klingelknopf. Das Läuten schrillte bis auf die Straße hinaus. Nichts rührte sich. Auch nicht auf sein zweites Klingeln.
    Wütend ging er zum Auto zurück und setzte sich hinter das Steuer. Die Hände um das Lenkrad verkrallt starrte er auf das Haus. Wo war sie.
    Dreiundzwanzig Minuten wartete er.
    Ein schwarzer Geländewagen preschte heran und blieb ruckartig vor dem Haus stehen. Das ABS ratterte auf dem nassen Teer.
    Die Beifahrertür öffnete sich einen Spalt, die Innenbeleuchtung sprang an. Keine zwanzig Meter entfernt musste er mit ansehen, wie Annelie sich zu dem Kerl auf dem Fahrersitz hinüberbeugte und ihn küsste. Die regennasse Windschutzscheibe gönnte ihm nur einen verschwommenen Blick auf das, was da vor ihm passierte. Der Typ zog sie auf seinen Schoß. Lachend warf sie den Kopf zurück, während zwei riesige Hände ihren Körper bearbeiteten.
    Die Finger auf die Augen gepresst lehnte Jakob sich zurück. Sie war ein unanständiges Mädchen. Wie all die anderen auch. “Chance vertan”, zischte er und startete den Motor.
     

21
    Gierig schüttete er die lauwarme Cola in sich hinein. Die Burger schmeckten wie Pappe mit Soße, aber sie beruhigten die Magennerven für eine Weile. Im Auto stank es nach dem Fastfood, als er die leeren Schachteln zurück in die Papiertüte packte und in den Fußraum des Beifahrersitzes warf.
    Nachdem er das Seitenfenster einen Spalt geöffnet hatte, schaltete Ben das Handy ein. Sieben Anrufe in Abwesenheit, unbekannte Nummern. Nein! Die Nummer seines Vaters. Er hatte keine Nachricht hinte rlassen.
    Mit zittrigen Fingern wählte er den Rückruf. Sollte sein Vater doch so etwas wie Gefühle im Leib haben? Nach dem dritten Klingeln knackte es in der Leitung. “Benjamin”, dröhnte es aus dem Hörer.
    “Vater. Du hast angerufen.” Mit angehaltenem Atem lauschte er in den Äther. Das Telefon wurde

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