Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
Vom Netzwerk:
und Schal, doch sie maß dem keine Bedeutung bei.
    “Gerne.” Dankbar schob sie Rad zurück zum Haus und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder.
     

32
    Ein dumpfes Pochen kam aus seinem Kopf und hallte in seinem ganzen Körper wider. Die winzigste Bewegung jagte schneidende Schmerzen durch seinen Leib. Es war also kein Traum gewesen. Sein Leben war der Albtraum.
    Diese Vermutung wurde zur Gewissheit, als er die Augen öffnete und an eine fremde Zimmerdecke starrte. Feine Risse im Putz, wie ineinander verwobene Spinnennetze.
    Annelie. Sie hatte ihm Asyl gewährt. Das war mehr als er von seiner Familie bekommen hatte. Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte er gelacht. Ausgerechnet dem Menschen, den er zutiefst verletzt hatte, gelang es über seinen Schatten zu springen und ihm trotz allem zu helfen. Mehr durfte er nicht erwarten. Der Hass mochte in den Hintergrund getreten sein, doch er schlummerte noch in ihrem Inneren.
    Egal jetzt. Seine Armbanduhr sagte ihm, dass es nach zehn Uhr war. Vorsichtig stemmte er sich auf die Ellenbogen. In Reichweite stand ein Fläschchen Schmerzmittel auf dem Couchtisch. Dankbar griff er danach und zählte sich vierzig Tropfen in den Mund. Auch wenn seine Blase drückte, wollte er warten, bis das Medikament wirkte, und legte sich zurück. Die Augen geschlossen ließ er seine Gedanken treiben. Der Schrecken der letzten Tage strömte auf ihn ein und riss ihn wie eine Flutwelle mit sich.
    Ein klägliches Miauen zog ihn aus einem wirren Bilderstrudel. Evil saß außen auf dem Fensterbrett und starrte zu ihm herein. Die Welt hinter ihm war in grauen Nieselregen getaucht.
    Diesmal funktionierte das Aufstehen. Statt der Schmerzen war da nur noch ein dumpfes Drücken. Er tappte zum Fenster, räumte diverse Blumentöpfe und Nippes beiseite und öffnete es.
    Ein schwarzer Blitz schoss an ihm vorbei und hinterließ nasse Flecken. Der Kater sprang auf die Couch und zupfte sich die zerknüllte Decke zurecht. Er drehte sich noch ein paar Mal um sich selbst und ließ sich dann nieder, um sich zu putzen.
    “Das ist mein Platz, schwarzes Biest.” Seufzend stellte er sämtliche Töpfe und Dekogegenstände auf das Fensterbrett zurück.
     
    Neben der Haustüre fand er eine Gästetoilette. Das Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken erschreckte ihn. Schwarze Fäden durchzogen die geflickte Wunde über dem linken Auge. Wie Fliegenbeine standen sie aus seiner Haut heraus. Bläuliche Schwellungen und rote Striemen zierten die gesamte Visage. Der Riss in der Unterlippe war verschorft. “Hübsches Kerlchen”, knurrte er dem Typ zu. Aber sein Aussehen war jetzt sein geringstes Problem. Seine ausweglose Situation drängte sich mit Macht in sein Bewusstsein. ‘Was soll ich nur tun.’ Diese Frage rotierte in seinem Kopf wie ein Propeller.
    Pinkeln, essen, trinken. Auf Annelie warten. Er musste lernen, immer nur bis zum nächsten Schritt zu denken und nicht weiter.
    Nachdem er seine Blase erleichtert hatte, ging er in die Küche. Im Kühlschrank fand er Cola. Die Kohlensäure brannte in seinem Rachen. Er kramte sich durch die Schränke und fand alles für ein üppiges Frühstück. Bis auf Wurst oder Schinken. War sie immer noch Vegetarierin? Mit zwei aufgebackenen Semmeln, dick mit Käse belegt, setzte er sich an den Küchentisch. Sein Blick wanderte über das Sammelsurium an Briefen, Zetteln mit hingeschmierten Worten, Prospekte. Ordnungsfanatisch war Annelie noch nie gewesen. So pingelig er selbst war, störte es ihn nicht. Ihr Chaos verströmte etwas Heimeliges. Neugierig zog er den Stapel zu sich heran. Zuoberst lag ein gelber Notizzettel. ‘Peter heute Abend?’ hatte sie darauf geschrieben. Wenn er sich richtig erinnerte, war Peter nicht der Intellektuelle, sondern ihr Kerl für die anderen Bedürfnisse. Niemals hätte er Annelie einen solchen Lebenswandel zugetraut. Aber er musste akzeptieren, dass sie nicht mehr die unschuldige Fünfzehnjährige war. Die Vorstellung von Annelie im Bett mit dem Stier traf ihn wie ein Magenschwinger. Er sah vor seinem inneren Auge, wie ihre Lippen sich fanden, sah die braungebrannten Pranken auf ihrer weißen Haut, wie er in sie hineinstieß. Hörte das animalische Gestöhne. Roch ihren Schweiß und die anderen Körpersäfte.
    Betäubt riss er die Augen auf und starrte auf das kleine Stück Papier in seiner Hand. Das war die Strafe dafür, dass er in ihrem Privatleben herumstöberte. Mit schlechtem Gewissen schob er den Stapel von sich und widmete sich

Weitere Kostenlose Bücher