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Bereue - Psychothriller (German Edition)

Bereue - Psychothriller (German Edition)

Titel: Bereue - Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Fink
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Café anrufen. Wo war nur sein Handy. Im Wohnzimmer lag es nicht, auch nicht in der Küche. Es musste noch im Wagen sein.
    Die Suche nach dem Autoschlüssel ließ ihn im Bad fündig werden. Der Schlüsselbund steckte noch in der Tasche seiner Anzughose. Er packte den Stapel schmutzstarrender Klamotten und warf sie in die Mülltonne.
    Evil begleitete ihn bis zum Gehweg und sprintete davon. Kurz drehte er sich zu Ben um, dann sprang er über den Zaun in einen Nachbargarten.
    Ben überquerte die Straße und drückte die Fernbedienung.
    Eine kleine Plastiktüte klemmte unter dem Scheibenwischer. Konnten die Leute ihren Müll nicht woanders entsorgen? Seine ausgestreckte Hand verharrte in der Luft.
    Oder hatte ihm der Wahnsinnige eine weitere Botschaft hinterlassen?
     

35
    Seine Kopfhaut juckte, als hätte sich eine Läusekolonie darin festgebissen. Schweiß kroch durch seine Poren, legte sich als klebriger Film auf seine Haut.
    Wie konnte man nur so langsam Tee trinken.
    Das Kopfteil fast senkrecht gestellt, thronte Mutter auf dem Krankenhausbett und nippte an dem mitgebrachten Matetee. Den Blick auf die Würste gerichtet, die die Tasse hielten, zwang er sich zur Geduld. Seine rechte Hand zuckte. Er durfte dem Drang, sich am Kopf zu kratzen, nicht nachgeben. Unauffällig schob er seine Hände unter die Oberschenkel und lehnte sich auf dem Besucherstuhl zurück. So konnte nichts passieren.
    “Bring mir Kekse”, befahl sie über den Tassenrand. “Mit Schoko.”
    Wo sollte er die denn jetzt hernehmen. “Keine dabei”, murmelte er. Unter den Oberschenkeln krabbelten seine Finger wie Kakerlaken.
    “Dann besorg welche. Es wird doch einen Laden in der Nähe geben.”
    Er starrte auf die Uhr, die neben dem Fernseher hing. Schon siebzehn Minuten vor zwei. Seine Zehen verkrümmten sich. “Wenn ich dich hol.” Heute Nachmittag würde sie die Untersuchungsergebnisse bekommen, dann konnte sie voraussichtlich nach Hause.
    Die Tasse landete auf dem rollbaren Tischchen neben ihrem Bett. Tee schwappte über den Rand, lief herunter. “Jetzt. Tu nicht so, als ob du wahnsinnig beschäftigt wärst.” Eine Hand flatterte vor seinen Augen, die Haut an ihrem Unterarm schlackerte hin und her. “Da kannst du dich wenigstens um deine kranke Mutter kümmern. Ist das zuviel verlangt?”
    Krank. Sie war nur zu fett. Und er hatte eine Mission. Wie konnte sie ihn nur mit ihren Belanglosigkeiten aufhalten. Er sprang auf, der Stuhl quietschte über den Boden und knallte gegen das leer stehende Bett hinter ihm. “Später!”, schrie er. Spucke flog aus seinem Mund. Sein Gesicht glühte.
    Ihre schmal gezupften Augenbrauen zogen sich zu einem durchgehenden Strich zusammen, nur unterbrochen von einer senkrechten Falte über ihrer Nase. Die Linien bildeten ein Kreuz. Ihre massigen Arme vor der Brust aufeinandergelegt schüttelte sie kaum merklich den Kopf. “Wie kannst du vor dir selbst bestehen in deinem Zorn. Tu Buße.”
    Mit zitternden Knien rammte er seine Hände in die Hosentaschen. Wie eine dieser ungläubigen Kreaturen, deren Existenz keine Bestimmung, keine Bedeutung hatte, hatte er sich vom Zorn übermannen lassen. Die vierte der sieben Todsünden. Er senkte den Kopf. “Gehe holen.”
    Ihr linker Zeigefinger näherte sich seinem Gesicht. Er konnte den Blick nicht abwenden von diesem Finger. Der viel zu lange Nagel, der aus dem wurstartigen Finger quoll, die ehemals elfenbeinweiße Haut, die in all den Jahren der Ammoniakwäsche fleckig rot geworden war. Auf den Fingerrücken wuchsen winzige Härchen aus dieser veru nstalteten Haut, hoben sich schwarz davon ab. “Du gehst auf der Stelle in die Krankenhauskapelle und betest den Rosenkranz, wie ich es dich gelehrt habe. Um fünf Uhr kannst du mich abholen.”
    Sein Blick schnellte zur Uhr. Bis dahin hatte er drei Stunden und zwölf Minuten. Mindestens zwanzig Minuten brauchte er für den Rosenkranz. Hoffentlich schaffte er es rechtzeitig zu Annelies Haus. “Tut mir leid.”
    “Bitte Gott um Vergebung.” Mit diesen Worten scheuchte sie ihn aus dem Zimmer.
    Die Kapelle war menschenleer, in der kühlen Luft hing ein Rest von Weihrauch. Die Wände waren nackt, hinter dem Altar hing ein schlichtes Holzkreuz.
    Er kniete sich vor den Altar und faltete die Hände. Seine Lider sanken herab. Er betete zu Maria, der Mutter Gottes. Sie erschien ihm, das schneeweiße Gesicht umrahmt von ebenholzschwarzen Haaren. Das Licht des Heiligenscheins überstrahlte ihr Gesicht, sodass er es wie immer

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