Bereue - Psychothriller (German Edition)
würde er nicht erfahren, ob es ihr gut ging.
Er musste sie finden! Aber wie. Sein Blick wanderte die Straße entlang. Hinter den Einfamilienhäusern und Reihenhäusern erhoben sich Wohnblocks. Er sah in die andere Richtung. Sie konnte überall sein.
Die Polizei. Die mussten ihm endlich helfen. Nun ging es nicht mehr nur um sein eigenes versautes Leben, es ging um Annelies Überleben.
Während er sich durch den Verkehr zum Präsidium quälte, rief er Kommissar Berglehner an. Auch wenn der Kerl ihm bisher nicht hatte glauben wollen, diese neue Mitteilung des Irren musste ihn überzeugen.
Mit knappen Worten berichtete Ben ihm über die Freisprechanlage die letzten Ereignisse. Dass er zusammengeschlagen worden war, die unmissverständlichen Worte des einen Schlägers und natürlich A nnelies Entführung.
“Also gut.” Der Kommissar seufzte in einer Art, die Ben die Pickel ins Gesicht trieb. “Kommen Sie in mein Büro, bringen Sie diese Nachricht mit.”
Ben schluckte ein paar böse Worte hinunter, die ihm auf der Zunge lagen. “Schon unterwegs.” Endlich würde Bewegung in diese Sache kommen, die Polizei würde aktiv werden, in Annelies Nachbarschaft herumfragen. Sie würden in seine eigene Vergangenheit eintauchen und denjenigen zutage fördern, der all das getan hatte. Sie würden Annelie aus seinen Fängen befreien, unversehrt.
Über eine andere Möglichkeit wollte er nicht nachdenken.
Gut zwanzig Minuten später traktierte Berglehner ihn mit seinem sauren Kaffee aus einer unter kaltem Wasser ausgespülten Tasse. Dankbar nahm Ben ihn entgegen.
Annelies Anhänger und der Zettel lagen vor dem Kommissar auf dem Tisch. Die buschigen Augenbrauen saßen wie dicke Käfer über seinen Augen und wanderten aufeinander zu. “Sie haben den Anhänger in der Hand gehalten und den Zettel zerknüllt.” Resigniert schüttelte er den Kopf. “Wir können es mit Fingerabdrücken versuchen, aber da mache ich mir nicht viele Hoffnungen.”
Daran hatte Ben nicht gedacht in seinem Entsetzen, als er begriffen hatte, was diese Nachricht bedeutete. “Er muss heute Morgen vor ihrem Haus auf sie gewartet haben. Einer der Nachbarn muss ihn gesehen haben. Sie müssen die Leute befragen.”
Der Kommissar schob Anhänger und Zettel von sich. “Ich muss gar nichts. Frau Winterberg ist seit elf Stunden verschwunden. Vie lleicht braucht sie einfach nur etwas Abstand zu Ihnen, nach allem, wie Sie mir über Ihre gemeinsame Vergangenheit erzählt haben.”
Ben sprang auf, Kaffee schwappte auf sein Hemd. “Aber diese Nachricht! Die können Sie doch nicht ignorieren.”
“Du weißt was Du zu tun hast. Bis morgen Mittag 12.00 Uhr” , las der Kommissar vor. “Tut mir leid, bedrohlich liest sich das nicht. Und in einem Vermisstenfall können wir erst nach vierundzwanzig Stunden aktiv werden. Wenn Frau Winterberg bis morgen früh nicht aufgetaucht ist, kommen Sie wieder.”
Den Blick auf das Profil des Kommissars gerichtet, schnappte Ben nach Luft. Ihm fehlten die Worte. Zu gerne hätte er den gelangweilt dreinblickenden Polizisten gepackt und so lange geschüttelt, bis er endlich in die Gänge kam. Die Hände in die Hosentaschen gerammt ging er ans Fenster. “Sie wollen mir immer noch nicht helfen.”
Er hörte, wie Berglehner hinter ihm aufstand und auf ihn zu ging. “Herr Biller. Mir ist klar, dass Sie im Moment viel Pech haben. Aber Sie sollten zur Vernunft kommen und einsehen, dass es diese ominöse Person nicht gibt, die an ihrem Unglück schuld sein soll.”
Den Kopf gegen die kühle Scheibe gelehnt dachte Ben nach. Von außen betrachtet musste es so aussehen wie eine üble Pechsträhne. “Aber der Anhänger. Was kann das anderes bedeuten, als dass sie entführt wurde?”
“Haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen, dass die Nachricht von Frau Winterberg selbst sein könnte? Dass sie Sie aus dem Haus haben will, bis morgen Mittag?”
Auch wenn Ben genau wusste, dass es nicht so war, nicht so sein konnte, nickte er. “Kann ich den Anhänger behalten?” Vielleicht würde das alles sein, was ihm von ihr blieb.
“Natürlich. Den Zettel verwahre ich vorerst.” Nach einem Räuspern fuhr der Kommissar fort. “Sie sollten sich professionelle Hilfe suchen, um Ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.”
Toller Tipp. Die Idee, den Kerl am Schnauzer zu packen und aus dem Fenster zu werfen, verwarf er. Eine böse Antwort auf den Lippen klappte er den Mund wieder zu. Das brachte nichts.
Er war schon an der Tür, da rief
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