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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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zusammen mit der Mutter für weitere sechs Wochen nach Amerika verschwinden? Nein, George, so erzieht man keine Kinder.«
    »Dann kannst du Hinks sagen, dass ich kein Interesse habe.«
    »Gut«, erwiderte Ruth, »denn der Himmel allein weiß, wie sehr ich den Gedanken verabscheue, du könntest erneut losziehen, wo du doch gerade erst nach Hause gekommen bist.« Sie zögerte, ehe sie sagte: »Wir können immer noch ein anderes Mal nach Amerika fahren.«
    George sah ihr in die Augen. »Du hast mir noch nicht alles erzählt.«
    Ruth zögerte erneut. »Hink gab zu bedenken, dass du, um die Amerikaner zu zitieren, im Moment ein ziemlicher Knüller bist. Falls du solch ein lukratives Angebot ausschlügest, solltest du nicht vergessen, dass die Begeisterung dieser Nation offensichtlich auch ziemlich schnell wieder abkühlt. Und offen gesagt bezweifle ich, dass du einen einfacheren Weg finden wirst, eintausend Pfund zu verdienen.«
    »Und wenn ich nicht gehe«, sagte George leise, »müsste ich möglicherweise wieder einmal deinen Vater aufsuchen, um am Ende noch tiefer in seiner Schuld zu stehen.«
    Ruth sagte nichts.
    »Ich werde es machen, unter einer Bedingung«, sagte George.
    »Und die wäre?«, fragte Ruth argwöhnisch.
    »Dass du mit mir für ein paar Tage nach Venedig fährst. Und dieses Mal«, fügte er hinzu, »nur wir beide allein.«
    1923

47
    Donnerstag, 1. März 1923
    Seit über einer Stunde stand George bereits an Deck der SS Olympic , bis diese endlich in den Hafen von New York dampfte. Während der fünftägigen Atlantikpassage hatte er unablässig an Ruth gedacht.
    Sie hatte ihn nach Southampton gefahren, und nachdem er sie widerstrebend verlassen hatte, um an Bord zu gehen, war sie am Kai stehengeblieben, bis das Schiff den Hafen verlassen und zu einem kleinen Punkt am Horizont geworden war.
    Mr und Mrs Mallory hatten die versprochenen Ferien in Venedig verbracht, was ein ziemlicher Kontrast zu Georges letztem Besuch in der Stadt gewesen war, denn dieses Mal hatte er eine Suite im Cipriani Hotel gebucht.
    »Können wir uns das leisten?«, hatte Ruth ihn gefragt, als sie aus dem zur Lagune gelegenen Fenster der Suite schaute, die ihr Vater für gewöhnlich anmietete.
    »Wahrscheinlich nicht«, hatte George geantwortet. »Aber ich habe beschlossen, einhundert von den tausend Pfund, die ich in Amerika verdienen werde, für diese Ferien auszugeben. Ich möchte, dass wir sie nie vergessen.«
    »Dein letzter Besuch in Venedig war bereits unvergesslich, George«, erinnerte Ruth ihn.
    Die meisten anderen Gäste hielten sie für Frischvermählte, da sie spät zum Frühstück herunterkamen, sich die ganze Zeit an den Händen hielten und einander unablässig in die Augen schauten. Sie unternahmen alles Mögliche, außer auf den Turm des Markusdoms zu steigen – weder von innen noch von außen. Nach solch einer langen Zeit der Trennung fühlten sich diese Tage tatsächlich an wie Flitterwochen, und sie lernten einander wieder neu kennen. Als der Zug eine Woche später in Victoria Station einfuhr, war eine Reise in die Vereinigten Staaten und Ruth noch einmal zu verlassen das Letzte, was George wollte.
    Wenn unter der geöffneten Post, die sie bei ihrer Ankunft in The Holt vorfanden, kein Kontoauszug gewesen wäre, hätte er vielleicht sogar in Erwägungen gezogen, die Vortragsreise abzusagen und zu Hause zu bleiben.
    Es fand sich nur ein Brief, mit dem George nicht gerechnet hatte, und er fragte sich, ob er diese schmeichelhafte Einladung angesichts der Umstände annehmen sollte. Er würde sehen, wie die Reise verlief, ehe er eine Entscheidung traf.
    ***
    Georges überwältigender erster Eindruck, als das Schiff in den Hafen einlief, war die ungeheure Größe der Gebäude. Er hatte von Wolkenkratzern gelesen, hatte sogar in den neuen Hochglanzmagazinen Fotografien davon gesehen, doch er hatte sich nie vorstellen können, sie so dicht beieinanderstehen zu sehen. Das höchste Gebäude Londons würde hier wie ein Pygmäe unter Riesen wirken.
    George beugte sich über die Reling und blickte hinunter auf den Kai, wo eine ausgelassene Menge lächelnd und winkend darauf wartete, dass ihre Verwandten und Freunde von Bord gingen. Er würde in diesem Gedränge nach einem neuen Freund suchen müssen, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wie Lee Keedick aussah. Schließlich entdeckte er einen hochgewachsenen, eleganten Mann in langem, schwarzem Mantel, der ein Schild mit der Aufschrift Mallory in die Höhe

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