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Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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hielt.
    Sobald George das Schiff verlassen hatte, einen Koffer in jeder Hand, bahnte er sich seinen Weg zu der eindruckvollen Gestalt. Als er noch einen Schritt von dem Mann entfernt war, deutete er auf das Schild und sagte: »Das bin ich.«
    In diesem Augenblick sah George ihn zum ersten Mal. Ein kleiner, fetter Mann, der es niemals bis zum Basislager geschafft hätte, trat vor, um ihn zu begrüßen. Mr Keedick steckte in einem beigefarbenen Anzug und einem gelben Hemd mit offenem Kragen. Um seinen Hals trug er ein Silberkreuz an einer Kette. Zum ersten Mal sah George einen Mann Schmuck tragen. Keedick konnte höchstens einen Meter dreiundfünfzig groß sein, aber auch nur, weil seine Krokodillederschuhe höhere Absätze hatten, als Ruth für gewöhnlich trug.
    »Ich bin Lee Keedick«, verkündete er, nachdem er den Stummel einer erloschenen Zigarre aus dem Mund genommen hatte. »Sie müssen George sein. Ist es okay, wenn ich Sie George nenne?«
    »Sie haben es ja bereits getan«, sagte George und lächelte freundlich.
    »Das ist Harry«, sagte Keedick und deutete auf den großen Mann. »Er ist Ihr Chauffeur, solange Sie in den Staaten sind.« Harry tippte mit dem rechten Zeigefinger an die Hutkrempe, dann öffnete er die hintere Tür eines Wagens, den George für einen kleinen Omnibus gehalten hatte.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte Keedick, als George auf dem Gehweg stehenblieb.
    »Nein, nein«, sagte George und stieg ein. »Ich habe nur noch nie so ein großes Auto gesehen.«
    »Das ist der neueste Caddie«, erklärte Lee.
    George hatte gedacht, ein Caddie sei jemand, der die Schläger eines Golfspielers trug, doch dann fiel ihm ein, was George Bernard Shaw einst zu ihm gesagt hatte: »England und Amerika sind zwei Nationen, getrennt durch eine gemeinsame Sprache.«
    »Es ist der verdammt beste Wagen in Amerika«, fügte Keedick hinzu, als Harry losfuhr und sich in den morgendlichen Verkehr einfädelte.
    »Holen wir unterwegs noch jemanden ab?«, fragte George.
    »Ich liebe Ihren englischen Humor«, sagte Keedick. »Nein, das hier ist ganz für Sie allein. Sie müssen verstehen, George, wie wichtig es ist, dass die Leute Sie für eine große Nummer halten. Sie müssen etwas darstellen, oder Sie werden nichts in dieser Stadt.«
    »Heißt das, die Karten für meine Vorträge verkaufen sich gut?«, fragte George nervös.
    »Es läuft so bombig, dass der erste Vortrag morgen Abend im Broadhurst Theater stattfindet.« Keedick machte eine Pause, um seine Zigarre anzuzünden. »Und wenn Sie gute Kritiken in der New York Times bekommen, wird es für den Rest der Tour genauso gut laufen. Wenn’s ein Hit wird, werden wir jeden Abend ausverkauft sein.«
    George wollte ihn fragen, was ein »Hit« sei, gab sich aber damit zufrieden, an den Wolkenkratzern emporzublicken, während der Wagen sich langsam durch den Verkehr schob.
    »Das ist das Woolworth-Gebäude«, sagte Keedick und kurbelte das Fenster herunter. »Zweihunderteinundvierzig Meter. Das höchste Gebäude der Welt. Aber man plant bereits eines, das mehr als dreihundert Meter hoch ist.«
    »Um genau so viel habe ich ihn verpasst«, sagte George, als die Limousine vor dem Waldorf Hotel anhielt.
    Ein Hotelpage eilte herbei, um den Wagenschlag aufzureißen, der Manager folgte dichtauf. Er lächelte, als Keedick auf den Gehweg trat.
    »Hi, Bill«, sagte Keedick. »Dies ist George Mallory, der Typ, der den Everest erobert hat.«
    »Nun ja, nicht ganz«, sagte George. »Eigentlich …«
    »Halten Sie sich nicht mit Fakten auf, George«, sagte Keedick. »Das macht niemand in New York.«
    »Herzlichen Glückwunsch, Sir«, sagte der Manager und streckte die Hand aus. George hatte nie zuvor einem Hotelmanager die Hand geschüttelt. »Ihnen zu Ehren«, fuhr er fort, »haben wir Sie in der Präsidentensuite im siebzehnten Stock untergebracht. Bitte folgen Sie mir«, fügte er hinzu, als sie das Foyer durchquerten.
    »Darf ich fragen, wo sich das Treppenhaus befindet?«, fragte George, ehe sie den Aufzug erreicht hatten.
    »Dort drüben, Sir«, sagte der Manager und deutete mit verwirrter Miene auf eine Tür auf der anderen Seite der Lobby.
    »Siebzehnter Stock, sagten Sie?«
    »Ja«, bestätigte der Manager, und seine Verwirrung wuchs.
    »Wir sehen uns dann oben«, sagte George.
    »Haben die in England keine Aufzüge in den Hotels?«, fragte der Manager Keedick, als George durch die Lobby eilte und durch die Tür mit der Aufschrift Notausgang verschwand. »Oder ist er

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