Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berg der Legenden

Berg der Legenden

Titel: Berg der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
George daran, dass er, obwohl das Trimester an der Universität nur acht Wochen dauerte, während der Ferien ebenso hart würde weiterarbeiten müssen. Als er an jenem Abend aufbrach, fügte Benson hinzu: »Und denken Sie daran, Mr Mallory, am Sonntag zum Fresher’s Fair zu gehen. Andernfalls werden Sie niemals erfahren, wie viele Aktivitäten die Universität zu bieten hat. Zum Beispiel«, sagte er lächelnd, »könnten Sie in Erwägung ziehen, sich der Theatergruppe anzuschließen.«

9
    Guy klopfte an Georges Tür, erhielt jedoch keine Antwort. Er sah auf die Uhr, es war fünf nach zehn. George konnte nicht beim Frühstück in der Halle sein, denn dort wurde sonntags ab neun Uhr nichts mehr serviert, und ganz bestimmt wäre er nicht ohne ihn zum Fresher’s Fair gegangen. Entweder er schlief noch, oder er war im Bad. Guy klopfte erneut, bekam jedoch immer noch keine Antwort. Er öffnete die Tür und spähte ins Zimmer. Das Bett war ungemacht – was soweit nichts Ungewöhnliches war –, ein offenes Buch lag auf dem Kissen, und über den Schreibtisch waren einige Papiere verstreut, doch von George keine Spur. Er musste im Bad sein.
    Guy setzte sich aufs Bett und wartete. Er hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, sich darüber zu beschweren, dass seinem Freund der Sinn und Zweck einer Uhr offensichtlich fremd war. Viele von Georges Bekannten störten sich allerdings daran, und sie erinnerten ihn regelmäßig an das Motto von Winchester: Manieren machen einen Mann. Guy war sich der Unzulänglichkeiten seines Freundes sehr wohl bewusst, doch er erkannte auch Georges außergewöhnliche Fähigkeiten. Die Laune des Schicksals, sie auf dem Weg zur Privatschule zusammen in ein Abteil zu setzen, hatte sein ganzes Leben verändert. Während andere George zunächst für taktlos hielten, für arrogant gar, entdeckten sie, sobald er Vertrauen zu ihnen gefasst hatte, dass er in ebensolchem Maße freundlich, großzügig und humorvoll sein konnte.
    Guy nahm das Buch von Georges Kissen. Es war ein Roman von E. M. Forster, einem Schriftsteller, von dem er noch nie gehört hatte. Er hatte erst ein paar Seiten davon gelesen, als George hereinspaziert kam, ein Handtuch um die Hüfte geschlungen, das Haar tropfnass.
    »Ist es schon zehn?«, fragte er, nahm das Handtuch und rubbelte sich damit die Haare trocken.
    »Zehn nach«, sagte Guy.
    »Benson hat vorgeschlagen, ich solle mich der Theatergruppe anschließen. Vielleicht bietet sich uns da die Gelegenheit, ein paar Mädchen kennenzulernen.«
    »Ich glaube nicht, dass Benson sich für die Mädchen interessiert.«
    George wirbelte herum. »Willst du damit etwa sagen …«
    »Nur für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist«, erklärte Guy seinem Freund, der nackt vor ihm stand, »es sind nicht nur Mädchen, die dir gewisse Blicke hinterherwerfen.«
    »Und was bevorzugst du?«, fragte George und schlug mit dem Handtuch nach ihm.
    »Bei mir bist du einigermaßen sicher«, beruhigte Guy ihn. »Aber könntest du dich vielleicht etwas beeilen? Sonst haben schon alle zusammengepackt und sind verschwunden, ehe wir überhaupt ankommen.«
    Als sie den Innenhof durchquerten, verfiel George in sein übliches Tempo, mit dem Guy nur schwer Schritt halten konnte.
    »Welchen Clubs willst du beitreten?«, fragte Guy, der beinahe laufen musste.
    »Denen, in denen du nicht zugelassen wirst«, sagte George grinsend. »Womit ich eine genügend große Auswahl haben dürfte.«
    Als sie sich einer wimmelnden Schar von Studenten näherten, die ebenfalls unterwegs zum Fresher’s Fair waren, wurden sie langsamer. Lange bevor sie Parker’s Piece erreichten, konnten sie die Musikgruppen hören, die Chöre und tausend ausgelassene Stimmen, die alle darum wetteiferten, einander zu übertönen.
    In einem riesigen Areal des Parks waren Stände aufgebaut worden, hinter denen lärmende Studenten standen, von denen jeder Einzelne wie ein Straßenhändler zu brüllen schien. George und Guy schlenderten durch die erste Gangreihe und sogen die Atmosphäre in sich auf. Guy zeigte erstmals Interesse, als ein Mann in Cricket-Weiß mit Ball und Schlagstock – was irgendwie unangemessen für den Herbst wirkte – wissen wollte: »Spielt von Ihnen zufällig jemand Cricket?«
    »Ich hab für Winchester den ersten Schlag gemacht«, sagte Guy.
    »Dann sind Sie hier genau richtig«, sagte der Mann mit dem Schlagstock. »Mein Name ist Dick Young.«
    Guy kannte den Namen des Mannes, der sowohl Cricket als

Weitere Kostenlose Bücher