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Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten

Titel: Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard P. Lovecraft
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verwirrendes Chaos flüchtiger Stimmungen, Erinnerungen und Eindrücke mit in Betracht ziehen. Schon allein das schreckliche Alter und die tödliche Verödung dieses Ortes hätten wohl ausgereicht, um jede sensible Natur aus der Fassung zu bringen, aber dazu kamen noch der kaum überwundene Schock durch die Greuel im Lager und das furchtbare Geheimnis der uns umgebenden Wandmalereien, das sich uns allzu bald entschleiern sollte. In dem Augenblick, als wir auf einen vollständig erhaltenen Abschnitt dieser Gravierungen stießen, bedurfte es nur noch einer flüchtigen Untersuchung, um uns in den Besitz der schrecklichen Wahrheit zu setzen einer Wahr heit, die Danforth und ich es wäre naiv, dies abzustreiten unabhängig voneinander schon vorher erahnt hatten, obwohl wir es sorgsam vermieden hatten, auch nur andeutungsweise über unseren Argwohn zu sprechen. Jetzt konnte es keinen barmherzigen Zweifel mehr über die Natur jener Wesen geben, die vor Jahrmillionen diese gespenstische tote Stadt erbaut und bewohnt hatten, zu einer Zeit, da die Vorfahren des Menschen noch primitive Säugetiere waren und riesige Dinosaurier die tropischen Steppen Europas und Asiens durchstreiften.
    Bisher hatten wir uns verzweifelt an eine harmlose Erklärung geklammert und uns jeder für sich eingeredet, daß die Allgegenwart des fünfeckigen Sternmotivs nichts anderes war als irgendeine kulturelle oder religiöse Symbolisierung des archaischen Wesens, in dessen Gestalt das Motiv der Fünfeckigkeit so offenkundig verkörpert war; nicht anders, als die dekorativen Darstellungen des minoischen Kreta den heiligen Stier verherrlichten, die des alten Ägypten den Skarabäus, die Roms die Wölfin und den Adler und die verschiedener wilder Stämme irgendein erwähltes Totemtier. Aber dieser einzige Ausweg war uns jetzt verschlossen, und wir waren gezwungen, nicht länger die Augen vor jener Erkenntnis zu verschließen, die der Leser dieser Zeilen sicherlich schon lange vorausgeahnt hat. Selbst jetzt noch ist es mir fast unerträglich, es hier schwarz auf weiß niederzuschreiben, aber das wird vielleicht auch nicht nötig sein.
    Die Wesen, die einst im Zeitalter der Dinosaurier in diesem schrecklichen Gemäuer gehaust hatten, waren keine Dinosaurier, sondern etwas viel Schlimmeres gewesen. Dinosaurier waren nichts weiter als neue und fast hirnlose Objekte doch die Erbauer dieser Stadt waren weise und alt und hatten gewisse Spuren in Felsen hinterlassen, die selbst damals schon gut und gerne eine Milliarde Jahre alt waren, Felsen, die entstanden waren, bevor das irdische Leben über die Stufe der Einzeller hinausgelangt war bevor es überhaupt echtes Leben auf der Erde gegeben hatte. Sie waren die Wesen, die dieses Leben geschaffen und versklavt hatten, und zweifellos die realen Wesen hinter jenen diabolischen alten Mythen, die in den Pnakotischen Manuskripten, dem Necronomicon und ähnlichen geheimen Schriften so furchtsam angedeutet werden. Sie waren die großen »Alten Wesen«, die von den Sternen herabgesickert waren, als die Erde jung war die Wesen, deren Substanz in einer fremden Evolution geformt worden war und deren Macht alles übertraf, was unser Planet je hervorgebracht hat. Zu denken, daß Danforth und ich noch tags zuvor mit eigenen Augen Überreste ihrer im Laufe von Jahrtausenden Fossil gewordenen Substanz gesehen hatten und daß der arme Lake und seine Gefährten sie in voller Größe vor sich gehabt hatten…

    Ich kann natürlich nicht der Reihe nach über die einzelnen Schritte berichten, durch die wir in Erfahrung brachten, was wir jetzt über dieses unheimliche Kapitel vormenschlichen Lebens wissen. Nach dem ersten Schock, den uns die Enthüllung der unwiderleglichen Wahrheit versetzt hatte, mußten wir ein Weilchen ausruhen, um neue Kräfte zu sammeln, und es war schon vier Uhr, als wir zu unserem eigentlichen systematischen Erkundungsgang aufbrachen. Die Reliefs in dem Gebäude, das wir zuerst betreten hatten, waren vergleichsweise späten Datums vielleicht zwei Millionen Jahre alt -, wie wir anhand geologischer, biologischer und astronomischer Kriterien feststellten, und verkörperten eine Kunst, die dekadent zu nennen wäre im Vergleich zu jenen Darstellungen, die wir in noch älteren Bauwerken entdeckten, nachdem wir mehrere Brücken unter der Eisoberfläche überquert hatten. Ein Gebäude, das aus dem massiven Fels gehauen worden war, war dem Anschein nach vierzig oder vielleicht sogar fünfzig Millionen Jahre alt

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