Berge des Wahnsinns: 2 Horrorgeschichten
entstammte also dem unteren Eozän oder der oberen Kreidezeit; es enthielt Basreliefs von einer Kunstfertigkeit, die alles andere, was wir fanden mit einer einzigen, staunenswerten Ausnahme bei weitem übertraf. Das war, darüber sind Danforth und ich uns einig, das älteste Wohnhaus, durch das wir kamen.
Wäre nicht die Beweiskraft der Blitzlichtaufnahmen, die in
Kürze veröffentlicht werden sollen, ich würde es unterlassen, über meine Funde und Folgerungen zu berichten, um nicht als Wahnsinniger eingesperrt zu werden. Natürlich können die unendlich frühen Teile der bruchstückhaften Geschichte die das vorirdische Leben der stemköpfigen Wesen auf anderen Planeten, in anderen Milchstraßensystemen und anderen Universen zum Inhalt haben ohne weiteres als die phantastische Mythologie jener Wesen selbst interpretiert werden; doch enthielten diese Teile manchmal Zeichnungen und Diagramme, die den neuesten Erkenntnissen der Mathematik und Astrophysik so unheimlich nahekommen, daß ich kaum noch weiß, was ich davon halten soll. Sollen andere darüber entscheiden, wenn sie die Photographien zu Gesicht bekommen, die ich veröffentlichen werde.
Natürlich enthielt keine der von uns angetroffenen Reliefgruppen mehr als einen Bruchteil einer zusammenhängenden Geschichte, noch versuchten wir auch nur, die einzelnen Abschnitte dieser Geschichte in der richtigen Reihenfolge zu entdecken. Einige der riesigen Räume waren selbständige Einheiten, was die bildlichen Darstellungen betraf, während in anderen Fällen eine fortlaufende Chronik sich über eine Flucht von Räumen und Korridoren erstreckte. Die besten Karten und Diagramme waren an den Wänden eines entsetzlichen Abgrunds, der sogar noch unter der einstigen Erdoberfläche lag einer Höhle von vielleicht zweihundert Fuß im Quadrat Grundfläche und sechzig Fuß Höhe, die mit großer Sicherheit einmal eine Art Bildungsstätte gewesen war. Wir fanden oft in verschiedenen Gebäuden und Räumen dasselbe Material vor, da einzelne Künstler oder Bewohner offenbar eine Vorliebe für bestimmte Gebiete der Erfahrung und bestimmte Zusammenfassungen oder Abschnitte der Geschichte der Rasse gehabt hatten. Manchmal jedoch dienten uns voneinander abweichende Variationen desselben Themas dazu, strittige Punkte zu klären und Lücken auszufüllen.
Ich staune noch heute, daß wir in der kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stand, so viele Schlüsse ziehen konnten. Natürlich kennen wir auch heute kaum mehr als die gröbsten Umrisse und vieles davon ergab sich erst aus der späteren Auswertung der Photographien und Zeichnungen. Vielleicht hat erst diese spätere Auswertung die neubelebten Erinnerungen und vagen Eindrücke im Verein mit seiner allgemeinen Sensibilität und jenem letzten Schreckensanblick, über dessen Inhalt er sich sogar mir gegenüber ausschweigt schließlich zu Danforths jetzigem Zusammenbruch geführt. Aber es mußte sein; denn wir könnten unsere Warnung nicht wirksam formulieren, ohne möglichst vollständiges Beweismaterial vorzulegen, und die Warnung selbst ist unabdingbar notwendig. Gewisse schleichende Einflüsse in jener unbekannten antarktischen Welt, in der die Zeit außer Kraft gesetzt ist und fremdartige Naturgesetze herrschen, machen es unumgänglich, daß jede weitere Erforschung verhindert wird.
VII
Eine vollständige Darstellung all dessen, was wir bis jetzt entziffern konnten, wird zum gebotenen Zeitpunkt in einem amtlichen Bulletin der Miskatonic-Universität erscheinen. An dieser Stelle möchte ich lediglich die wichtigsten Punkte in groben Umrissen skizzieren. Mag es sich nun um Mythen handeln oder nicht die Reliefs erzählten jedenfalls von der Ankunft jener sternköpfigen Wesen aus kosmischen Räumen auf der im Entstehen begriffenen, leblosen Erde; und von der Ankunft vieler anderer fremdartiger Wesen, die zu gewissen Zeiten aufbrechen, um den Weltraum zu erforschen. Sie waren anscheinend in der Lage, den interstellaren Äther auf ihren riesigen membranartigen Schwingen zu durchqueren was merkwürdig genau mit gewissen Sagen der Bergbewohner übereinstimmt, von denen mir einmal ein befreundeter Altertumsforscher erzählt hat. Sie hatten lange Zeit im Meer gelebt, phantastische Städte gebaut und grauenhafte Kämpfe gegen namenlose Gegner ausgefochten, und zwar mit Hilfe von komplizierten Geräten, deren Wirkung auf unbekannten Prinzipien der Energie beruhte. Ihr wissenschaftliches und technisches Wissen übertraf offenbar bei weitem
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