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Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers

Titel: Berge versetzen - das Credo eines Grenzgängers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG
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eigenen Überzeugungen einer Kontrolle unterzieht (Erfahrungsaustausch im Gespräch mit Spezialisten, Test in kleinen Schritten);
    â€¢ das Selbstverständnis wie ein Freudenschrei aus dir heraus will – wage den »Urschrei« und freue dich über die Veränderung, die in dir vorgeht;
    â€¢ mehrere, die ähnlich »ticken«, sich ermuntern, »unmögliche Probleme« zu lösen.
    Ein Plan ist zwar nicht dafür da, dass er nicht eingehalten wird, aber er muss umstellbar sein. Wir Grenzgänger können Pläne machen, so viele wir wollen, sie werden zu guter Letzt nie genauso funktionieren, wie wir sie uns ausgedacht haben. Jene aber, welche die Fähigkeiten besitzen, einen ausgeklügelten Plan, auch wenn er noch so viele Varianten hat, vor Ort und im letzten Augenblick für das vorher Undenkbare umzugestalten, werden weiter kommen als jene ohne Plan oder ohne Flexibilität.
    Der Weltmeister unter den Bergsteigern in diesem Zusammenhang war der Pole Jerzy Kukuczka. Er ist relativ spät zum Himalaja-Bergsteigen gekommen, hat dann aber – in einer sehr kurzen Zeitspanne (nur elf Jahre) – alle 14 Achttausender bestiegen. Nicht nur seine stoische Ruhe und sein Beharrungsvermögen haben ihm diesen Erfolg eingetragen. Vor allem war es die Fähigkeit, vor Ort und im letzten Moment richtig zu entscheiden. Kukuczka war ein Macher, der mehr Flexibilität zeigte als andere Bergsteiger seiner Generation.
    Die Flexibilität steht zwischen Planung und Ausführung. Weil ich als Grenzgänger weit weg von jeder Hilfe und Reparaturwerkstätte bin, die Ausführung mit Risiken verknüpft ist, wesentliche Planungsfehler oft nicht mehr korrigiert werden können, muss meine Flexibilität gekonnt sein.
    Was und wie viel nun kann ich offen lassen für diese Flexibilität? Das Improvisieren vor Ort darf nicht die Folge von Schlamperei sein. Es könnte im Übrigen meinen Partnern das Gefühl der Sicherheit nehmen. Allen Risiken, Wetterveränderungen, Proviantreserven fließend Rechnung zu tragen, geschieht intuitiv und macht überlegen. Wenn ich behaupte, dass der Erfolg eines Grenzgangs gleichwertig von Planung wie von Improvisation abhängt, soll dies keine Mengenaussage sein. Es ist eine Qualitätsaussage. Beide, Planung und Flexibilität, müssen gekonnt sein, hundertprozentig.
    Jede meiner Expeditionen folgt einigen Eckwerten. Der erste ist die Qualität. Der zweite die Finanzierbarkeit. Dann kommt die Risikobereitschaft. Je älter ich werde, umso mehr lasse ich mich bei meinen Vorhaben von der Qualität leiten: Qualität der Aussage, Qualität der Tat, Qualität der Erfahrung.
    Expeditionspläne, die meinen Qualitätsvorstellungen nicht entsprechen, lasse ich fallen. Die anderen trage ich eine Zeit lang als Tagtraum mit mir herum. Ich lasse sie wachsen. Wenn ich ahne – dies ist ein Empfinden zwischen Gedrängtsein und Lust –, dass ein Plan reif ist, erstelle ich eine Kostenanalyse; der Finanzierungsplan ist meist schneller gemacht als erfüllt. Dann eine Logistik. Zuletzt kommt der Zeitplan. Dem folgen die Finanzierung und das Offenhalten meines Terminkalenders.
    Zu meinen wenigen Planungselementen (wie viel Proviant, Brennstoff, Ausrüstung für wie viele Leute und Tage; Ausweichmöglichkeiten) kommt immer auch das Wissen, wie es nicht gehen kann. Je mehr Expeditionen vor mir an einem bestimmten »Problem« gescheitert sind, desto besser weiß ich, wie ich es nicht machen darf. Wenn ich alle Fehler, die andere beim Versuch, »mein Problem« zu lösen, gemacht haben, vermeide, kann ich durchkommen. Je mehr Fehler der anderen ich kenne, umso weniger werde ich machen. Dieses negative Abstraktionsverfahren erlaubt mir mit wenigen Vorgaben ein ziemlich genaues Planen.
    Gehe ich aber ein Ziel an, das noch nie versucht worden ist (habe ich so gut wie keine Vorgaben), dann plane ich doppelgleisig. Ich beantworte mir zuerst die Frage, wie es gehen könnte. Dann, wie es in keinem Fall gehen kann. Zuletzt entscheide ich nach Engpasssektoren.
    Vor dem Versuch, Grönland von Südosten nach Nordwesten diagonal und der Länge nach zu durchqueren (mehr als 2000 Kilometer), die längste Strecke, die je ein Mensch ohne besetztes Camp gelaufen ist), entschied ich mich für eine mini-male Dauer. Hätte ich die Überquerungszeit auf 200 Tage angesetzt, hätte ich aufgrund des schweren

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