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Berger, Fabian

Berger, Fabian

Titel: Berger, Fabian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiefschlaf
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ihr nicht stimmte. Und es handelte sich hierbei sicherlich nicht um eine kleine Magenverstimmung. Also bohrte er noch einmal nach.
    »Jetzt komm schon. Du siehst nicht gut aus. Was hat er genau gesagt?«
    Doch Hannah rückte mit der Wahrheit nicht heraus. »Er tippt auf einen harmlosen Infekt und hat mir etwas verschrieben. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. In ein paar Tagen bin ich wieder topfit«, log sie weiter und schaltete ungerührt ihren Computer ein. Sie konzentrierte sich auf den Bildschirm und ignorierte ihren Vater.
    Lorenz wusste, dass er nicht mehr aus ihr rausholen würde, und gab auf. Er ging die Post dieses Tages durch, die sich auf seinem Schreibtisch stapelte. Ein großer, brauner Umschlag erweckte sein Interesse. Er zog ihn heraus und betrachtete den Absender.
    Forschungsinstitut für Neurologie Köln.
    Hastig riss er die Lasche auf, griff hinein und zog den Inhalt heraus. Sofort erkannte er das Gesicht von Jens Korte auf dem Foto in der rechten oberen Ecke der Kopie seiner Krankenakte.
    »Professor Braun hat uns die Unterlagen von Korte zugeschickt«, informierte er Hannah.
    »Und was ist mit Tobias Behrens?« Von ihrem Schreibtisch aus fixierte sie die Blätter, die er in der Hand hielt.
    »Nichts. Nur die von Korte.«
    Hannah kam zu ihm rüber. »Also gehörte Behrens nicht zu seinen Patienten.« Neugierig blickte sie ihrem Vater über die Schulter. »Oder er hat uns die Dokumente vorenthalten.«
    Lorenz nickte und überflog den Inhalt. Scheinbar hatte sich Braun bemüht, alle Informationen bezüglich der Therapie zu schwärzen. Lediglich Kortes persönliche Daten und sein Krankheitsbild waren lesbar.
    »Glioblastom mit WHO-Grad IV«, las Lorenz vor. »Was auch immer das heißen mag.«
    Hannah nahm ihm das Dokument aus der Hand. »Ich schaue mir das einmal genauer an.« Sorgfältig begann sie die Akte zu studieren, während ihr Vater grübelnd die Arme in die Luft streckte und hinter seinem Kopf verschränkte.
    Angespannt presste er die Luft zwischen seinen Lippen heraus, als ihm Clara Berg wieder in den Sinn kam. Er nahm den Hörer des Telefons in die Hand und wählte ihre Nummer.

-48-
    C lara Berg drehte sich vor dem Spiegel des Badezimmers und betrachtete ihre nackte Hüfte. Der heftige Schmerz beim Abtasten ließ sie laut aufstöhnen. Ein Bluterguss bedeckte die Außenseite ihres Oberschenkels. Bevor sie am Vorabend in der Duschkabine zu sich gekommen war, hatte sie bewusstlos unter dem fließenden Wasser gelegen. Wie lange wusste sie nicht, aber ihre Haut war ganz runzelig und aufgequollen gewesen. Nachdem sie den Hahn zugedreht und sich aus der Dusche gequält hatte, war sie vollkommen erschöpft und nur in ihr Handtuch gewickelt ins Bett gekrochen. Schnell war sie wieder in tiefen Schlaf versunken und hatte ohne Unterbrechung bis zum Morgen geschlafen. Sie betrachtete den Fleck erneut und war erstaunt darüber, wie schnell er sich so dunkel gefärbt hatte. Nur gut, dass nichts Schlimmeres passiert war. Es sind schon Menschen so unglücklich in der Dusche ausgerutscht, dass sie sich das Genick gebrochen haben. Sie zog ihren Slip an und streifte ihn vorsichtig über die lädierte Stelle. Das Telefon klingelte. Barfüßig machte sie sich auf den Weg zum Flur und griff im Vorbeigehen ein sauberes Shirt aus dem Wäschekorb. Sie streifte es über und nahm den Anruf entgegen.
    »Hallo?« Den Hörer zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt, stieg sie umständlich in ihre Jeans.
    »Hier ist Hauptkommissar Lorenz. Guten Morgen.« Sein Tonfall war freundlich, beinahe sanft.
    Clara war irritiert. »Hauptkommissar? Worum geht es denn?«
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Gestern, der Unfall. Wissen Sie nicht mehr?«
    »Welcher Unfall?« Bestimmt hatte sich der Anrufer in der Nummer geirrt. Doch seine Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor. »Tut mir leid, kennen wir uns?«
    »Gestern Mittag. Sie sind uns direkt vor den Wagen gelaufen. Sie schienen jedoch unverletzt, und da Sie sich geweigert haben, sich einer ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, haben wir Sie nach Hause gefahren. Sie müssen sich doch erinnern.«
    Clara überlegte. Der Mann klang so überzeugt. Angestrengt versuchte sie, den Ablauf des gestrigen Tages zu rekonstruieren. Doch die Erinnerung daran war verblasst. »Wie war noch mal Ihr Name?« Sie zog sich die Schuhe an.
    Plötzlich klingelte es. »Entschuldigen Sie bitte. Es ist jemand an der Tür. Ich muss leider auflegen.« Sie wollte das Gespräch beenden, doch Lorenz

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