Berger, Fabian
und sah, dass sich eine kleine Menschentraube vor dem Hauseingang gebildet hatte. Der Mann, mit dem er zusammengestoßen war, hatte sich offenbar noch schwerer verletzt als er selbst: Er lag bewegungslos auf dem Boden. Ihm war klar, dass er so schnell wie möglich von hier weg musste.
Ein weiteres Mal war er bei dem Versuch, seinen Auftrag zu erfüllen, gescheitert. Die Frau war ihm wieder entwischt. Offenbar musste er seine Taktik ändern, um ihrem unverschämten Glück ein Ende zu bereiten. Unauffällig verschwand er in der nächsten Seitenstraße.
Lorenz steuerte den Wagen über den Parkplatz des Präsidiums durch die schmale Ausfahrt auf die Straße. Die laute Sirene schlug ihm eine Schneise durch die links und rechts wartenden Autos. Viel zu schnell bog er in eine enge Gasse ein und geriet für einen Augenblick auf die Gegenfahrbahn. Gerade noch rechtzeitig konnte er einem Linienbus ausweichen und sein Auto zurück in die Spur bringen. Er raste über die Zoobrücke der Inneren Kanalstraße entgegen und bog in die Neußer Straße ein.
Schließlich erreichte er die Wohnung von Clara Berg, zusammen mit dem Streifenwagen, den Hannah angefordert hatte. Ein Fahrzeug der Ambulanz parkte vor dem Gebäude. Die Haustür stand weit offen und wurde vor dem Zufallen durch einen Keil gesichert. Im Treppenhaus behandelte ein Sanitäter das blutverschmierte Gesicht eines alten Mannes. Lorenz lief an ihnen vorbei, die Stufen empor und erreichte das zweite Stockwerk. Die Beamten folgten ihm. Er starrte durch die zerborstene Tür in den Flur der Wohnung, zog seine Waffe und entsicherte sie. Den Rücken dicht an die Wand gedrückt, schlich er hinein und hielt seine Pistole im Anschlag. Die Kollegen sicherten die anderen Zimmer. Lautlos betrat er das Wohnzimmer und blickte sich nach allen Seiten um. Der Hörer des Telefons lag auf dem Boden. Kein Anzeichen eines Kampfes. Er trat durch den Flur ins Bad. Doch von Clara Berg fehlte jede Spur. Auch der Einbrecher war verschwunden. Vielleicht war sie geflüchtet. Nur wohin? Lorenz entspannte sich wieder und steckte seine Waffe zurück. Er zog ein Taschentuch hervor und schob das Telefon zurück in die Station. Dann kehrte er ins Treppenhaus zurück. Die Stufen führten ihn hinunter, vorbei an dem Mann, dessen Platzwunde am Kopf versorgt wurde. Lorenz wusste, dass es wenig Sinn machte, die Gegend nach dem Einbrecher abzusuchen. Zum einen hatte er keine Täterbeschreibung und zum anderen war die Chance, dass dieser sich noch in unmittelbarer Nähe aufhielt, äußerst gering. Er blieb auf der letzten Stufe vor dem Hauseingang stehen. Der Sanitäter war gerade dabei, überzeugend auf den Verletzten einzureden.
»Es wäre mir lieber, Sie würden uns ins Krankenhaus begleiten«, riet dieser ihm. Doch der Alte weigerte sich.
Lorenz mischte sich ins Gespräch ein und hielt dem Mann seinen Ausweis hin. »Woher stammt Ihre Verletzung?« Es war nur zu offensichtlich, dass ein Zusammenhang zu dem Vorfall in Claras Wohnung bestand.
»Ich ging auf den Eingang zu, als die Frau aus dem Haus gerannt kam. Ich habe mich noch nach ihr umgedreht, weil sie so gehetzt aussah. Dann habe ich nach der Türklinke gegriffen und in dem Augenblick stürmte irgend so ein Vollidiot raus. Wir sind zusammengestoßen und zu Boden gestürzt. Dann ist er einfach davongelaufen, ohne mir zu helfen. Ich meine, es war doch seine Schuld!«
»Konnten Sie das Gesicht des Mannes erkennen?«
»Es ging alles so schnell. Das Einzige, was ich im Moment des Aufpralls bemerkt habe, war seine kräftige Statur. Danach war ich auch schon weggetreten.« Er deutete auf seine Wunde.
»Der Mann ist gestürzt und hat vermutlich eine Gehirnerschütterung davongetragen«, ergänzte der Sanitäter.
»Und die Frau, die vorher aus dem Haus gelaufen ist? War das vielleicht Frau Berg?«, schob Lorenz nach.
»Möglich. Ich weiß nicht genau. Ich habe sie ja nur von der Seite sehen können. Aber von der Figur her könnte sie’s gewesen sein. Ich kenne sie kaum.«
Lorenz richtete sich wieder auf. »Bleiben Sie bitte noch ein paar Minuten. Einer meiner Kollegen wird Ihre Aussage aufnehmen.« Er reichte ihm seine Karte. »Nur für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt.«
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B osch saß hinter seinem Schreibtisch und sah ungeduldig auf die Armbanduhr. Er wartete bereits seit einer vollen Stunde. Schnaufend erhob er sich von seinem Stuhl und ging ungeduldig in dem großen Büro auf und ab. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde er
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