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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Her mit dem Geld!«
    Blitzschnell ließ Alessandro die Münze verschwinden.
    Der Kastellan wollte sich auf ihn stürzen, stolperte aber und fiel zu Boden. Keiner der Wärter rührte sich, um ihn aufzurichten. Der Kastellan rieb sich fluchend sein Knie. »Spielst du Schach?« stieß er, noch immer auf dem Boden, hervor.
    »Ich spiele alles, was ihr wollt«, sagte Alessandro, »und hier geht es nicht um wertloses Kupfergeld.«
    »Ich könnte dich erdrosseln lassen«, polterte der Kastellan.
    »Sicher, wenn du anschließend hängen willst.«
    Der Kastellan fletschte seine Fledermauszähne, schwieg aber.
    »Kommt her, laßt uns eine Runde würfeln!« rief Alessandro. Er setzte sich auf einen Schemel, nahm die Weinflasche, die auf dem Tisch stand, und setzte sie an den Mund. Dann griff er sich den Würfelbecher und ließ die Würfel verführerisch gegeneinander schlagen. »Setzt euch, ihr Engelswärter, ich laufe euch schon nicht davon!« Wieder ließ er die Goldmünze zwischen seinen Fingern aufleuchten. »Und Ihr, Herr der Fledermäuse, geruht, Euch zu uns zu setzen und das Glück herbeizurufen. Das Glück ist eine Dirne!«
    Alessandro ließ die Würfel rollen, noch bevor sich alle gesetzt hatten.
    Drei Sechsen! Er warf auf Anhieb drei Sechsen. Die Wachen glotzten, als hätten sie es mit Magie zu tun.
    »Der Satan ist mit ihm«, zischte der Kastellan. Die Wachen glotzten noch immer. Alessandro lachte verächtlich auf.
3. K APITEL
    Mit dem Überfall hatte erneut der Tod in Silvias Leben eingegriffen. Er hatte sich in all seiner blutigen Gewaltsamkeit gezeigt, war aber über Nacht verschwunden. Hinterlassen hatte er einen Dämon, der die Herrschaft über das Haus der Ruffini an sich zu reißen drohte. Die Mutter wurde ohne großen kirchlichen Pomp in der Familiengruft in Santa Maria ad Martyres beigesetzt. Zur Ausrichtung einer standesgemäßen Zeremonie fehlte dem Vater die Kraft. Er schloß sich tagelang in sein Studio ein, ließ nur seinen Astrologen zu sich und manchmal seinen Beichtvater. Versorgen ließ er sich von Rosella. Silvia suchte vergeblich seine Nähe, und sie verstand nicht, warum er sie nur flüchtig berührte, wenn er ihr nicht ausweichen konnte. Dann begann er, zur Frühmesse das Haus zu verlassen und erst wieder in der Nacht zurückzukommen, manchmal gar nicht. Ein Teil der Dienerschaft lief davon. Silvia irrte durch die leeren Korridore des Hauses. Wenn wenigstens Rosella für sie dagewesen wäre! Rosella, die doch alles hatte miterleben müssen, die, hinter dem Gebüsch verborgen, hatte ertragen müssen, wovon Silvia gerade noch verschont worden war. Rosella aber bediente sie nicht mehr und ließ sie allein.
    Der einzige, der Silvia in diesen Tagen half, war ein Zeisig, mit dem sie oft spielte. Er hüpfte fröhlich hin und her und flog immer wieder heran, setzte sich auf ihre Schulter und pickte ans Ohr oder ließ sich auf ihrem Finger nieder und gab ihr ein Küßchen. Hilfreich war auch der Gedanke an ihren Retter, an Alessandro Farnese. An den Helden, der furchtlos die Wegelagerer getötet hatte. An den Ritter hoch auf seinem Roß, mit langen dunkelbraunen Haaren, mit dunklen Brauen über großen vertrauenswürdigen Augen und einer stolz geschwungenen Adlernase. Warum klopfte er nicht an das Portal des Hauses und besuchte sie?
    Auch die Bücher des Vaters konnten Silvia nicht ablenken. Sie las das große Werk des Livius, und lange Stunden grübelte sie über die Geschichte vom Raub der Sabinerinnen. Käme Alessandro und raubte sie, würde sie zwar ihrem Vater nachweinen und um Rache schreien, aber gleichzeitig jubeln. Denn von ihrem Retter träumte sie. Sie träumte, er würde sie aus den Fängen der verdreckten, stinkenden Männer befreien, auf sein Pferd ziehen und mit ihr davonreiten. Wohin genau, das vermochte sie sich nicht vorzustellen.
    Und dann vertiefte sie sich in die Geschichte der Lukrezia, die nicht ertragen konnte, ihre jungfräuliche Ehre verloren zu haben, und sich selbst entleibte. Beinahe wäre es ihr ähnlich ergangen. Lukrezia war ihre Schwester. Sie spürte noch das Blut, das ihr in Erwartung des Schmerzes in den Unterleib schoß. Ja, dort zwischen den Beinen, an diesem Ort der weiblichen Ehre, lag ein Geheimnis. Nicht nur, daß dort ein Kind gezeugt wurde. Tastete sie vorsichtig mit ihren Fingern die kleinen Rundungen ab, die Vertiefung, die bei Rosella ein dunkles Haarbüschel verbarg, spürte sie dieses den ganzen Körper erfassende Geheimnis, etwas Angenehmes, Süßes,

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