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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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kämpfte mit den Tränen.
    »Soll ich einen Priester rufen lassen?«
    »Warte noch ein wenig.«
    Sie schwiegen eine Weile, und Silvia schneuzte sich.
    »Die Spanier rollen das R«, sagte Giovanni unvermittelt.
    Silvia mußte sofort an Cesare Borgia denken, über den die wildesten Gerüchte durch Rom schwirrten. »Glaubst du, einer der Borgia-Söhne könnte … Cesare vielleicht?«
    Giovanni wurde plötzlich bleich, löste sich von ihr und starrte nachdenklich auf den Boden. »Ich habe Cesare und Alessandro bei der Wildschweinjagd erlebt …« Er schüttelte unwillig den Kopf, als müsse er einen Gedanken verscheuchen.
    »Cesare soll die päpstliche Untersuchung überwachen …«, sagte Silvia zweifelnd.
    Giovanni schaute ihr in die Augen, und in seinem Blick standen Unsicherheit und Angst. »Die verletzte Rosella in deinem Haus, Alessandro Farnese und jetzt auch noch ein Spanier bei ihr während des Anschlags, womöglich ein Borgia … Weißt du, daß du in Lebensgefahr schwebst?«
    »Wieso?« Silvia schaute Giovanni entgeistert an.
    »Du könntest zuviel wissen.«
    »Aber ich weiß doch gar nichts.«
    »Bald bist du eine Crispo, dann werde auch ich …«
    Giovanni war totenbleich, und seine Hand zitterte.
44. K APITEL
    Eine Weile glaubte Alessandro, er schwebe in Lebensgefahr. Das Verbrechen an Rosella da Roma, obwohl in aller Munde, schien trotz der Ankündigungen weder untersucht noch gesühnt zu werden. Es hatte sich längst herumgesprochen, daß ein Mann mit rollendem R dabei war – aber natürlich gab es in Rom viele Spanier, die dem weichen Singsang der italienischen Sprache einen unangenehm harten Beiklang unterlegten.
    Immer wenn Alessandro durch die Straßen zum Vatikan ritt, fühlte er sich beobachtet und verfolgt. Gleichzeitig überlegte er, ob er nicht selbst aussagen sollte gegen den Papstsohn. Aber hatte er ihn gesehen? Stünden nicht sofort dreißig Aussagen gegen ihn? Würde Cesare ihn nicht beiseite schaffen lassen, bevor es wirklich zu einer Konfrontation kam?
    Plötzlich hieß es, man habe endlich den Anstifter gefunden. Es handele sich um einen jungen römischen Kardinal. Alessandro wußte, daß nicht Cesare gemeint war, sondern er selbst. Accurse trug ihm zu, die sbirren stünden schon bereit, ihn abzuholen und in den Torre di Nona zu sperren, und später berichtete er ihm von dem Auftritt der Entlastungszeugin.
    Denn plötzlich und unerwartet stand eine verschleierte Frau vor dem Bargello, an ihrer Seite Silvia Ruffini. An ihr sei der sfregio verübt worden, erklärte Rosella, sie wolle endlich ihre Aussage zu Protokoll geben.
    Unruhe und Unsicherheit bei dem Bargello. »Woher wißt Ihr überhaupt …?« fragte er. Mit dem einen ihr gebliebenen Auge starrte Rosella ihn an, und er hob beschwichtigend und abwehrend die Hände.
    »Sie hat den bösen Blick«, murmelte er dem Protokollant zu, und dieser bekreuzigte sich.
    Dann schickte der Bargello einen Boten zum Vatikan.
    »Ihr hört von mir«, sagte er zu Rosella. »Ihr könnt jetzt gehen.«
    Aber Rosella blieb, unbeeindruckt von seinen Worten, stehen, reckte ihren Körper und ließ ihr Auge rollen.
    Nun bekreuzigte sich auch der Bargello.
    »Wenn Ihr meine Aussage nicht sofort protokolliert, werde ich, ohne Schleier vor dem Gesicht, direkt zum Vatikan gehen und in den Straßen laut den wahren Täter ausrufen.«
    »Wagt es!« Die Drohung des Bargello wirkte nicht sehr überzeugend, und er trat einen Schritt zurück, als Rosella ihn wieder anstarrte.
    »Mich schüchtert niemand mehr ein«, rief sie und ging direkt auf ihn zu. »Signora Ruffini, meine Herrin, ist meine Zeugin. Und außerdem habe ich alles, was ich weiß, schriftlich bei einem Notar hinterlegt. Ebenso die Aussagen meiner Mädchen.«
    Der Bargello hielt die Hände abwehrend vor den Körper. »Na gut«, sagte er und ließ sie in der Ecke des Raums sich niedersetzen und ihre Aussagen protokollieren. Schließlich versprach er mit versteinerter Miene, unnachsichtig jedem Verdacht, gegen wen er sich auch richte, nachzugehen. Kardinal Farnese sei zwar durch ihre Aussage entlastet, aber da die Täter maskiert gewesen seien, könne man von keinem konkreten Verdacht ausgehen.
    Tage später wurde die Untersuchung niedergeschlagen.
    Eine Zeitlang vermied Alessandro, abends sein Haus zu verlassen. Die Gefahr, plötzlich aus dem Hinterhalt überfallen zu werden, schien ihm zu groß. In der Stadt sprach man offen darüber, daß der sfregio an der bekannten Kurtisane noch nicht gesühnt sei, und

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