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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Juan hätten sie durchgestanden. »Ich kann sie nicht ausstehen, die beiden Ältesten von Rodrigo. Sie sind eifersüchtig und bösartig wie die Gockel. Cesare hat längst bereut, Kardinal geworden zu sein. Jetzt wurde sein jüngerer Bruder Juan, ohnehin schon der Liebling des Vaters, zum Gonfaloniere und Generalkapitän der päpstlichen Truppen ernannt und sollte die Orsini-Burgen erobern, nachdem viele der Orsini-Condottieri zu den Franzosen übergelaufen sind. Rodrigo will Juan tatsächlich die Orsini-Lehen geben. Aber Juan ist ein eitler, hochnäsiger und dummer Laffe und als Heerführer völlig ungeeignet. Es ist ihm noch nicht einmal gelungen, die Burg von Bracciano stürmen zu lassen. Die Orsini haben triumphiert. Und doch feiert Rodrigo seinen Sprößling, als habe er ganz Frankreich erobert. Ach Gott, warum erzähle ich dir das, du weißt es sicher schon.«
    Alessandro lächelte. »Ich weiß nur, was mir Accurse Maynier berichtet hat. Der alte Schönredner nennt das Verhältnis der Brüder heikel und den Kampf gegen die Orsini gefährlich . Er befürchtet eine Zuspitzung der Konflikte, nachdem die Franzosen vertrieben sind.«
    »Unsere Mutter hat Angst«, unterbrach ihn Giulia, »daß nach den Orsini die Caetani dran sind oder auch die Farnese. Man darf Rodrigo oder seinen Söhnen keinen Vorwand liefern. Daher bin ich auch so froh, daß ich und Rodrigo wieder …«
    »Und hat er sich generös gezeigt?«
     
    Sie bewegte ihren Kopf hin und her. »Ja und nein.
    Immerhin hat er mir ein reich besticktes Seidenkleid für den Sommer und ein Brokatkleid für den Winter geschenkt, dazu ein Diadem. Er liebt ja meine Haare so sehr – obwohl sie jetzt nur noch bis auf die Hüften fallen. Und wenn ich so sehe, wie jung die Mädchen sind, die ihn umspringen – siehst du diese Falten? Und die Haut an den Oberschenkeln wellt sich auch schon …«
    Giulia versank in trübes Schweigen.
    »Du hast das schönste Haar, das ich auf Gottes Erde gesehen habe. Es ist sogar schöner als Silvias Haar.«
    Kaum war das Stichwort Silvia gefallen, wollte Giulia genau hören, wie sein Besuch ausgefallen sei, was er ihr gegenüber noch fühle, und als er wieder geheimnisvoll lächelte, rief sie aus: »Du hast dich richtig in sie verliebt!«
    »Nein, nein«, wehrte er ab. »Sie ist verheiratet, wird bald ihr zweites Kind auf die Welt bringen, und ich bin ein Zölibatär. Ich werde nie heiraten dürfen.« Plötzlich spürte er mit aller Wucht das Absurde, das Ausweglose seiner Situation. Er hatte sich tatsächlich in Silvia verliebt, aber nun war es zu spät. Und das Schlimme daran war: Ein dummes Mißverständnis hatte sie in die Irre gehen lassen.
    »Versuch es trotzdem«, rief Giulia, nahm seine Hand und drückte sie an ihre Brust. »Unsere Mutter hat es auch gesagt.«
    »Was soll ich versuchen?«
    »Wenn du keinen männlichen Nachfolger hast, werden alle unsere Lehen an die Kurie zurückfallen, unser Name wird aussterben – das darfst du nicht zulassen. Unsere Mutter träumt schon wieder von Rabenvögeln, die um Capodimonte kreisen, sie sieht die Wölfe mit funkelnden Augen vom Monte Cimino hinabsteigen und vor unseren Mauern heulen. Und ich … ich …« Giulia holte sich ein Seidentüchlein aus ihrem Ausschnitt und tupfte sich die Augen ab. »Verstehst du, es darf nicht umsonst gewesen sein … Selbst wenn du Papst würdest … Denk an unseren Vater – was würde er sagen?«
    »Aber was soll ich unternehmen. Silvia ist verloren. Und eine andere Frau …«
    Alessandro mußte an Silvias Lächeln denken, an die Umarmung und ihren Kuß. Es drängte ihn, sie wiederzusehen, ihre Stimme zu hören, ihren Bauch zu betasten. Es war das erste Mal in seinem Leben, daß er einer Schwangeren die Hand auf das werdende Leben gelegt und seine Bewegung gespürt hatte. Das Schicksal hatte Silvia und ihn durch seine Rettung aneinandergekettet, aber dennoch hatten sie sich in die falsche Lebensrichtung drängen lassen. Und nun war es zu spät. Crispo war zudem kerngesund und mied jegliche Gefahr. Wahrscheinlich ging er noch nicht einmal auf die Jagd. Die Farnese dagegen starben aus, daran gab es nach Pietropaolos Tod kaum noch einen Zweifel, und er, der zweite Sohn des Pierluigi und Enkel von Ranuccio, dem Alten, würde ihr Totengräber sein.
    Aber auch er ertrug diesen Gedanken nicht.
    »Clarissa kommt nicht mehr in Frage«, begann Giulia wieder, »sie ist kürzlich ins Kloster von San Sisto eingetreten. Ihr Vater hat knurrig den Einstand gezahlt.

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