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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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APITEL
    Alessandro nahm ihr Lächeln mit nach Hause. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken, so daß ihm fast schwindlig wurde. Es war unglaublich, aber alles schien nur ein Mißverständnis gewesen zu sein, das Schweigen, der Stolz, das Vergessen – ein albernes, dummes, nicht enden wollendes Mißverständnis. Und nun liebten sie sich wieder, wie damals, wie immer. Obwohl sie verheiratet war. Obwohl sie ein Kind erwartete. Obwohl er Kardinal war. Er hatte sie küssen dürfen, und sie lächelte ihn an.
    Er trug das Lächeln in seinen Schlaf und hoffte, von ihm zu träumen. Er wachte morgens mit diesem Lächeln auf und überlegte ernsthaft, ob er nicht Michelangelo beauftragen sollte, eine lächelnde Madonna zu malen. Er ritt durch die Stadt und sah die Dienstmädchen, die Wäscherinnen und natürlich die Kurtisanen lächeln. Sogar die Bettlerinnen lächelten, wenn er ihnen einen Denaro zuwarf. Im Vatikan begegnete er Lucrezia Borgia. Auch sie lächelte ihn an, und er fand ihr Lächeln bezaubernd, ja verführerisch. In aller Munde war, daß sie von ihrem Giovanni Sforza, dem Grafen von Pesaro, geschieden war, wegen NichtVollzugs der Ehe – natürlich lachte ganz Rom darüber und fragte sich, wer der nächste Ehemann nun sein sollte. Die Stadt tuschelte auch über die Freizügigkeit, mit der Lucrezia angeblich ihre Gunst verteilte. Feine, süße Gesichtszüge unter blonden, offen getragenen Engellocken … verführerisch schön. Aber er träumte nicht von Lucrezia, sondern von Silvia. Von Silvias Lächeln.
    Im Vatikan allerdings herrschte eine Stimmung, die wenig Anlaß zum Lächeln gab. Alessandro hatte während der letzten Zeit die politischen Entwicklungen nur am Rande verfolgen können, während seiner Krankheit hatte er sich vergraben, und nun … der Kuß, ihr Lächeln … aber die Ereignisse nahmen keine Rücksicht auf seine beflügelte Stimmung. Der Kampf zwischen Papst Alexander VI. und Savonarola, dem Prior von San Marco, trieb auf seinen Höhepunkt zu. Er gipfelte in der Exkommunikation und Anklage des Priors, führte zu Folter und Geständnis und endete in Strangulation und anschließendem Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria. In Rom hörte man nur einen zufriedenen Nachhall der Vorgänge. Giovanni de’ Medici, Alessandros junger Kardinalskollege und Schützling, freute sich ganz besonders, weil er nun wieder die Rückkehr der Medici nach Florenz in greifbare Nähe gerückt sah. Die beiden Freunde betranken sich gemeinsam. Zu einem Kurtisanenbesuch hatte Alessandro keine Lust, er erwähnte eine Frau, die wieder in sein Leben getreten sei, daher … Giovanni verstand und versprach ihm mit schwerer Zunge, falls er, der Medici, jemals Papst würde – »wenn, dann Leo mit Namen« –, würde er alle Kinder seines alten Freundes legitimieren, wer auch immer sie geboren hätte. Alessandro staunte über die so offen ausgesprochenen Ambitionen von il Magnificos gerade mal dreiundzwanzigjährigem Sohn und legte freundschaftlich lächelnd die Hand auf seine Schulter.
    Mit großer Freude erhielt Alessandro die Nachricht von seiner Schwester Giulia, sie weile zur Zeit in Rom, wohne wieder im Palazzo bei Santa Maria in Portico, und die Nähe zu Seiner Heiligkeit sei kein Zufall, denn eine neue Annäherung von Herz und Schatz habe stattgefunden. Sofort eilte Alessandro zu ihr, und die Geschwister fielen sich in die Arme.
    »Seine Liebe lodert wie in alten Tagen«, flüsterte ihm Giulia ins Ohr. Alessandro war im Kardinalspurpur erschienen und versuchte, kuriale Würde an den Tag zu legen, aber es gelang ihm schlecht, da er, trotz aller vatikanischen Betriebsamkeit, auf lächelnden Wolken zu schweben schien. Natürlich bemerkte Giulia sofort seinen Zustand. Er hüllte sich jedoch in lächelndes Schweigen, erwähnte nur nebenbei seinen Besuch bei Silvia, nahm seine Kappe ab und machte ohne Rücksicht auf die lange Robe einen Handstand. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren, aber er konnte sich gerade noch auf den Armen halten.
    Schließlich setzten sie sich an das Fenster von Giulias Studiolo und tauschten, immer mit Blick auf San Pietro und den Palast des Papstes, die neuesten Nachrichten aus. Alessandro berichtete von dem Verlauf seiner Krankheit und Giulia von ihren Ängsten vor ihr. Orso habe sie, seine Frau, schon längere Zeit nicht mehr angerührt, und Rodrigo sei bisher, trotz seines abwechslungsreichen Lebenswandels, von der Krankheit verschont geblieben. Cesare allerdings und auch sein Bruder

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