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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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versuchte erfolglos, die Tränen zu unterdrücken.
    Er stand lange neben ihrem Bett, die Kleine streichelnd und mit weicher Stimme auf sie einredend. Schließlich reichte er sie ihr. Sie legte sie sich an die Brust und ließ sie trinken.
    Er schaute unbewegt zu. Als Costanza wieder eingeschlafen war, setzte er sich auf den Bettrand und griff Silvias Hand. Sie ließ es zu. Nach einer Weile sagte er: »Ich weiß nicht, was der barmherzige Vater noch mit mir vorhat. Aber ich habe nur einen Wunsch: Daß du die Mutter meiner Kinder wirst. Dies war immer mein Wunsch gewesen.«
    Silvia schaute ihn kopfschüttelnd an und flüsterte: »Aber wie soll das gehen, Alessandro. Du weiß doch, daß …«
    »Ich weiß, aber bei Gott ist kein Ding unmöglich.«
    »Eine verheiratete Frau und ein Kardinal – das ist vielleicht nicht bei Gott, aber doch bei den Menschen unmöglich. Und so leben wie Vannozza Cattanei – oder deine Schwester Giulia – möchte ich nicht. Es wäre für mich zu demütigend.«
    Er hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn und stand auf.
    »Liebst du mich überhaupt, Alessandro?«
    »Weißt du das noch immer nicht?«
56. K APITEL
    Alessandro fand viel zuwenig Zeit, seine kleine Tochter zu besuchen und über seine Liebe zu Silvia nachzudenken. Im Heiligen Jahr 1500, nach dem erfolgreichen Romagna-Feldzug, stand er plötzlich als Begleiter Cesares, des Herzogs von Valence, mitten im Geschehen, das Rom erfaßte: Im Februar geschah der Einzug des Siegers durch die Porta del Popolo in die Ewige Stadt. Hundert Maultiere, alle geschmückt, vorneweg, fünfzig Maultiere hinterher. Cesare in schwarzem Samt, das Ehrenband des Sankt-Michaels-Ordens umgelegt, den Arm wie einst der Triumphator Julius Cäsar erhoben, so ritt er, begleitet von seinem jüngeren Bruder und seinem Schwager, zum Vatikan, wo ihm sein Vater von der Loggia entgegenwinkte. Dann feierlicher Empfang in der Camera del Pappagallo: der Papst auf seinem Thron, vor sich Kissen aus Goldbrokat. Cesare kniete nieder, küßte seinem Vater ehrerbietig beide Füße, dann die rechte Hand. Der Papst half ihm auf und küßte ihn auf den Mund. Dann mußten Cesares Begleiter dem Papst die Füße küssen. Alessandro war sich unsicher, ob er als Kardinal auch vor dem Heiligen Vater niederknien solle. Er stellte sich lieber neben den Papst und neben seine Kardinalskollegen, die zum Empfangskomitee gehörten. Kardinal della Rovere winkte ihm mit den Augen und machte ihm ein wenig Platz. Als die Fußküsserei nicht aufhören wollte, flüsterte er ihm ins Ohr: »Von dir hört man ja allerhand.«
    Weil er sich beobachtet fühlte, antwortete Alessandro nicht. Und tatsächlich: Cesare bewegte sich spöttisch lächelnd auf ihn zu und sagte dann leise: »Du weißt wohl noch immer nicht, wo du stehst, Farnese.«
    Alessandro erwiderte sein spöttisches Lächeln und flüsterte zurück: »Ich stehe immer auf der richtigen Seite.«
    »Hoffentlich, du Frauenheld!« Und wie so oft bei Cesare schwang im Tonfall seiner Stimme eine Drohung mit.
    Am nächsten Tag wurde dem Heiligen Vater und dem Volk von Rom eine aufwendige Siegesfeier geboten. Elf Prachtwagen, die die großen Siege Cäsars darstellten, zogen an der neugierigen Menge vorbei über die Piazza Navona zum Vatikan. Auf dem letzten stand Cesare und winkte als wiedergeborener Cäsar der Menge zu. Auch Alessandro mußte von dem Siegerwagen herabwinken, obwohl er eine Unpäßlichkeit vorgetäuscht hatte. Aber Cesare hatte seine Absenz nicht akzeptiert, und so hob sich das leuchtende Purpurrot seines Kardinalsrocks vom schwarzen Samt des Valentino ab. Derartig demonstrativ hatte Alessandro sich noch nie als Cesares Anhänger in der Öffentlichkeit präsentiert. Wahrscheinlich war inzwischen auch bekannt, daß er bei der Eroberung der Romagna-Städte mitgekämpft hatte. Und was über ihn und Caterina Sforza gemunkelt wurde, wollte er sich gar nicht erst vorstellen. Cesares Leute streuten entweder aus, er sei ein Frauenschänder, oder sie verunglimpften ihn als Schlappschwanz. Beides machte ihn nicht gerade glücklich. Rom war eine einzige Gerüchteküche, die Feinde und Verleumder logen und verbogen die Wahrheit, daß die Balken von San Pietro ächzten.
    Alessandro blinzelte in die Menge. Vielleicht erkannte er das eine oder andere Gesicht. Sie sicher nicht, aber ihren Gatten. Den offiziellen Vater. Den Schönling, den sie geheiratet hatte, den sie aber sicherlich nicht liebte.
    Alessandro hoffte auf das baldige Ende dieses pompösen

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