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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Triumphzugs, doch der Papst war so begeistert von den Siegeswagen, den Trommelwirbeln und dem Trompetengedröhn, den Hochrufen der Menge und dem cäsarischen Stolz seines Sohnes, daß der gesamte Zug ein zweites Mal an ihm vorbeidefilieren mußte.
    Als sie schließlich alle absteigen konnten, war es Abend, und die offiziellen Karnevalsfeiern begannen in der Stadt. Masken tobten betrunken durch die Straßen, und schon während der ersten Stunden gab es eine auffällige Häufung von Angriffen auf Leib und Leben.
    Cesare bot Alessandro an, ihm einen Harnisch zu leihen, damit er als Feldherr auftreten könne. »Du führst la tigressa an der Kette durch die Menge. Wie wäre das? Sie folgt dir auf Knien – und wer will, darf ihr Kleid heben.« Die Vorstellung einer auf dem Boden kriechenden, vom Pöbel ausgezogenen Caterina Sforza schien ihn zu amüsieren. »Am liebsten hätte ich sie heute auf dem Triumphwagen in Ketten mitgeführt, wie es die Römer taten, aber die ritterlichen Franzosen waren dagegen. So haben wir sie erst einmal in den Belvedere gesperrt.« Er sah Alessandro spöttisch an. »Dort kannst du sie jederzeit besuchen – du Memme.« Er schlug ihn auf den Arm. »Ich will, daß du dieses Mannweib zum Singen bringst.«
    Am nächsten Tag stand Alessandro wieder neben dem Heiligen Vater auf der Loggia, um den Karnevalsbelustigungen beizuwohnen. Juden und Greise mußten unter dem Gejohle und Gegröle der Menge um die Wette rennen. Wer niederstürzte, wurde solange in den Hintern getreten, bis er sich wieder keuchend aufrichtete. Aufgeben war nicht zugelassen. Dann jagten junge Männer auf Hengsten ohne Sattel an der Loggia vorbei. Viele Pferde brachen aus oder bockten, und die mutigen Reiter flogen auf das Pflaster. Der Papst lachte jedesmal laut auf. Noch mehr erfreute ihn, als Esel und sogar Ochsen als Reittiere dienten und, schmerzhaft geschnürt oder mit Eisenspitzen gepiekst, ungewöhnliche Bocksprünge vollführten.
    Den Höhepunkt der Feierlichkeiten boten die Stierkämpfe. Insbesondere die Spanier in Rom waren aus dem Häuschen. Es wurde auf den Straßen von nichts anderem gesprochen, zumal diesmal der neue Cäsar, der Papstsohn, persönlich teilnehmen wollte. Alessandro mußte wieder in der Reihe der Kardinäle stehen, die den Heiligen Vater würdig einrahmten, meist am äußeren Rand, weil er einer der jüngsten war und noch nicht die höheren Weihen empfangen hatte. Die gereizten Tiere stürzten sich auf die Reiter die sich ihnen mit ihren Lanzen entgegenstellten, oder wurden von buntgekleideten Männern mit Degen abgestochen.
    Alessandro fand das Schauspiel blutrünstig und widerwärtig, aber das Volk tobte, und auch der Heilige Vater applaudierte immer wieder, wenn ein Stier zu Boden ging.
    Und dann erschien tatsächlich Cesare auf einem Rappen, eine Lanze im Arm, selbst von Kopf bis Fuß in Schwarz wie der Fürst der Hölle. Der Stier, gereizt zwar, aber kaum verletzt, stürzte auf ihn zu und wollte das Pferd auf die Hörner nehmen. Cesare ließ ihn herankommen, machte im letzten Augenblick einen Satz nach vorne, so daß der Stier ins Leere rannte. Als er an der Bande entlangtrabte, ohne recht zu wissen, wen er angreifen sollte, galoppierte Cesare auf ihn zu und stieß ihm die Lanze voll in die Seite. Das Tier knickte ein, raffte sich wieder auf. Blut spritzte in Fontänen in die Luft. Sofort wollten sich die anderen Kämpfer mit ihren Degen auf den Stier stürzen, aber Cesare brüllte ihnen etwas zu, und sie ließen ab. Der orientierungslose Stier versuchte, die Lanze abzuschütteln. Da galoppierte Cesare, der sich eine neue Waffe hatte geben lassen, erneut heran.
    Alessandro konnte kaum sehen, was geschah, denn die Kardinäle waren aufgesprungen und verdeckten ihm die Sicht. Als er wieder freie Sicht hatte, steckte eine zweite Lanze in dem blutenden Tier, das ein paar Schritte auf die Mitte der Kampfarena zu stakste, jeden Augenblick aber zusammenzubrechen drohte. Cesare war vom Pferd gesprungen und ließ sich ein Zweihänderschwert geben. Er stellte sich nun direkt vor den Stier, das Schwert vor sich haltend wie der Erzengel Michael, und schaute in die Menge, grüßte dann seinen Vater. Der Papst war aufgesprungen und hielt den Daumen nach unten. Er brüllte seinem Sohn etwas zu, was Alessandro nicht verstehen konnte, weil das Toben der Menge alles übertönte. Der Stier, blutigen Schaum vor dem Maul, schabte mit seinen Vorderhufen den Boden auf, senkte den Kopf, knickte schließlich ein, als

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