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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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besser eine Hexe, die einem wohlgesinnt ist … Sonst müßte man sie dem Heiligen Offizium ausliefern und verbrennen lassen.«
    »Das kommt auf keinen Fall in Frage.« Silvias Ton war bestimmt.
    Giovanni antwortete nicht, holte sich wieder seinen Zahnstocher aus dem Wams und entblößte seine Zahnreihen, als wolle er jeden Augenblick zubeißen.
    Sie hatte die Lust an der Konversation verloren und ließ ihre Gedanken treiben. Alessandro hatte ihr einen Brief zukommen lassen. Er bat sie darin, sich mit ihm bei Michelangelo zu treffen. Die Pietà sei fertig und unglaublich schön. Wie ein Blitz habe das Kunstwerk ihn getroffen, wie der Blitz, der damals Saulus zu einem Paulus … Silvia hatte den Brief zwar bis zu seinem gefühlvollen Ende gelesen, bis zu dem letzten Postskriptum, ihn dann aber ins Feuer geworfen. Selbstverständlich ging sie nicht zu Michelangelo, obwohl sie vor Neugier auf die fertige Pietà brannte.
    Giovanni reinigte nun seine Backenzähne. Dabei schaute er sich jedesmal genau an, was er aus den Ritzen und Löchern herausgepult hatte.
    »Noch immer ist unsere Ehre nicht wiederhergestellt«, sagte Silvia unvermittelt. Etwas trieb sie, ihn zu reizen. Natürlich hatte sie nie gewollt, daß er Alessandro einen der jederzeit verfügbaren bravi auf den Hals schickte, aber sie war sich ohnehin sicher gewesen, daß er dazu niemals in der Lage sein könnte. Giovanni Battista Crispo, ihr Gemahl, der erfolgreiche Kunsthändler und Sohn eines nach Geld stinkenden Vaters, der seinen Reichtum auf wenig ehrenvolle Weise erlangt hatte, schien sich damit abgefunden zu haben, daß sein drittes Kind nicht von ihm stammte, daß der Verführer unbestraft und die Ehefrau lange Zeit unbefriedigt blieb. Ob er nach der Geburt noch immer vermied, seinen ehelichen Pflichten nachzukommen – wenigstens den Pflichten? Ihr Vater hatte sich vor langer Zeit über die Kammerfrau seiner Tochter hergemacht – Giovanni schien kein Mädchen im Haus so anziehend zu finden, daß er sie geschwängert hatte. Ob er inzwischen Kurtisanen besuchte? Bisher hatte Silvia noch nichts bemerkt. Die Männer rochen doch anders, wenn sie nach einem solchen Besuch nach Hause kamen, sie blieben schlaff und desinteressiert. Giovanni war zwar schlaff und desinteressiert, aber er roch immer nach Giovanni und nicht nach Fiammetta oder Imperia oder Ambrosina.
    Giovanni reagierte nicht, sondern behandelte einen besonders hartnäckigen Zahn. Er spülte mit Wein nach und spuckte die Flüssigkeit in den Kamin.
    »Du bist ein Schlappschwanz!« sagte sie voller Verachtung.
    »Besser ein Schlappschwanz als tot. Außerdem bin ich kein Schlappschwanz, sondern lebensklug. Kann ich jetzt noch etwas daran ändern, daß du einen Bastard auf die Welt bringst? Wahrscheinlich wird er ohnehin irgendwann sterben. Soll ich mich zum Gespött machen? Soll ich die Geschäfte meines Vaters behindern? Der Fregnese hat dich gevögelt und uns ein Kuckucksei ins Nest gelegt – du mußt mit dieser Sünde leben und Gott um Verzeihung bitten. Ich war so großmütig und habe dir verziehen – obwohl nicht jeder so großzügig wäre. Der Gonella sicher nicht. Stell dir mal vor du wärst mit ihm verheiratet, und ich hätte dich geschwängert Er hätte wahrscheinlich das Heer seines Kumpanen Cesare aufgeboten, um mich in tausend Stücke reißen zu lassen. Aber ich heiße nicht Alessandro.«
    »Das ist wohl wahr!«
    Silvia hatte Giovanni nicht daran hindern können, so zu reden und zwischendurch noch immer mit dem Zahnstocher in den Zähnen herumzuwerken. Im übrigen hatte sie selbst ihm das elfenbeinerne Schmuckstück geschenkt. Feinste Schnitzereien verzierten den Griff, und dementsprechend hoch war der Preis gewesen. Aber er brauchte dieses Instrument, im Gegensatz zu ihr, da sie noch weitgehend intakte Zähne besaß.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts will ich damit sagen, aber ich möchte, daß du deine Ehre als Mann verteidigst.« Der Teufel ritt sie, daß sie ihren Giovanni so reizte.
    »Aber ich verteidige sie doch – indem ich den Mund halte und nichts unternehme. Wenn erst die ganze Stadt darüber redet, daß Giovanni Battista Crispos Ehefrau sich einem geilen Kardinal mit Namen Fregnese hingegeben hat, dann ist die Ehre des Giovanni Crispo beschmutzt und natürlich auch die Ehre der Silvia Crispo, vormals Ruffini, der Tochter eines untadeligen Vaters und einer geschändeten Mutter. Und wenn man sich dann weiter erzählt, daß der Fregnese derjenige war, der sie damals

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