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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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und her. Bevor er entschieden war, wachte ich auf, zitternd vor Angst. Von nun an glaubte ich, mein Kind müsse bei der Geburt sterben. Ich schlief kaum noch und magerte ab. Ich besuchte einen Astrologen. Für die Zeit deiner zu erwartenden Geburt sah er Jupiter im Aszendenten. ›Für einen Menschen, der im Zeichen der Fische geboren wird, eine seltene Konstellation. Aber laßt Euer Kind erst auf die Welt kommen, dann kann ich Euch ein genaues Horoskop erstellen.‹ – ›Und wenn er stirbt?‹ fragte ich. ›Unser aller Leben liegt in Gottes Hand‹, hörte ich. Ich besuchte täglich die Messe und gelobte dem Barmherzigen, dich Benedetto zu nennen, wenn du ein Junge würdest und überlebst. Benedetto wie dein Urahn, der Papst. Ich gelobte, dich in tiefer Frömmigkeit zu erziehen und auf ein geweihtes Leben vorzubereiten. Und dann kamst du als ein gesunder Junge zur Welt. Auch ich überlebte. Der Barmherzige hatte mich erhört. Er wollte, daß ich mein Gelübde erfülle. Aber dein Vater wollte von Benedetto nichts wissen. Er wollte dich noch nicht einmal Augusto nennen, nach dem Friedenskaiser, sondern Alessandro , nach dem griechischen Welteroberer. Nach einem jähzornigen Feldherrn, der mit dreiunddreißig Jahren starb. Ich stritt mich mit deinem Vater, so wie noch nie. Er schlug mich sogar. Kannst du dir das vorstellen? Er schlug mich, eine Caetani.«
    Seine Mutter holte tief Luft und strich sich wie unabsichtlich über ihre Wange. »Wenn ich mein Gelübde breche, dann werde ich verdammt sein, und du wirst mit dreiunddreißig sterben!«
    Sie holte noch einmal Luft und seufzte. Ihre Augen hatten plötzlich allen Halt verloren, und über ihr Gesicht huschten Angst und Trauer. Dann aber riß sie sich wieder zusammen und starrte ihn drohend an. »Verstehst du mich?«
    »Ich verstehe dich, aber ich halte deine Ängste für Aberglauben.«
    Seine Mutter versteinerte. Angelo blickte ihr ängstlich ins Gesicht, Giulia drückte sich an Alessandro.
    »Gleichgültig, was aus mir wird«, fuhr er fort, und seine Stimme begann vor Wut zu beben, »ich will hier hinaus. Wenn es dir gelungen ist, mich hier hereinzubringen, dann kannst du mich auch wieder herausholen. Keinen Tag länger will ich bleiben!« Er schrie nun. Am liebsten hätte er seine Mutter gepackt und ihre von Aberglauben bestimmten Erziehungsmaßnahmen aus ihr herausgeschüttelt. Er griff nach den Confessiones und warf sie mit aller Wucht auf den Boden.
    Angelo hob das Buch vom Boden auf, wischte den Staub ab und legte es wieder neben das Missale.
    Seine Mutter stand auf. »Du benimmst dich wie ein Pferdeknecht!« Ihre Stimme zitterte vor mühsamer Beherrschung, ihre Mundwinkel waren verächtlich heruntergezogen. »Versprich mir, daß du dich in Zukunft deinem Amt als Skriptor gewissenhaft widmest, und …«
    »Ich verspreche gar nichts, bevor ich nicht aus diesem Loch heraus bin. Und ich lasse mich auch nicht mehr von dir bevormunden.« Alessandro schrie noch immer.
    »Dann bleibst du hier«, sagte sie, fast unhörbar leise. Sie bedeckte ihr Gesicht wieder mit ihrem Schleier und ging zur Treppe. »Angelo! Giulia!« Ihr schneidender Ruf ließ die beiden zusammenzucken.
    Angelo lächelte, und in seinem feinen Aufzug wirkte er besonders hilflos.
    Giulia gab Alessandro einen Abschiedskuß. »O Alessandro, es ist alles so schlimm«, flüsterte sie.
7. K APITEL
    Die Ankunft im Kloster Santa Cecilia war weniger schlimm, als Silvia befürchtet hatte. Sie wurde warmherzig von einer noch jungen Mutter Oberin begrüßt, deren große, fast schwarze Augen sie augenblicklich in Bann zogen. Dann wurde sie neu eingekleidet und in ihre Zelle geführt. Sie seufzte vor Erleichterung. Wenigstens hatte sie eine Zelle für sich allein! Und auch die Haare waren ihr nicht geschoren worden. Eine kleine Novizin aus den Albaner Bergen sollte das Trampel ablösen und sie bedienen. Silvia seufzte ein zweites Mal vor Erleichterung auf. Dann stellten sich ihr die zukünftigen Lehrer vor: alles graubärtige Dominikaner. Auch der Beichtvater erschien, ein düsterer Mann mit eingefallenen Wangen und tiefen Furchen im Gesicht. Die knochige Hand des Paters tastete sich über die Bibel und legte sich dann auf ihre Schulter. Unwillkürlich brach Silvia in Tränen aus.
    Abends, nach dem Completorium, führte die Mutter Oberin sie persönlich in ihre Zelle, sprach beruhigend auf sie ein, betete das Credo und das Ave Maria mit ihr. Silvia fühlte sich plötzlich seltsam beschützt, schlief schnell ein

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