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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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mit. Er setzte sie vor sich auf den Sattel, und los ging’s durch die Weinberge oder Obstgärten.
    Vor noch nicht langer Zeit hatte Silvia sie sogar mit in eine Messe genommen, die er in Santi Cosma e Damiano zelebrierte. Sie riefen, gerade während er das Gloria anstimmte, plötzlich laut »Papa, Papa«. Die Gemeinde wußte zum Glück nicht, daß er gemeint war, und er sang ungerührt weiter. Aber später, zu Hause bei Silvia, mußten sie herzlich lachen. Kurz darauf lagen sie sich wieder in den Armen und feierten ihr Offertorium mit Vermischung, Selbstaufopferung und Anrufung der heiligen Liebe. Die Venus im siebten Haus . Die Venus im siebten Himmel – so müßte man sagen.
    Alessandro rief nach seinem Kammerdiener und ließ sich seine Kardinalskleidung bringen. Trotz des schwülen Wetters mußte er sich sein Purpurgewand anlegen und in den Vatikan reiten. Heute abend nahm er im Gefolge des Heiligen Vaters am Abendessen bei seinem neuernannten Kollegen Adriano Castellesi da Corneto teil. Viele der frischgebackenen Kardinäle von Borgias Gnaden hatten einen stattlichen Preis für ihr Amt gezahlt, katzbuckelten nun um den Knecht der Knechte Gottes und fühlten sich verpflichtet, den Heiligen Vater während der weniger heiligen Stunden des Tages zu unterhalten. Die alten frommen Kardinäle, von denen es noch einige gab, ließen sich meist aus Gesundheitsgründen entschuldigen. Nicht jeder genoß die Lustbarkeiten, an denen sich der Papst mit seiner Familie ergötzte. Die lateinischen Komödien, die Maskeraden und Hurentänze, die Auftritte nackter Weiber, die öffentliche Kopulation zu später Stunde und die blasphemische Verhöhnung der Heiligen Messe – den wirklich Frommen, zu denen er, Alessandro, allerdings kaum gehörte, war dies ein Greuel. Adriano Castellesi hatte sich gewiß Gedanken darüber gemacht, wie er den Heiligen Vater und seinen mächtigen Sohn bei Laune halten konnte. Da er zur Zeit auf ein reiches Bistum in Norditalien schielte, war ihm wahrscheinlich eine ganz besondere Lustbarkeit eingefallen.
    Während Alessandros Diener die Kapuze richtete und noch einmal den Sitz der Robe überprüfte, dachte Alessandro mit Schrecken daran, daß von ihm in absehbarer Zeit ebenfalls ein großes Festbankett erwartet wurde. Noch schob er unabdingbare Arbeiten an seinem Palazzo vor, aber ewig konnte er den Papst nicht hinhalten. Der Borgia wollte für seine Generosität eine Gegengabe erhalten. Es reichte nicht aus, daß Giulia geduldig seinen Greisenschwanz streichelte. Man mußte auch seine anderen Sinne kitzeln. Da er aber der Völlerei nicht frönte – obwohl er fett war –, mußte man seine Schaulust befriedigen. Da er alles schon gesehen hatte, war dies eine schier unlösbare Aufgabe.
    Alessandro ritt zum vatikanischen Palast und begab sich nach dem Completorium mit dem Heiligen Vater und dem gesamten Anhang zu Castellesis Villa. Der Garten war mit Fackeln fast taghell erleuchtet, überall sprangen halbnackte Nymphen und leichtgeschürzte junge Männer herum und reichten fette, fremdartige Pasteten, Süßspeisen, Obst und natürlich alle möglichen Weine. Erstaunt stieß Alessandro auf Vannozza Cattanei, Cesares Mutter, deren Leibesfülle inzwischen beeindruckend angewachsen war. Noch erstaunter war er, als ihm seine Schwester Giulia entgegeneilte. Sie küßte ihn zur Begrüßung und flüsterte ihm zu, Rodrigo habe sie unbedingt in ihrer Mitte haben wollen und wohl vergessen, daß er auch Vannozza eingeladen habe. »Wir sollen beide sogar neben ihm sitzen. Mir ist es egal. Ich bringe auch das noch hinter mich. Ach Gott, die Hitze ist heute wirklich unerträglich!«
    »Ja, die Moskitos geben noch keine Ruhe«, sagte Alessandro und zerquetschte einen Blutsauger, bevor er zustechen konnte.
    »Erkläre mir«, sagte Giulia, »warum der Allmächtige all das Ungeziefer geschaffen hat.«
    »Dann mußt du mir auch sagen«, entgegnete Alessandro, »warum er die Krankheiten zuläßt.«
    »Nicht zu vergessen das Altern«, mischte sich nun der Papst ein, der hinzugetreten war und seine Hand auf Giulias Hüften legte. »Meine Göttin hier hat er allerdings ausgenommen.«
    Natürlich lobte jetzt auch Giulia die Gesundheit und Manneskraft ihres päpstlichen Liebhabers und merkte nicht, daß Vannozza und ihr Sohn Cesare hinzutraten und eine Weile schweigend, wenn auch mit zunehmend finsterer Miene zuhörten.
    Als der Papst sich nicht scheute, erneut Giulias glatte Haut und ihre noch immer wohlgeformten Rundungen zu

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