Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes
loben, wandte sich Vannozza mit elegischem Lächeln ab. Ihr Sohn Cesare aber warf ein: »Wenn man gerade mal ein Mädchen geworfen hat, kann man leicht seine glatte Haut behalten.« Cesares Ton war unangemessen aggressiv, und Alessandro fühlte sich gedrängt, seine Schwester zu verteidigen, schwieg aber noch.
»Mäßige deine Zunge, meine Sohn«, ermahnte ihn der Papst.
Giulia lächelte verkrampft. Aber Cesare hatte sie tief getroffen, das war nicht zu übersehen.
»Und wenn man dann das Mädchen noch nicht einmal nach seinem richtigen Vater nennt, sondern nach einem halbblinden Orsini, dem man längst wegen Feigheit vor dem Feind seine Güter hätte einziehen müssen …«
Der Papst schaute kurz Vannozza nach, warf dann ein: »Erwähne den Namen Orsini nicht, Cesare, ich will mir den Abend nicht verderben.« Er schlug nach seinem Nacken und traf einen Moskito, der einen fetten Blutfleck hinterließ.
»Wenn man doch alle Blutsauger ausrotten könnte!« rief Cesare und ließ einen Blick voller Verachtung über Giulia und Alessandro gleiten. »Was, Memme?« Er versetzte Alessandro einen freundschaftlichen, aber viel zu festen Hieb und schlug ihm gleich noch auf die Brust: - » Gonella – was macht die schöne Witwe? Wärmt sie dir auch anständig dein Bett?«
Alessandro überhörte die Anspielung auf Silvia, war aber versucht, Cesare ebenso fest zurückzuschlagen. Allerdings fand er dieses jungenhafte Verhalten für einen Kardinal wenig angemessen; außerdem sah er, daß Cesare in einer unguten Stimmung war.
Der Papst allerdings schien die Situation zu genießen. Stolz, fast auffordernd schaute er auf seinen Sohn. »Man hört von ihr nur Gutes«, sagte er lächelnd. »Unser Fregnese , o Entschuldigung, Farnese wollte ich natürlich sagen, muß sie mit vielen Männern teilen, die sie in San Pietro gesehen haben, sie nun inbrünstig anbeten und ihre Nähe suchen. Aber es wird ihr nichts ausmachen, von vielen Männern verehrt zu werden.«
Vater und Sohn Borgia lachten, während Giulia Alessandro einen Wink gab, sich mit ihr zu verabschieden. Alessandro legte seinen Arm um ihre Schulter und schaute sie an. Sie zog fast unmerklich eine Augenbraue hoch.
»Ich habe gehört«, fuhr Cesare in provozierendem Ton fort, »daß Bärenmännchen nicht nur ihre Rivalen töten – was richtig ist, denn nur der Stärkste soll sich fortpflanzen –, sondern anschließend auch die Jungen ihrer Rivalen. Was hältst du davon, Gonella? Wirst du dich ähnlich verhalten?«
Der Papst stieß ein beifälliges Lachen aus. Alessandro nahm Giulias Arm und wandte sich ab. Er ließ Cesare einfach stehen.
»Laß uns gehen«, flüsterte ihm Giulia zu, »Cesare sucht Streit, und außerdem bahnt sich irgend etwas an …«
»He, ich fragte dich was, Gonella? « Cesare packte Alessandro am Arm und riß ihn herum. Gleichzeitig schlug er ihn derart fest, daß Alessandro taumelte, und riß ihm schließlich noch die Knopfreihe an der mo zzetta , dem Schulterumhang, halb ab.
»Laß mich in Ruhe, Cesare, du bist hier nicht im Heerlager.«
Alessandro hatte so beherrscht wie möglich gesprochen und einen schnellen Blick auf den Papst geworfen, der noch immer amüsiert zuschaute.
»Im Heerlager hast du deinen Schwanz ja nicht hochgekriegt – schaffst du es denn wenigstens bei deiner vielgeliebten Konkubine, oder hat jemand anders ihr den dicken Bauch gemacht?« Cesare zog erneut an Alessandros Kardinalsrock und riß ihm auch noch die letzten Knöpfe ab. »Gott, was hasse ich diese Kastratenverkleidung und diese Eunuchen, die sich darunter verstecken.«
Giulia wollte Alessandro wegziehen. Aber er richtete sich auf und wich vor Cesare keinen Schritt zurück, obwohl der mächtige Körper dieses Stierkämpfers sich ihm drohend näherte.
»Ich weiß nicht, warum du mich heute provozieren willst, lieber Cesare, und meine Schwester, die Geliebte deines Vaters, beleidigst –« Alessandro machte eine kurze Pause, um die Wirkung seiner Worte abzuschätzen.
»Farnese hat recht, du solltest Giulia nicht beleidigen, sie könnte sonst böse werden, und ich brauche sie noch«, warf nun der Papst ein. Sein Ton war alarmierend höhnisch.
Cesare schaute Alessandro abwartend-grimmig ins Gesicht, als warte er auf einen Anlaß, um zuschlagen zu können. Gleichzeitig zuckte seine linke Hand zu einer Tasche an der Hüfte, in der Alessandro einen Dolch vermutete.
»Irgendwann einmal werde ich diesem Hund die Knochen brechen«, preßte Cesare, kaum verständlich,
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