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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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wollten sie ewige Gemeinschaft schwören.
    Dann holten sie die Strohsäcke aus den anderen Zellen und legten sie nebeneinander auf den Boden.
    Sie kuschelten sich zusammen und schliefen tief und fest bis zur Frühmesse. Am nächsten Morgen lächelte die Mutter Oberin wissend, als hätte sie ihren Heimlichkeiten gelauscht.
8. K APITEL
    Alessandro hörte die beiden Wärter und auch den Kastellan schnarchen. Während der letzten Tage hatten sie häufig Schach gespielt, und Alessandro hatte ihn gewinnen lassen. Den sich langweilenden Wärtern drückte er immer wieder einige Münzen in die Hand, damit sie sich ein Mädchen holen konnten und ihn mit frischem Leinenzeug versorgten. Er hasse, so betonte er jeden Tag von neuem, unreinliche Betten, all das Ungeziefer im Turm bringe ihn noch um. Sie grunzten und schleppten saubere Laken heran. Die verschmutzten gab er nicht zurück, und die Wärter waren zu dumm oder nachlässig, sie einzufordern.
    So konnte er die Laken in den Nachtstunden in einzelne Streifen reißen und sorgfältig verknoten. Die Aussicht auf eine baldige Freilassung hatte er inzwischen aufgegeben, seine Mutter hatte nichts mehr von sich hören lassen, auch Kardinal della Rovere nicht, und seine Wut verwandelte sich in kalte Entschlossenheit. Sich auf Menschen zu verlassen war der größte Fehler, den man begehen konnte. Früher oder später verrieten einen selbst Freunde oder Familienangehörige, und solch ein Verrat konnte tödlich enden. Es galt, sich keine Schwäche zu erlauben, keine Blöße zu geben und seine Mitmenschen wie Schachfiguren gegeneinanderzusetzen. Ungerührt opferte er den Bauern, ließ das Pferd den Läufer schlagen, blockierte mit dem Turm einen Angriff und setzte schließlich mit der Dame den König schachmatt.
    Außerdem fühlte sich Alessandro zu jung und stark, das Gewebe der menschlichen Schicksale einfach nur hinzunehmen und sich auf einen Beobachterposten zurückzuziehen. Nein, er wollte sein eigenes Schicksal bestimmen, sich dagegen auflehnen, wenn es ihn niederdrückte. Er war achtzehn Jahre alt, kein Greis von achtzig, der gottergeben seine Schmerzen, seine Einsamkeit, gar sein Ende in einem Kerker hinnahm! Der Charakter bestimmte das Schicksal, wie schon Heraklit gesagt hatte, nicht blinder Zufall und auch nicht die Grille eines Papstes.
    Am frühen Morgen starrte er im ersten Licht auf die grauen Mauersteine und verfolgte unbeweglich die zurückkehrenden Fledermäuse, die durch das Luftloch hereinflatterten, dann unter einen Balken krochen und sich schließlich zum Schlafen aufhängten. Irgendwann mußten sie Junge zur Welt gebracht haben, denn zur Zeit erschienen sie häufig und säugten ihre Brut. Meist sah er nichts, hörte nur ihr fast lautloses Flattern. Wie fanden sie nur ihre eigenen Jungen? Hunderte von winzigen Fledermauskindern hingen oben im Gebälk, und sie sahen alle gleich aus. Einmal hatte Alessandro sich, wie er es häufig tat, an den Balken hochgezogen, und plötzlich sah er dieses winzige Gewürm, diese nackten Wesen mit ihren großen Ohren. Die Mütter flatterten heran, hängten sich neben ihre Kleinen; diese klammerten sich an sie und begannen an den winzigen Zitzen zu saugen. Waren sie satt, ließen sich die Mütter fallen und verschwanden lautlos durch das Loch in der Wand.
    Nach einem Besäufnis des Kastellans und der Wärter band Alessandro den Beutel mit den restlichen Bestechungsdukaten um den Hals, steckte einen Dolch in den Schaft seiner Lederstiefel und holte sich die beiden Taue aus Bettlaken, die er sich in den letzten Wochen zusammengeknotet hatte. Leise kletterte er ins Gebälk seiner Zelle. Ein Talglicht ließ ihn gerade noch erkennen, wohin er trat und wo er sich hochziehen konnte. Die Fledermauskinder waren inzwischen ihren Eltern gefolgt und jagten die ersten Mücken. Vorsichtig schob er mehrere Schindeln zur Seite und befestigte eines der Taue an einem Balken. Das zweite schlang er um seinen Oberkörper. Es war eine mondlose Nacht, und nur wenige Sterne drangen durch den Dunst, der über Rom lag. Ein paar Lichter spiegelten sich im Tiber, und weit unter sich hörte er das Scheppern von Brustpanzern. Wahrscheinlich die Wachen, die sich an die Wand lehnten oder auf dem Boden eingeschlafen waren. Oder gerade ihre Panzer anlegten.
    Es dauerte eine Weile, bis Alessandro sich orientieren konnte. Unter ihm gähnte ein schwarzer Höllenschlund, in dem sich der helle Streifen des Leinentaus verlor. Reichte das Tau nicht auf den Boden, war er

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