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Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes

Titel: Berger, Frederik - Die Geliebte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Knecht, vor das Portal und steckte zwei Fackeln in die Halter neben den Eingang. Die Gicht plagte ihn, er konnte kaum noch arbeiten, aber der Vater mochte ihn nicht davonjagen, weil er ihm bisher so treu gedient hatte. Auch Silvia mochte ihn, weil er ihr immer wilde Abenteuergeschichten aus seiner Jugend erzählt hatte. So trat sie vor ihm ins Haus, als sei es selbstverständlich, und als er sie erstaunt anrief, tat sie so, als habe sie ihn nicht gehört.
    »Piccolina!« rief er ein zweites Mal. »Wo kommst du her?«
    Sie antwortete nicht, kehrte aber um und drückte ihm ein Küßchen auf seinen Bart. Sprachlos starrte er sie an, und sie rannte die große Treppe hoch und verschwand in ihr Zimmer.
    Schon bald fand sich erneut die Aufschrift HURE am Portal der Ruffini.
    In der darauffolgenden Nacht hörte Silvia, wie ihr Vater und Rosella miteinander stritten. Sie verstand ihre Worte nicht; sie vergrub ihren Kopf unter dem Kissen und weinte sich in den Schlaf.
    Morgens wachte sie auf, weil sich der Vater und Rosella schon wieder stritten. »Es gibt andere Männer«, hörte sie Rosella kreischen. »Ich nehme meinen Sandro und verlasse das Haus! Ich bin es satt! Dies ist kein Leben!«
    Silvia sprang aus dem Bett und rannte in das Schlafzimmer des Vaters. Er stand vor dem großen Bett, halbnackt, mit wirren Haaren. Neben ihm Rosella in einem Kleid von Silvias Mutter. Beide waren so erregt, daß sie Silvia nicht wahrnahmen.
    »Du kannst das Haus jederzeit verlassen, Hure, aber Sandro bleibt hier. Ich werde ihn aufziehen!«
    »Bevor du ihn in die Finger kriegst, werfe ich ihn in den Tiber. Dies ist keine leere Drohung, das verspreche ich dir.«
    »Du wirst noch auf dem Scheiterhaufen enden!« Die Stimme des Vaters zitterte, aber äußerlich blieb er ruhig, und er sprach auch nicht laut. »Ich habe für uns alle ein Horoskop gelegt …«Er brach seinen Satz ab.
    »Du Hurenbock«, schrie Rosella. »Ich werde dich vergiften, ich verfluche dich!«
    Sie warf sich mit ihrem schweren Körper auf den Vater, aber er wich ihr aus und riß sie an ihren Haaren zurück. Plötzlich blitzte in ihren Händen ein Dolch auf. Rosella war so außer sich, daß sie zustieß. Er wich geschickt aus und schlug nach ihrem Handgelenk, die Klinge fiel zu Boden. Blitzschnell hob Silvia das Messer auf. Rosella schrie: »Ach, du bist auch hier, du Schlange! Gib mir das Messer!« und wollte sich auf Silvia stürzen. Aber schon hatte der Vater sie gepackt, stieß sie gegen die Wand und preßte sein Knie auf ihren Bauch. Sie versuchte zu kratzen und zu beißen.
    »Schluß jetzt!« zischte er ihr zu.
    Doch Rosella ließ sich nicht bändigen.
    »Das Messer!« Er streckte Silvia die geöffnete Hand entgegen, während er mit der anderen Rosella in Schach zu halten versuchte.
    Silvia war wie gelähmt.
    Aber schon hatte der Vater den Dolch an sich gerissen und preßte die Klinge mit der flachen Seite auf Rosellas Wange. »Eine Bewegung, und ich schneide dir dein Gesicht auf!«
    Rosella erstarrte. Ihre Augen aufgerissen, stieß sie »nicht mein Gesicht« hervor.
    Er lockerte seinen Griff.
    »Kein Wort mehr!« Vorsichtig ließ er sie los und trat einen Schritt zurück, den Dolch aber noch immer gegen sie gerichtet. Auf ihrer Gesichtshaut sah man den Abdruck der Klinge.
    Eine Weile standen sich die beiden regungslos gegenüber.
    »Wenn du zustichst«, flüsterte sie schließlich, »wird man dir den Kopf abhacken.«
    Er lachte höhnisch auf.
    Vorsichtig tastete sie ihre Wange ab. »Und wenn du dich freikaufst, dann wird mich mein Bruder rächen.«
    Für einen Augenblick schien der Vater unsicher geworden zu sein, und er hielt ihr den Dolch wieder direkt vor das Gesicht. Dann fauchte er: »Du beschmutzt die Kleider einer Ruffini nicht mehr.«
    Rosella schien nun alle Angst verloren zu haben. Mit einer ruhigen Bewegung schob sie die Hand des Vaters zur Seite, trat einen Schritt vor, faßte sich in den Ausschnitt, riß sich das Kleid, das sie trug, mit einem Griff von ihrem Körper. Hochgereckt und stolz stand sie nun im Hemd da.
    Ebenfalls ruhiger geworden, steckte der Vater den Dolch weg, nahm das zerrissene Kleid und bedeckte mit ihm seinen Oberkörper.
    »Vielleicht ist es gut so, wenn du unser Haus verläßt.« Seine Stimme war leise und klang sogar ein wenig traurig.
    Nun war es Rosella, die für einen Augenblick alle Kraft zu verlieren schien. Sie setzte sich auf das Bett und schlug die Arme um ihre Schultern, als friere sie. Ihr Blick fiel auf Silvia, und sie

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