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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gesehen hatte, war sie für ihn ein Rasseweib gewesen, die ukrainische Antwort auf Juliette Binoche. Oder wen der Dicke sonst attraktiv fand. »Und ich habe ja schließlich Bericht zu erstatten. Auf Befehl eines versoffenen Ermittlers.«
    »Musst du nicht zu deinen Kleinen?«
    »Natürlich muss ich. Hab schon Bescheid gegeben, dass es etwas später wird.«
    »Dann leg mal los mit deinem Bericht.«
    »Du zuerst. Von mir hörst du kein Wort, bevor du mir nicht erklärt hast, wie du einfach gehen konntest. Der Mann ist ein Mörder.«
    Ich ließ mich in einen Stuhl fallen. »Die ganze Geschichte?«
    »Natürlich die ganze Geschichte.«
    Also bekam er sie zu hören. Wenn auch nur in Stichworten. Von meinem nachmittäglichen Gespräch mit Katerina über das Besäufnis bei den Burschen bis zu meinem nächtlichen Entschluss, dem Oberen Auweg einen Besuch abzustatten.
    »Ich habe deinen Zettel gefunden«, fiel mir plötzlich ein.
    »Jaja, später. Mach weiter.«
    »Nenn es Instinkt oder Vorahnung, jedenfalls fuhr ich zu Bünting. Und als ich dort über das Gitter stieg, trat ich ... traf ich auf das Mädchen. Sie lag zusammengekrümmt zwischen den Bäumen. Mucksmäuschenstill.«
    Fatty starrte mich mit großen Augen an. In seinem trägen Leib brodelte es. »Wie ist sie umgekommen?«
    »Gib mir einen Kaffee. Willst du auch einen?«
    »Nein, verdammt. Und lenk nicht ab. Ich will alles wissen.«
    »Das Gitter, das um das Grundstück herumläuft, hat Eisenspitzen. Und in die ist sie beim Drüberklettern hineingefallen. Oder gefallen worden.«
    Fatty wurde blass. »Aber du sagtest doch ... du sagtest, dass sie unten lag?«
    »Sie muss kurz vor meinem Eintreffen heruntergehoben worden sein. 10 Minuten später, und sie hätte schon nicht mehr dagelegen.«
    »10 Minuten vorher, und du hättest das alles verhindern können.«
    Ich zuckte die Achseln. Das sollte doch wohl kein Vorwurf sein?
    »Diese Verbrecher!« Fatty begann in meiner kleinen Küche umherzugehen wie ein Panther im Käfig und ließ dabei unverständliche Laute hören. Wäre Bünting in diesem Moment zur Tür hereinstolziert, mein sanftmütiger Freund hätte ihn zerfleischt und verspeist. Panthermäßig. Mit sämtlichen Knochen.
    »Komm, nimm dir auch einen Kaffee.« Ich schenkte ihm einen Becher ein.
    »Und danach? Als du wieder ... ich meine, da war sie fort?«
    »Ja.«
    »Warum hast du nicht nach ihr gesucht, verdammt?«
    »Weil es umsonst gewesen wäre, Fatty, deshalb! Sie hatten sie weggebracht. Dasselbe Muster wie auf dem Bergfriedhof: Der Depp von Ermittler darf einen Blick auf die Leiche werfen, kurze Sendepause, und schon hat sich alles in Luft aufgelöst. Bünting spielt das Unschuldslamm, während einer seiner Untergebenen das Opfer entsorgt.«
    »Eben deshalb musstest du etwas tun!«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung, du bist der Detektiv. Wenigstens die Polizei hättest du rufen müssen.«
    »So, hätte ich? Und dann? Die hätten einen besoffenen, verdreckten Privatflic mit blauem Auge angetroffen, der von verschwundenen Leichen faselt, und daneben einen stadtbekannten, unbescholtenen Bürger, Duzfreund des Polizeipräsidenten, der erschüttert nach seinen Herztropfen kramt ... Wen hättest du eingebuchtet?«
    »Aber der Kerl kann doch nicht ewig ungeschoren davonkommen!«
    »Das wird er auch nicht. Ich krieg ihn, das habe ich mir geschworen.«
    »Ohne Polizei?«
    »Muss wohl. Aber nun mal ganz nüchtern. Warum sollte Bünting seine Haushaltshilfe umbringen?«
    Fatty ließ den Becher Kaffee, den er zum Mund geführt hatte, sinken und blickte mich entgeistert an. »Ich hör wohl nicht recht! Da stirbt eine Frau auf dem Grundstück dieses Bonzen, und du fragst, ob es überhaupt sein kann, dass er es war!«
    »Das Gitter ist mehr als mannshoch. Hast du schon mal eine erwachsene Frau über deinen Kopf gewuchtet?«
    »Na, klar! Also eine Frau nicht gerade ...«
    »Schaffst du das noch mit Ende 70?«
    »Wenn es um alles geht, schaff ich das.«
    »Nein.«
    »Dann war es halt der Dicke aus Wieblingen. Oder ein anderer Helfer.«
    »Bünting sagt, spieß mal eben die Kleine auf die Eisenspitzen da oben, und der Dicke pariert? Kannst du dir das vorstellen?«
    »Bei denen kann ich mir alles mögliche vorstellen.«
    »Es könnte auch ein Unfall gewesen sein.«
    »Ein Unfall, ach ja?« Fatty tippte sich an die Stirn. »Kleine Kletterpartie mitten in der Nacht? Und nur weil sie eine Frau ist, kommt sie nicht über das Gitter?«
    »Möglich ist das.«
    »Warum wirst du dann

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