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Bergfriedhof

Bergfriedhof

Titel: Bergfriedhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Handy. Dann ging er wieder hinein.«
    »Und weiter?«
    »Erst mal wieder warten. Gar nicht so einfach, vor dem Prinz Carl herumzulungern, ohne aufzufallen. Es verging bestimmt eine Stunde, während der Bünting drei- oder viermal auf den Platz heraustrat und sich umschaute – so, als ob er auf jemanden wartete.«
    »Und dann kam der Dicke aus Wieblingen, dieser Schafstett«, mutmaßte ich.
    »Genau. Der schlenderte in aller Gemütsruhe über den Kornmarkt, und als Bünting ihn so sah, lief ihm die Galle über. Er stürmte heraus, und die beiden begannen eine lautstarke Unterhaltung.«
    »Hast du gehört, um was es ging?«
    »Teilweise, aber es war nichts von Bedeutung. Ich wollte ja nicht gesehen werden und hielt mich hinter einer Häuserecke versteckt. Auf jeden Fall war Bünting ziemlich sauer, weil der andere so spät kam, der ließ sich aber nichts sagen. Sobald sie sich beruhigt hatten, senkten sie die Stimmen, und von da ab verstand ich gar nichts mehr. Dann ging Bünting wieder ins Foyer zurück und der Dicke Richtung Tiefgarage. Ich zögerte, ihm zu folgen, und bis ich fertig überlegt hatte, war es zu spät.«
    Das glaubte ich ihm gerne. »Hast du rausgekriegt, was für eine Veranstaltung das war?«
    »Nein, aber ich nehme an, dass er dort diesen Schnapp-auf traf.«
    »Ach so, verstehe. Er lässt sich vom Herausgeber bestätigen, dass die Porträtserie in den Neckar-Nachrichten reine Erfindung ist, und weil ihm das nicht schmeckt, bestellt er seinen Mitarbeiter zu sich. Dann wärst du Schafstett wohl besser gefolgt.«
    »Wart es ab, mein Junge!« gab Fatty triumphierend zurück. »Bünting blieb noch ein Weilchen im Prinz Carl, palaverte mit einigen der Herrschaften und fuhr dann zurück. Ich hinterher. Inzwischen war es halb acht geworden. Bünting parkte seinen BMW in der Garage. Es sah nicht aus, als wollte er an diesem Abend noch einmal weg. Außerdem hatte ich genug vom Warten. Ich machte mich also vom Acker und fuhr zu dir.«
    »Und ich war schon fort.«
    »Warst du nicht. Ich suchte vor deiner Haustür nach einem Parkplatz, als ich plötzlich dachte, Mensch, der Wagen kommt dir doch bekannt vor. Und richtig: Da stand das Auto des Dicken. Er friedlich hinter dem Steuer sitzend und Zeitung lesend.«
    »Sieh einer an! Das sind ja ganz neue Methoden. Hat er dich bemerkt?«
    »Glaube ich nicht. Wäre auch egal gewesen; er kannte mich ja nicht. Ich parke also etwas weiter weg und fange an nachzudenken.«
    »Schon wieder?«
    »Allerdings. Was hättest du an meiner Stelle gemacht? Wärst du reingegangen?«
    »Nein. Dann hätte er mich, das heißt: dich gesehen und sich deine Fresse gemerkt.«
    »So?«, machte Fatty enttäuscht. »Also, ich war drauf und dran, bei dir zu klingeln. Aber da kamst du selbst.«
    »Auf dem Weg zu den Burschen«, nickte ich.
    »Genau. Das wusste ich ja. Und nun war ich gespannt, ob er dir folgen würde. Tatsächlich: Du schwingst dich auf dein Rad, er hinterher und ich wiederum hinter ihm.«
    Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. »Nicht zu glauben. Ringelpiez mit Anfassen. Und wer hat nichts davon gemerkt? Max Koller.«
    »Kein Wunder, inzwischen habe ich Routine im Beschatten«, warf sich Fatty in die Brust. »Und dass dich der Typ nicht verloren hat – alle Achtung. Du hast sämtliche vorhandene Einbahnstraßen in der falschen Richtung durchfahren.«
    »In Neuenheim gibt es keine Einbahnstraßen. Nicht für Fahrräder.«
    »In Neuenheim gibt es nur Einbahnstraßen. Dass du es weißt. Wir haben dich dreimal verloren, aber er fand dich dreimal wieder.«
    »Auf einer Strecke von knapp zwei Kilometern?«
    Er nickte. »Und dann standen wir vor diesem Studentenwohnheim, wo der Vortrag stattfand.«
    »Das ist kein Studentenwohnheim, Fatty.«
    »Wieso? Wohnen doch Studenten drin.«
    »Wo habt ihr gestanden? Vorm Haus?«
    »Nicht direkt. Dort gibt es ja kaum Parkplätze. Wir standen beide etwas entfernt, er 50, ich 100 Meter Richtung Altstadt. Ich hätte gerne mit dir Kontakt aufgenommen, aber wie? Oben sah ich die Lichter brennen und einige Leute ins Haus gehen. Als es ruhiger wurde, verließ der Dicke seinen Wagen und schlich um den Eingang herum. Irgendwann war er verschwunden; ich nehme an, er ist die Treppe hoch und vielleicht sogar ins Haus.«
    »Das würde mich wundern. Den hätten die niemals reingelassen. Du bist doch hoffentlich nicht hinterher?«
    »Gott bewahre. Ich nutzte die Gelegenheit, um dir eine kurze Nachricht zu schreiben und ans Rad zu stecken. Dann ging ich sofort

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