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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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drauflos wie Eichendorffs Taugenichts. Nach zwanzig Minuten hatte ich die Weiden hinter mir gelassen und den Waldrand erreicht.
    Ich war an einen solchen Gewaltmarsch nicht gewöhnt, und bald bemerkte ich an meiner linken Ferse ein unangenehmes Reiben. Außerdem wurde mir schmerzlich bewusst, wie dünn meine Schuhsohlen waren. Ich spürte jedes Steinchen unter den Füßen.
    Endlich erreichte ich die Abzweigung. Es konnte nicht mehr weit sein. Der Weg war sehr schmal, mit dem Auto war er nicht zu befahren. Wer am Ende dieser Strecke lebte, der wollte wirklich für sich sein.
    Es ging immer steiler bergauf, über hervorstehende Wurzeln mächtiger Tannen, die man wie eine unregelmäßig gebaute Treppe erklimmen musste. Nicht nur meine untrainierten Beine, auch meine gequälte Raucherlunge machte mir zu schaffen. Ich japste nach Luft und hatte den Eindruck, als wanderten dabei die Rückstände der abertausend Zigaretten, die ich in meinem Leben inhaliert hatte, auf meine Zunge und verbreiteten einen rauchigen Geschmack. Ich schwitzte und musste anhalten, um zu verschnaufen. Ich sollte doch mehr Sport treiben. Wie Jutta immer sagte …
    Ich atmete ein paarmal kräftig durch. Plötzlich wurde mir klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich sog noch einmal die Luft ein. Es roch nicht nur nach Laub und Erde. Etwas hatte sich verändert. Rauch lag in der Luft.
    Brandgeruch!
    Ich mobilisierte meine Reserven und stolperte weiter den Berg hinauf. Längst lief mir unter dem Hemd der Schweiß in Bächen den Rücken herunter, mein Herz schien Chachacha zu tanzen - egal.
    Endlich tauchte zwischen den Tannen etwas auf, das man für eine Hütte halten konnte. Noch eine Biegung, und ich gelangte auf eine kleine Lichtung. Eine wilde Wiese, dahinter niedriger Mischwald; die Tannen lagen hinter mir. Mitten auf dem Gras stand die Hütte - oder vielmehr das, was von ihr übrig war.
    Das Holzgebäude stand, die Wände und das Dach schienen intakt, aber alles rundherum war verkohlt und pechschwarz. Die Tür stand halb offen und gab den Blick in ein schwarzes Loch frei. Das Glas in den beiden Fenstern links und rechts war zerstört; dahinter erkannte ich schemenhaft ein Chaos von durcheinander geworfenem Zeug. Einen Moment lang dachte ich, von den Überresten der kleinen Behausung würde noch grauer Rauch aufsteigen. Das war aber Einbildung. Doch je näher ich kam, desto schärfer wurde der Gestank, und es kam mir so vor, als wäre auch noch eine Note dabei, die mich an Benzin erinnerte.
    Täuschte ich mich, oder strahlte das verkohlte Holz noch Wärme aus?
    Instinktiv drehte ich mich um. Es konnte nicht lange her sein, dass es hier gebrannt hatte. Wahrscheinlich hatte nur die Feuchtigkeit der Jahreszeit verhindert, dass die Behausung zerstört worden war. Oder derjenige, der sie angezündet hatte, war zu blöd zum Feuerlegen gewesen. Vielleicht hatte er auch zu wenig Benzin dabei gehabt.
    Ob noch jemand in der Nähe war? Oder vielleicht sogar im Inneren der Hütte?
    »Hallo?«, rief ich.
    Niemand antwortete. Die Stille ringsum war unheimlich.
    Ich zuckte zusammen, als irgendwo Vögel krächzten und Geflatter die Luft erfüllte.
    Vorsichtig umrundete ich den geschwärzten Holzbau - immer darauf gefasst, dass mir plötzlich jemand entgegensprang. Auf der Rückseite gab es weitere Fenster, auch die waren kaputt. Ich beschloss, mir das Innere später vorzunehmen und mich erst einmal auf dem Grundstück umzusehen.
    Ich ging die ganze Wiese ab und fand einige Dinge, die darauf schließen ließen, dass hier tatsächlich einmal eine Familie gelebt hatte. An einem einzeln stehenden knorrigen Laubbaum war eine Schaukel befestigt; daneben hatte jemand im Quadrat mit der Schmalseite Bretter in den Boden getrieben. Was dazwischen lag, war wohl mal ein Sandkasten gewesen. Ein Stück weiter gab es einen sorgsam aus Natursteinen gemauerten Grill. Unter dem Rost lag noch eine Schicht Asche.
    Hinten fiel die Wiese steil ab. Der Boden dort schimmerte nass. Als ich näher kam, sah ich, dass Wasser aus dem Gras sickerte. Es suchte sich seinen Weg in das von Laubbäumen ausgefüllte Tal. Bevor es im Dunkel des Waldes verschwand, sammelte es sich in einem Becken aus Kieselsteinen und bildete dort einen winzigen Teich - so groß und so tief wie eine Badewanne. Daneben lag ein alter Plastikeimer. Er trug die Aufschrift einer berühmten Düsseldorfer Senfmarke.
    Ich musste das Innere der Hütte untersuchen. Mir graute davor, was ich vielleicht finden würde. Aber mir

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