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Bergisch Samba

Bergisch Samba

Titel: Bergisch Samba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Dieser Zettel hier, auf dem die Aggertalsperre sein soll, ist doch nicht alles, oder? Was hat denn Ratniks Ex-Frau gesagt?«
    Ich nahm einen Löffel Suppe, dann begann ich zu erzählen. Die Sache mit der Zeichnung hatte mich dermaßen beschäftigt, dass ich gleich mit der Tür ins Haus gefallen war. Als ich Jutta nun von der Begegnung mit Vanessa Michel berichtete, wurde sie nachdenklich.
    »Glaubst du, sie hat etwas mit dem Tod des Kindes zu tun?«
    »Ich kann es nicht ausschließen. Die Schwester sagt zwar, Vanessa Michel sei prinzipiell zu Hause und immer unter ihrer Aufsicht, aber das stimmt nicht. Ich habe es ja selbst erlebt. Andererseits glaube ich kaum, dass sich Ratniks Ex-Frau von Marienheide nach Solingen aufgemacht hat, um ein Kind zu überfahren.«
    »Und wenn diese Lisa dahinter steckt? Sie kann ihren Ex-Schwager nicht leiden.«
    »Aber der Ex-Schwager ist ausgewandert. Warum hätte sie das Kind umbringen sollen?«
    »Vielleicht ist das Kind gar nicht von der unbekannten Ausländerin, sondern von Vanessa Michel. Und es hat Streit darüber gegeben, ob das Kind mit nach Kanada soll.«
    »Sehr gewagte Hypothese. Die ist doch seit Jahren von Ratnik geschieden.«
    »Seit wann hindert einen eine Scheidung daran, ein Kind zu zeugen?« Jutta spann ihren Gedanken unbeirrt weiter. »Ich kann mir das genau vorstellen: Man hat ihr das Kind gleich nach der Geburt weggenommen, und sie leidet sehr darunter, dass sie es noch nie gesehen hat. Als die beiden erfahren, dass Ratnik weg will, setzen sie ihm die Pistole auf die Brust.«
    »Du fantasierst. Außerdem ist Vanessa Michel dazu nicht in der Lage.«
    »Natürlich steckt Lisa Michel dahinter«, sagte Jutta und griff in den Brotkorb. »Genau: Sie ist die treibende Kraft. Sie plant, das Kind zu entführen.«
    »Und bringt es aus Versehen um. Mensch, Jutta!«
    »Das kann passieren«, sagte Jutta. »Vielleicht war es ein Unfall. Und den haben sie dann vertuscht.«
    »Und sie lassen das tote Kind liegen? Und Ratnik? War der auch an der Vertuschung beteiligt? Der wäre doch sicher zur Polizei gegangen, wenn jemand sein Kind umbringt, oder?«
    »Vielleicht haben sie ihn erpresst? Vielleicht lebte die Ausländerin, mit der er zusammen war, illegal hier? Darüber haben wir ja schon mal gesprochen.«
    »Und wir haben gesagt, dass sie nicht illegal hier ist, wenn sie aus Portugal kommt.«
    »Wenn die Frau jedoch aus irgendeinem Grund keine Aufenthaltsgenehmigung besaß, könnten sie ihn nach dem Unfall erpresst haben.«
    »Dann frage ich mich aber, ob er sie mit nach Kanada genommen hat. Denn sie hatte dann sicher keine Papiere.«
    »Tja«, sagte Jutta und sah versonnen vor sich hin, während sie auf dem Brotkanten herumkaute. »Das musst du halt noch rauskriegen.«
    Ich legte die Hände auf den Tisch. »Moment mal«, sagte ich. »Ehe das jetzt in wilde Spekulationen ausufert: Die Scheidung von Ratnik und seiner Frau ist fast sechs Jahre her. Das Kind war deutlich jünger. Seit der Scheidung hat er seine Frau nicht mehr gesehen.«
    »Wer sagt das?«
    »Lisa Michel. Ob es stimmt, ist natürlich eine andere Frage. Weißt du was? Ich würde mich gerne mal etwas mehr mit den Fakten befassen«, erklärte ich und sah auf die Uhr. Es war zwanzig nach sieben. »Zichorius wollte mich anrufen und mir ein paar von den Bauherren nennen, bei denen Ratnik gearbeitet hat. Morgen werde ich sie überprüfen. Ich hoffe, dass wir dann was Handfestes haben.« Ich wischte mir durch die Haare. »Warum meldet der sich nicht? Am besten, ich rufe ihn an.«
    »Dann bin ich ja frei für die andere Spur«, sagte Jutta.
    »Welche andere?«
    Sie nahm den Zettel. »Den Hakenkreuzwald.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir sollten das nicht überbewerten.«
    »Findest du es nicht seltsam, dass Vanessa Michel ausgerechnet darüber zu reden bereit war? Und über nichts anderes?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte sie in dem Moment einfach so weit, dass Sie mir was erzählen wollte. Sie hätte sicher auch noch mehr gesagt, wenn nicht ihre Schwester dazwischengekommen wäre.«     
    Jutta schüttelte den Kopf. »Trotzdem. Das hat irgendwas zu bedeuten. Ich werde das rauskriegen.«
    »Und wie?«
    »Das wirst du sehen. Kümmere du dich mal um den Zimmermann. Ich gehe solange rauf in mein Arbeitszimmer.«
    »Du hast ein Arbeitszimmer? Was arbeitest du denn?«
    »Nicht so spöttisch, mein Lieber. Man muss ja hin und wieder ein paar Schecks unterschreiben, sich um Abrechnungen kümmern und Korrespondenz

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