Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition)

Titel: Bergwasser: Ein Schweiz-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Altermatt
Vom Netzwerk:
den Vortrieb hoch.
    Eine Gruppe von Männern kam herbeigerannt. Verwunderung in den Gesichtern. Auch Stettler war dabei. Er schrie ihr etwas ins Ohr, das sie nicht verstand.
    »Sie können Ihre Männer bringen!«, schrie sie ihn an.
    »Für wie lange?«, fragte Stettler. Diesmal verstand sie ihn.
    Julia zuckte mit den Schultern. »Das werden wir sehen.«
    »Besprechung um zwei Uhr in der Stüva.« Er deutete auf seinen linken Arm, obwohl die Armbanduhr nicht zu sehen war.
    »Okay.« Julia gab Antonio noch ein paar Anweisungen, dann stieg sie von der Maschine hinunter und ging zum Ort zurück, wo sie am Morgen geparkt hatten. Doch der Bus, der sie hergebracht hatte, war nicht mehr da. Und der TGV soeben abgefahren. Er holte die Arbeiter vom Südportal ab.
    Es war weit bis zum Barackendorf. Aber Julia hatte keine Lust, Stettler nach einer Fahrgelegenheit zu fragen. Wenn sie den Weg über den Zwischenangriff nehmen könne, träfe sie vielleicht jemanden, der sie mitnehmen würde. Sie zog ihren Rucksack an und marschierte los. Der Boden war nass, an der Seite des Stollens sickerte Wasser. Bergwasser. Wie Wundwasser, das aus einer Verletzung floss. Was natürlich nicht stimmte. Der Berg war kein lebender Organismus. Da waren physikalische Kräfte am Werk, der Berg drückte das Wasser heraus.
    Sie kam zur ersten Schleuse und stieß sie auf. Ein warmer Luftzug kam ihr entgegen. Sie ging weiter. Irgendwo kullerte ein Stein zu Boden. Nach dem zweiten Tor bog sie in den Zwischenangriff ein. Die Lampen, die in verschiedenen Neonfarben leuchteten, hatten etwas von einer Kunstinstallation. Von Weitem hörte sie ein dumpfes Donnern. Zuerst wusste sie gar nicht, aus welcher Richtung es kam.
    Es wurde immer lauter. Und heller. Dann sah sie hinter sich zwei Scheinwerfer. Ein Lastwagen. Der würde sie sicher mitnehmen. Sie stellte sich mitten auf die Straße und winkte ihm zu. Doch er verlangsamte nicht. Im Gegenteil, er gab Gas. Oder kam ihr das nur so vor?
    Sie sprang zur Seite, landete auf dem Bauch und stieß sich die Stirn an einem Stein. Der Lastwagen donnerte vorbei. Sie spürte etwas Nasses die Stirn herunterfließen. Sie setzte sich auf, tupfte mit dem Mittelfinger auf die Flüssigkeit. Es war Blut, das ihr übers Gesicht lief. Ihr wurde schwindlig, das grüne Licht der Neonlampe irritierte sie.
    Aber was machen all die Fledermäuse hier?, dachte sie noch, dann wurde alles schwarz.
          
    Sie liegt da und rührt sich nicht mehr. Soll er zu ihr hingehen, ihr das Blut vom Gesicht wischen, den Nacken mit etwas Wasser kühlen? Ihr etwas zu trinken geben?
    Ohnmächtigen soll man nichts einflößen. Das hat er irgendwo gehört. Vor allem aber möchte er sich nicht verraten. Noch nicht.
          
    »Hallo! Julia!« Jemand rüttelte an ihrer Schulter. Dabei war alles gerade so schön. Schwerelos, warm, entspannt.
    »Lass mich«, hörte sie sich sagen.
    Das Rütteln wurde heftiger. Sie öffnete die Augen. Zuerst sah sie nur einen roten Helm, darunter ein dunkles Augenpaar.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Sandro.
    »Keine Ahnung. Da waren Fledermäuse.«
    »Fledermäuse? Kaum, das ist denen zu feucht hier drin. Und vor allem zu laut.«
    »Und ein Lastwagen. Ich wollte mitfahren. Aber er hat nicht angehalten.«
    »Ist auch keine offizielle Haltestelle hier.« Sandro lachte. »Kannst du aufstehen?« Er packte sie am Oberarm und zog sie mühelos in die Höhe. Ihre Knie waren etwas zittrig, und im Kopf schlug ein großer Hammer gegen ihre Schläfen.
    »Komm, mein Lieferwagen steht da hinten.« Er wollte sie stützen, doch sie machte sich los. »Es geht schon.«
    »Vielleicht hat er dich einfach nicht gesehen.«
    »Kann sein«, sagte Julia. Erst jetzt merkte sie, dass ihre Stirnlampe immer noch brannte.
    Stettler sprang vom Stuhl auf, als er sie sah. »Was ist denn mit Ihnen passiert!«
    Bergamin, Lehner und Morettini glotzten Julia stumm an.
    Die Schramme war größer, als sie gedacht hatte. Sie war zwar nicht tief, reichte aber von der Stirn über die Nasenwurzel bis zur Wange. Sandro hatte sie in ihren Trakt gebracht und ihr im Waschraum das Blut weggewischt, obwohl sie sagte, das könne sie selber. Aber er blieb hartnäckig. Geschickt war er mit einem Wattebausch über ihre Stirn gefahren und hatte ihr ein Pflaster über die Wunde geklebt, das aus einem Notfallkästchen im Flur stammte.
    Julia erzählte vom Zwischenfall mit dem Lastwagen. Dass sie ihn hatte anhalten wollen.
    »Sie haben sich mitten auf die Straße

Weitere Kostenlose Bücher