Bericht vom Leben nach dem Tode
Erprobung war zu kurz… Luftschrauben sind zu klein. Kraftstoffeinspritzung schlecht und das Kühlsystem versagt… Die Außenhülle ist mit Wasser vollgesogen, das Schiff sackt nach vorn ab. Aufsteigen ist nicht möglich. Kann nicht trimmen. Sie werden verstehen, daß ich ihnen das sagen muß. Schon fünfmal hatte ich diese Schwierigkeiten – das neue Steuerungssystem ist schlecht. Zwei Stunden lang versucht, höher zu gehen, aber die Steuerung versagte. Fast hätten wir die Dächer von Achy gestreift, hielten uns entlang der Eisenbahnstrecke… Von Anfang an wußten wir, daß wir keine Chance hatten und daß es an der Steuerung lag. Konnten nicht mehr höher steigen. Ich mache mir Sorgen um eine Frau und ein Kind…
Die Stimmlage des Mediums änderte sich abermals. Jetzt sprach wieder Uvani: »Er kommt nicht zu uns, er sagt: ›Dieselmotoren, Steuerung und Gas. Wir können nicht mehr aufsteigen.‹« Das Medium schwieg, sichtlich erschöpft, und nach einer Pause sprach wieder Uvani, während Irvin ganz verschwunden zu sein schien.
Keiner der Teilnehmer an der Séance hatte irgendwelche Kenntnisse von Luftschiffen und ihrer technischen Einrichtung. Das Medium selbst besaß weder ein Auto, noch kannte es sich mit Motorfahrzeugen aus; es hatte auch keine Vorstellungen von Aeronautik oder Maschinenbau. Ein Report mit den Botschaften Irvins wurde an den stellvertretenden britischen Luftfahrtminister, Sir John Simon, geschickt. Dieser hatte bereits eine Untersuchung des Unglücks angeordnet – es war fünfundfünfzig Stunden vor der Sitzung passiert – und einen Offizier damit betraut, der beim Bau des R 101 mitgewirkt hatte. Dieser, ein hochqualifizierter Luftfahrttechniker, bestätigte in einer Wort-für-Wort-Analyse die Korrektheit der Angaben des toten Irvin.
Luftschiff zu schwer für diese Motorenkapazität: »Nach allgemeiner Ansicht zutreffend.« Höhensteuer klemmt: »Nach den Untersuchungsresultaten wahrscheinlich.« Auftrieb zu gering: »Zutreffend nach dem abgeworfenen Ballast.« Gilt auch für SL 8. Sagt es Eckener: »SL 8 wurde als Typenbezeichnung eines deutschen Luftschiffes identifiziert. Es handelt sich um Schütte-Land 8. Hugo Eckener ist der führende deutsche Luftschiffkonstrukteur.« Erprobung war zu kurz: »Zutreffend.« Luftschrauben zu klein: »Kann als zutreffend angesehen werden.« Fast die Dächer von Achy gestreift: »Achy ist auf gewöhnlichen Karten nicht verzeichnet, doch auf Meßtischblättern, wie sie Irvin hatte. Es ist ein Dorf nördlich von Beauvais auf der Route der R 101.« Entlang der Eisenbahnstrecke: »Stimmt.« 18
Wem die persönliche Sorge Irvins um eine Frau und ein Kind gegolten hatte, ist meines Wissens nicht geklärt worden. Jedenfalls war es nicht die Aufgabe des britischen Luftfahrtexperten, diesen Sachverhalt zu überprüfen.
Die Anhänger der animistischen Interpretation von Jenseitskontakten mit solchen Personen, die erst kurz zuvor gestorben sind, werden erklären, daß es sich im Fall Irvin um eine »ganz normale« telepathische Verbindung handelte, nur daß die Botschaft des Luftschiffkapitäns, seine Gedanken in den letzten Augenblicken vor dem Absturz, beim Empfänger Garrett »verspätet« eingetroffen sind, das heißt, erst nach seinem Tod. Solche Verzögerungen, besonders von Übermittlungen aus dem Äther, bzw. höheren Lufträumen, sollen häufig Vorkommen. Desgleichen Abirrungen der gesendeten Gedanken vom gewünschten Weg. Einiges könnte für diese Hypothese sprechen. Wir wissen, daß Irvins Botschaft für niemanden unter den bei der Séance Anwesenden bestimmt war, sondern für eine Dora, Dorothea, Gladys, die keiner von uns kannte, und er Uvani ausdrücklich bat, »die Störung zu entschuldigen«. Andere Andeutungen (»Er sagt, er muß unbedingt etwas unternehmen« – »Um Himmels willen, gib es ihnen weiter«), lassen tatsächlich darauf schließen, daß er die Botschaft für so dringend hielt wie einen SOS-Ruf und er diesen stockenden, verzweifelten »Bericht« unbewußt zwischen Leben und Tod gesendet hat, sterbend noch in der Hoffnung auf eine Rettung in letzter Minute.
Im folgenden Fall – und damit komme ich wieder auf Conan Doyles Wirken in dieser und der anderen Welt zurück – spielten ebenfalls der Äther und die noch in den Kinderschuhen steckende Luftfahrt eine Rolle, doch diesmal konnte nun wirklich nicht eine durch Turbulenzen im Luftraum verzögerte Gedankenübertragung statt eines echten Jenseitskontaktes
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