Bericht vom Leben nach dem Tode
angenommen werden. Denn die Sache war so:
Ende der zwanziger Jahre hatte der Journalist Goldstrom im Verlauf eines Interviews Conan Doyle gefragt, ob er glaube, daß Telepathie auch zwischen Menschen in einem mehrere tausend Meter hoch fliegenden Flugzeug und Partnern auf der Erde funktioniere. »Welchen Einfluß haben Ihrer Meinung nach die Atmosphäre sowie die Geschwindigkeit und Höhe eines Flugzeugs und seine hermetische Abgeschlossenheit?« wollte er wissen.
Die Antwort des Siebzigjährigen war typisch für ihn: »Lassen Sie es uns doch einfach ausprobieren!«
Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen, denn Conan Doyle starb kurze Zeit darauf. Und da er nicht mehr mit von der Partie sein konnte, wurde seine Idee zunächst nicht verwirklicht.
Erst zwölf Jahre später griff Goldstrom, inzwischen einer der bekanntesten amerikanischen Reporter für alle Luftfahrtangelegenheiten, den Vorschlag des alten Sir Arthur wieder auf. Er kam eines Tages zu mir und fragte mich etwas geheimnisvoll, ob ich bereit wäre, an einem parapsychologischen Experiment unter außergewöhnlichen Bedingungen teilzunehmen. Die »Bedingungen«, antwortete ich vorsichtig, seien bei jedem Experiment »außergewöhnlich«, und nun verriet er mir seinen Plan: Er wollte ein Flugzeug chartern, eine Gruppe von sechs bis acht an telepathischen Phänomenen interessierten und zu objektiver Beobachtung fähigen Leuten hineinverfrachten, dazu – und das war natürlich der Punkt, auf den es ankam – ein für diesen speziellen Zweck besonders geeignetes Medium. »Und dann fliegen wir über die City und wollen mal hören, ob das Medium Stimmen aus dem All auffangen kann.«
Nachdem ich meine Teilnahme zugesagt hatte, bat Goldstrom mich, ihm bei der Suche nach einem Medium behilflich zu sein, das die von ihm bereits erwähnten »außergewöhnlichen Bedingungen« zu erfüllen vermochte. Es durfte – das war die erste Voraussetzung – keine Angst vor dem Fliegen haben; und diese Angst war damals noch sehr verbreitet. Es sollte – das war eine Lieblingsidee Goldstroms – ein Medium sein, das in der Trance die natürlichen Stimmen der Gesprächspartner produzieren konnte, und diese Stimmen – das war die dritte Bedingung – sollten aus dem Jenseits kommen. Das war ein bißchen viel auf einmal verlangt, doch mir fiel nach einigem Überlegen der Name eines Mediums ein, das ohne die Vermittlung eines Kontrollgeistes einwandfrei erwiesen mit den Stimmen Verstorbener geredet hatte, wie immer das auch zu erklären sein mochte. Es war Miß Maina Tafe – und sie war bereit, mitzumachen.
Unsere nächste Aufgabe war die Zusammenstellung der Passagierliste. Es sollten ebenso aufgeschlossene wie kritische und in der Öffentlichkeit angesehene Persönlichkeiten sein. Also luden wir ein: Dr. David H. Webster von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik in Manhattan, eine Koryphäe seines Fachs; Mrs. Rita Olcott, die Witwe des irischen Tenors Chauncey Olcott von der Metropolitan Opera, die sich gründlich mit Parapsychologie beschäftigt hatte; Mr. Everett Britz, ein Parteifreund und Berater des New Yorker Oberbürgermeisters La Guardia; Jacob Padawer, ein vorurteilsloser Reporter, dem es nicht darauf ankam, Sensationen zu berichten, sondern die Wahrheit; und schließlich Prinzessin Rospigliossi, eine enge Freundin Conan Doyles und seiner Familie. Sie würde die wichtigste Zeugin sein; denn wir hatten uns vorgenommen, dem Medium die Aufgabe zu stellen, mit Conan Doyle in Kontakt zu treten und uns seine eigene Stimme hören zu lassen.
Der letzte Teil der organisatorischen Vorbereitung erwies sich unerwartet als der schwierigste. Es ließ sich lange Zeit kein Pilot finden, der bereit war, mit einer Gruppe »Geistersucher« aufzusteigen, die vorhatten, da oben mit Toten zu reden. Aber schließlich wagte es doch einer, und wir mieteten eine geräumige Transcontinental-Maschine für einen Flug von sechzig Minuten.
Es war nicht notwendig, das Flugzeug in einen richtigen Sitzungsraum zu verwandeln. Miß Tafe bat uns lediglich, die Fenster abzudunkeln, und so klemmte Goldstrom mitgebrachte Pappteller vor die Bullaugen. Fast alle Medien arbeiten lieber im Halbdunkel als bei hellem Tageslicht. Ich weiß selbst nicht genau, warum. Abgesehen davon, daß sich jeder Mensch bei gedämpfter Beleuchtung besser konzentriert, ist bekannt, daß außersinnliche Wahrnehmungen im abgedunkelten Raum deutlicher in Erscheinung treten. Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit der Tatsache, daß nach
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