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Bericht vom Leben nach dem Tode

Titel: Bericht vom Leben nach dem Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ford
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übernatürlichen Manipulationen abzog, den Beweis dafür an, daß alle außersinnliche Wahrnehmung Betrug sei.
    Houdini wurde der Schrecken aller Spiritisten Amerikas, und es gab damals in den USA etwa eine Million Menschen, die sich zum Spiritismus bekannten! Zugegeben, es war eine verdächtige Modeerscheinung, mit Geistern umzugehen, und die Dunkelziffer der bewußt oder unbewußt betrügerischen Medien war gewiß hoch. Doch keinesfalls gab es auf diesem Gebiet nur Schwindler und Hysteriker.
    Manche Leute fanden es paradox, daß ausgerechnet ein mit allen Wassern gewaschener Magier den Spiritisten den Untergang geschworen hatte. Viele meinten, es treibe ihn nur Konkurrenzneid und manischer Geltungsdrang. Den einen erschien er als messianischer »Tempelreiniger«, den andern als Satan persönlich. Nur wenige Eingeweihte kannten den wahren Grund von Houdinis Spiritistenfresserei. Er hing mit dem Tod seiner abgöttisch geliebten Muter zusammen, die Anfang der zwanziger Jahre gestorben war. Fest überzeugt, daß es ein Fortleben nach dem Tode gebe, hatte sie ihm auf dem Sterbebett versprochen, ihm aus dem Jenseits eine Botschaft zu senden, ein Schlüsselwort, an dem er erkennen könne, daß sie es sei, die zu ihm spreche.
    Kaum war seine Mutter beerdigt, suchte Houdini ein Medium nach dem andern auf, in der Hoffnung, daß eines von ihnen die erwartete Nachricht der Toten übermitteln werde, aber es gelang offenbar nicht. Immer enttäuschter, immer wütender sah Houdini den Glauben seiner Mutter – und vielleicht auch seinen eigenen – zunichte werden. Die Einbildung, daß alle Bemühungen und Erfolge der Spiritisten Unsinn und Täuschung seien, wurde für ihn zum Trauma, und so bekämpfte er, was er glaubte, nicht erreichen zu können, die Kommunikation mit dem Jenseits, die außersinnliche Wahrnehmung in Bausch und Bogen mit allen Mitteln. Aus dem Paulus war ein Saulus geworden.
    Sein Verhalten war, wie sich erwies, selbstzerstörerisch. Die Presse, die anfangs einmütig auf seiner Seite gestanden und über jede angebliche Aufdeckung eines spiritistischen Schwindels durch den großen Houdini ausführlich berichtet hatte, nahm den blinden Eiferer nicht mehr ernst und wandte sich von ihm ab. Etwas Schlimmeres kann einem Star bekanntlich nicht widerfahren. Das tragischste an seiner Situation war jedoch, daß seine Mutter anscheinend ständig versuchte, zu ihm durchzukommen. Aber er war nun schon so verbohrt, daß er solche Fakten einfach nicht mehr zu akzeptieren bereit war. Es geschah etwas Peinliches und Trostloses: In Atlantic City suchte Houdini Sir Arthur Conan Doyle und dessen Gattin auf, die dort auf ihrer großen Vortragsreise durch die USA Station machten. Man verabredete eine Privatséance mit Lady Jean Doyle als Medium – und tatsächlich: Houdinis Mutter meldete sich. Zunächst war es nur eine vage, kaum verständliche Botschaft, doch der Sohn zeigte sich tief bewegt – jedenfalls für einen Augenblick. Als jedoch nicht sogleich das ersehnte Schlüsselwort durchkam, überwältigte ihn wieder seine pathologische Aversion, und er bezichtigte das Ehepaar Doyle des Betruges. Die Séance wurde abgebrochen.
    Doyle, der, wie wir schon gehört haben, von Haus aus Arzt und Psychologe war, diagnostizierte Houdinis Trauma als einen schweren klinischen Fall, ohne ihm freilich helfen zu können. Niemand konnte ihm mehr helfen. Den letzten Befund über seinen geistigen Zustand lieferten ausgerechnet einige der namhaftesten Parapsychologen dieser Zeit, von denen einer im Hauptberuf Mediziner war: Dr. L.R.G. Crandon, Professor an der Harvard Medical School. Man hatte den Leichtsinn begangen, Houdini auf seinen eigenen Antrag als Mitglied eines Untersuchungsgremiums zuzulassen, das die medialen Fähigkeiten von Mrs. Margery Crandon, der Frau des Harvard-Professors, testen sollte. Noch vor Beginn der Séance sagte Houdini Betrug voraus und dehnte diesen Vorwurf auf alle anwesenden Wissenschaftler – unter denen sich auch der berühmte Gardner Murphy von der Columbia-Universität befand – aus. Es kam zu einem Skandal mit öffentlichen Erklärungen, die Houdini vollends unglaubwürdig machten.
    Ich muß hier einfügen, daß ich selbst Houdini nie begegnet bin. Zum Glück war er nie in einer meiner Séancen aufgetaucht. Ich habe die Vorgeschichte zu meiner persönlichen Erfahrung mit ihm – das heißt zu meiner Erfahrung mit dem jenseitigen Houdini – also nur aus zweiter Hand wiedergegeben. Keineswegs möchte ich sein

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