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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Bunkerraum. Selbst ein Sofa vom Trödel stand in einer Ecke, direkt neben einem großen Elektro-Heizlüfter. Mit Strom ging man in der Unterwelt nicht sparsam um. Neonröhren und Glühbirnen trugen behelfsmäßige Schirme aus rotem und gelbem Papier und produzierten ein Licht, das dem Kasino das Ambiente eines Frontbordells verlieh.
    Torn durchquerte den Raum, und Farang folgte ihm zu den drei Kühlschränken unterschiedlicher Größe, die neben gestapelten Getränkekisten mit Bier, Limonade und Mineralwasser an der Stirnseite standen, die dem Eingang gegenüber lag. Auf dem niedrigsten der Kühlschränke war stets ein Tablett mit frisch gespülten Gläsern platziert, auf dem mittleren lagen einige Flaschenöffner und Korkenzieher und auf dem Kühlschrank, der die beiden anderen überragte, stand eine Sammlung von Hochprozentigem, vom Whisky bis zum Gin. Es vermittelte Farang den Eindruck, als solle die schiere Höhe den kleinwüchsigen Vietnamesen den Zugriff zu den harten Sachen so schwer wie möglich machen. Torn hingegen hatte keinerlei Problem, als er nach dem Cognac griff und ein Wasserglas zwei Finger breit füllte.
    „Sie scheinen mehr als nur ein Hotelgast zu sein ...“ Farang nahm sich ein kaltes Bier aus dem mittleren Kühlschank. „Der Oberste Befehlshaber hat Sie seinen Partner genannt.“
    Er öffnete die Flasche und prostete Torn zu.
    „Hat er das ...?“ Torn nahm einen Schluck und wälzte ihn im Mund, als wolle er ihn gleich wieder ausspucken.
    Dass der Oberste Befehlshaber hinter seinem Rücken mit einem Fremden über ihre Geschäftsbeziehung sprach, konnte Gustav Torn nicht gefallen, und Farang verzichtete darauf, weiter Salz in die Wunde zu streuen. Torn ging zu einem der Tische, setzte sich auf einen der bequemeren Stühle und bot ihm mit einer Geste an, ebenfalls Platz zu nehmen. Er nahm die Einladung an.
    „Aber Sie sind ein lupenreiner Gast?“
    Der lauernde Unterton entging Farang nicht. „Ich bin sein Gefangener.“
    Torn tat überrascht.
    „Aber das wissen Sie natürlich.“ Farangs Lächeln folgte ein Schluck Bier.
    „Wie sollte ich?“
    „Sie haben mich, ohne zu zögern, auf Deutsch angesprochen.
    Das ist nicht gerade nahe liegend bei meinem Aussehen.“
    Torn tat entrüstet. „Ich pflege da keinerlei Vorurteile, nur weil einer ...“ Er verstummte.
    „... Schlitzaugen hat?“
    „Lassen wir das.“ Torn bemühte sich um eine freundlichere Miene. „Aber gut, zugegeben, ich hätte Sie auch in meinem katastrophalen Thai begrüßen können. Ich weiß, woher Sie kommen. Aber wer Sie nun genau sind, und was er mit ihnen anfangen soll, weiß wohl nicht mal der OB so genau.“ Er bot ein breites Verbrüderungsgrinsen an. „Ich nenne ihren Gastgeber und meinen Partner der Einfachheit halber so. Knackige Abkürzungen haben bei uns in Deutschland Tradition. Auch bei Ehrentiteln.“
    Farang nickte das Gehörte ab und wartete, ob die Quelle weitersprudelte.
    „Haben Sie schon mitgekriegt, dass er seit neuestem einen Kampfanzug trägt?“
    „Nein.“
    „Einfaches Olivgrün. Ohne jedes Lametta. Nur irgend so eine dezente Nahkampfspange in Bronze.“ Gustav Torn lachte. „Als er die bekam, muss er erheblich jünger gewesen sein. Dazu schwarzes Barett und blitzblank polierte Kampfstiefel – so wandert er auf seinen Teppichen auf und ab und plant den Krieg.“
    „Krieg?“
    „Er hat Feinde.“ Torn stand auf und ging zu den Kühlschränken, um sein Glas aufzufüllen.
    Farang war ziemlich sicher, was ablief. Das Kasino war zwar nie besonders voll, aber wenn sich nicht einmal einer der Kämpfer ein Bier holte, wenn man so ungestört blieb, roch es nach Absprache.
    Lass mich mal machen!, hatte Gustav Torn dem Alten gesagt, ich horche diesen halben Thai mal aus, biete ihm ein paar Interna an, um Vertrauen aufzubauen, und wir sehen in aller Ruhe, was dabei rauskommt. Kann jedenfalls nichts schaden. Und wenn es nichts bringt, bleibt alles unter uns, denn wir können ihn jederzeit aus dem Verkehr ziehen. Was immer Torn und der Oberste Befehlshaber auch vorhatten, die Ausgangslage wäre wesentlich schlechter gewesen, hätte Torn ihn erkannt. Natürlich war die bloße Tatsache, einen Unbekannten aus Thailand so dicht auf dem Pelz zu haben, Grund zu erhöhter Wachsamkeit für den ehemaligen Paten von Pattaya. Aber man war sich nie persönlich begegnet – und, was ebenso wichtig war, Surasak „Farang“ Meier und seine Taten waren nie durch die Medien gegangen. Sein Ruhm war ein

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