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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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Quinns Erlebnisse zu einer großen Abenteuerreportage verdichtet. Kein Wort über die paar Gewalttäter, die auch in diesem stolzen Haufen gedient hatten, denn die Anzahl geeigneter Zwerge war limitiert. Und auch kein Wort darüber, dass der Einsatz umsonst gewesen war, dass sie den Scheißkrieg trotzdem verloren hatten und dabei in diesen Löchern fast krepiert waren. Dankenswerterweise blieben auch die Albträume unerwähnt, die Quinn noch Jahre danach verfolgten. Tony hatte den beiden Frauen die Hochglanzversion erzählt, doch jetzt, an der Eingangsschwelle zu einem real existierenden Tunnelsystem, wurde der Reporter schweigsam.
    „Scheint so, als seien der Captain und McLenin ein und die selbe Person.“ Quinn ging zur Wandkarte von Berlin. „Ich bezweifle allerdings, dass er zu einer der drei Wellen gehört. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass er mal mit der zweiten aus Hanoi zu tun hatte, aber mit denen aus Saigon hat er mit Sicherheit nichts zu tun, so wie ich ihn einschätze. Einmal Guerilla, immer Guerilla. Womöglich spielt er tatsächlich Robin Hood und bekämpft den Bund der Mildtätigen aus edlen Motiven. Oder er hat noch ein paar alte Rechnungen offen.“ Er starrte auf den roten Kreis, den Romy um den Fichtenberg gezogen hatte.
    „Warum kaufen wir nicht ein paar Stangen dieser unverzollten Zigaretten und horchen die Jungs dabei aus“, schlug Tony vor.
    „Deine Journalistenmethoden in allen Ehren, aber wir recherchieren hier keinen Artikel. Ich muss schnellstens den Captain finden. Dann sehen wir weiter. Und das hier“, Quinn deutete auf den roten Kreis, „ist wohl eher Hohheitsgebiet des Bundes, nach dem, was unsere Freundinnen erzählen. Das können wir uns später noch ansehen. Der Captain hingegen hat es gerne abgelegen, eng und unzugänglich. Aber auch er und seine Leute müssen sich bewegen.“
    Er drehte sich um und sah Heli an.
    „Der Bunker, in dem sie dich mit Farang überrascht haben, hört sich am vielversprechendsten an. Könnten seine Männer gewesen sein. Jedenfalls scheint es in einem weiten Dschungel der einzige Wildwechsel zu sein, den wir mit Sicherheit kennen.“ Er senkte den Kopf und lächelte zufrieden. „Ein guter Ort, um einen Köder auszulegen.“
    „Einen Köder?“, meldete Romy sich zu Wort.
    Quinn zog ein zusammengeknülltes Stoffbündel aus der Jackentasche und breitete es auf dem Kartentisch aus. Es war ein T-Shirt, das mal olivgrün gewesen war. Nur das über der Brust aufgeschweißte Plastikemblem hatte alle Militärwäschereien unbeschadet überstanden. Es zeigte die Karrikatur einer Ratte. Sie hatte sich auf den Hinterbeinen aufgerichtet, stützte sich mit dem Schwanz auf dem Boden ab und streckte angriffslustig die Zunge heraus. Das rechte Ohr zierte ein Durchschussloch, über dem noch das Projektil durch die Luft flog. Die Comicfigur trug Kampfstiefel. Mit der linken Vorderpfote umklammerte sie einen Revolver, mit der rechten eine Schnapsflasche.
    Tony grinste selbstgefällig in die Runde. Hatte er es nicht erzählt? So waren sie – seine Tunnelratten.
    Romy war nicht beeindruckt. „Sollen wir noch einen Damenslip dazulegen?“
    Quinn lächelte sie gelassen an und steckte das Baumwollhemd wieder ein.
    „Also dann ...“, sagte Heli und fragte Romy: „Hast du die Ausrüstung noch im Wagen?“
    Romy nickte.
    „Was ist mit Waffen?“, wandte sich Quinn an Romy, als sei dies ihre selbstverständliche Zuständigkeit.
    „Eine Pumpgun und ein Revolver. Beutewaffen vom Feind. Und dazu meine Pistole.“
    „Fabrikat?“
    „Die Flinte ist eine Mossberg, der Revolver ein Smith & Wesson .357 Magnum, und meine Neunmillimeter eine Steyr.“
    „Munition?“
    „Wenn es kein Bürgerkrieg wird, müsste es reichen.“ „Wenn ich euch zuhöre, wird mir ganz anders“, sagte Heli leise und wandte sich angewidert ab.
    Quinn klopfte ihr sanft auf die Schulter. „Wenn es nach mir geht, muss kein einziger Schuss fallen. Aber ein bisschen Eindruck sollten wir schon schinden, wenn wir denen da unten begegnen.“ Er bemerkte, wie Tony mit offenem Mund zum Eingang des Kartenraums starrte, drehte sich um und glaubte für einen Augenblick, er halluziniere.
    Die Gestalt, die devot im offenen Durchgang verharrte, passte zur Figur auf seinem T-Shirt. Sie trug einen grauen Armeemantel und zwischen rosa Ohrwärmern leuchtete eine weinrote Nase.
    Die Gestalt grinste verlegen und sagte zu Heli: „Melde mir jesund zum Dienst!“

75
    Was für ein Loch. Nur die trockene

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