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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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müssen.


     
    „Was hast du denn da?“, fragte Max und nahm Till die Hülle der Videokassette aus der Hand, die Till gerade in den Rekorder geschoben hatte.
    Sie saßen in einem Seitenflügelzimmer auf dem Boden vor einem alten Fernseher. Till hatte die Kassette am Vortag in einem der Regale des Zimmers gefunden. Er war eher zufällig auf das Band gestoßen, als er sich durch die Schätze gewühlt hatte, die das Zimmer füllten. Alte Videotapes, Klassiker und Trash-Movies aus den siebziger und achtziger Jahren, Hollywood-Blockbuster aller Genres, Boxen von Serien in den unterschiedlichsten Formaten, Bänder, die offenbar schon seit Jahren nicht mehr in ihrer Hülle gelegen hatten. Bücher, DVDs, CDs und Comic-Hefte, eine ganze Wand voller Bilderbücher, aber auch unzählige Taschenbuchromane, aufwendige Hochglanzfolianten, diverse Kataloge, ja, Till war sogar auf hunderte von Programmheften von Theater- und Opernhäusern aus aller Welt gestoßen.
    „ Puppet Masters “, sagte er leichthin. „Hast du den schon mal gesehen?“
    Max schüttelte den Kopf und warf die Hülle zurück auf den Boden. „Lass ma‘ laufen.“ Er nickte Till zu, der auf die Rewindtaste gedrückt hatte, um den Film an den Anfang zu spulen.
    Till betätigte die Stopptaste. Mit einem hörbaren ‚Klack‘ blieb das Band stehen. Er drückte Play . Erst schlingerte das Bild, dann stabilisierte es sich. Die Zeilen liefen noch eine Weile verzerrt über den Fernseher hinweg, aber man konnte schon erkennen, dass sich zwei Männer in einem Raum über eine Kiste gebeugt hatten, in der ein paar dunkelgrüne Kugeln in einem Haufen aus Stroh lagen.
    Max schob die Augenbrauen zusammen. „Was soll das?“
    Till zog es vor, nichts zu antworten. Er wollte sehen, wie Max die Sache aufnahm. Er wusste, dass es nicht ungefährlich war, ihn mit dem Film zu konfrontieren, aber Till waren die Ideen ausgegangen, wie er sonst noch versuchen könnte, Max zur Vernunft zu bringen.
    „Was … Uuaaaah!“ Max kniete noch immer vor dem Bildschirm, hatte jetzt aber den Oberkörper aufgerichtet. Einer der beiden Männer hatte eine Kugel aus der Kiste genommen und hielt sie in der Hand, während sie sich wie die Blüte einer fleischfressenden Pflanze öffnete und eine Art Tentakel daraus hervordrang.
    Till kniff die Augen zusammen. Fast mehr als das Bild beeindruckte ihn die Tonspur des Films, auf der ein feines Knistern zu hören war, als würde eine Spinne über einen Spiegel laufen - oder vielmehr nicht nur eine, sondern eher dreihundert Spinnen - und als wäre man selbst nicht um ein Vielfaches größer als die Spinnen, sondern im Gegenteil kleiner , als würden die haarigen Beine der Tiere wie Wolkenkratzer über einem aufragen.
    „AAHH!“, entfuhr es Max - und Till hieb auf die Pausentaste. Das Bild fror ein. Der Tentakel, der sich aus der Kugel herausbewegt hatte, war dem einen Mann unter das Hemd gefahren und am oberen Kragen wieder zum Vorschein gekommen. Als wäre er von einer Wespe gestochen worden, hatte der Mann versucht, den Fühler von seinem Rücken zu verscheuchen, jedoch nicht verhindern können, dass die empfindliche, weiche und zugleich doch feste Spitze des blinden Glieds in sein Fleisch eingedrungen war wie in ein Stück Butter. Aus dem haarigen Knistern war ein feuchtes Glupschen und Glitschen geworden. Vom zuckenden Gesicht des angefallenen Mannes hatte das Bild auf eine Großaufnahme umgeschaltet, auf der man den Fühler sehen konnte, der sich genau in sein Genick bohrte und unglaublich flink tiefer hineinglitt - mit einer Gierig- und Nachdrücklichkeit, dass man beim Zuschauen fast meinte, wahrnehmen zu können, wie der Tentakel sich daran ergötzte, sein Opfer zu durchbohren.
    „Was ist das?“, stieß Max hervor und sah zu Till.
    „Einer von diesen Alien-Filmen?“, antwortete Till. „Ich hab ihn gestern im Regal hier gefunden.“
    Max nickte, seine Augen wanderten wie magisch angezogen zurück zum Bildschirm, auf dem die eingefrorene Großaufnahme des Fühlers zu sehen war, der in dem Rücken des Mannes steckte. Feucht schwarz schimmerten die feinen Härchen des Tentakels.
    „Und warum soll ich mir das ansehen?“
    Till drückte erneut die Playtaste. „Warum nicht.“
    Mit schlürfendem Sound glitt der Fühler noch etwas tiefer in den Halswirbel des Mannes, man konnte förmlich hören, wie er sich hinauf bis in die Schädelhöhlung voranschob. Plötzlich drückte der Mann, der längst aufgehört hatte, sich gegen das schlangenartige

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