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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Wesen zu wehren, seinen Rücken durch und spannte alle Muskeln auf einmal an. Die Kamera fuhr um ihn herum. Sein Gesicht hatte sich vollkommen entspannt. Sein Körper hatte etwas seltsam Aufgespießtes und zugleich Herunterhängendes bekommen, als würde er nicht länger von seinen Beinen getragen werden, sondern vielmehr von dem Wesen, das in ihn gefahren war. Seine Pupillen sahen geradeaus, mit einer fast verträumten Bewegung griff er nach seiner Brille und nahm sie ab.
    Max wandte die Augen nicht vom Bildschirm. „Er kann jetzt besser sehen, oder was? Weil das Vieh in ihn gefahren ist!“
    Till nickte. Gleichzeitig kam der zweite Mann ins Bild, dessen Rücken jetzt ganz entblößt war und in dem ebenfalls eines dieser Tentakel-Wesen wie ein überdimensionaler Skorpion steckte. Schnitt auf den Hals des Mannes, wo sich aus dem glänzenden Tentakel der Kreatur noch feingliedrigere Fühlerchen herausschoben und - einer deformierten, durchsichtigen Hand gleich - ebensolchen Fühlerchen entgegenreckten, die ihnen aus dem Tentakel des anderen Mannes zuwuchsen.
    In dem Moment, in dem sich die zarten Glieder erreichten, sprang das Bild zurück. Die Musik, die sich zuvor in ein nervenaufreibendes Tirilieren gesteigert hatte, wurde zu einem tiefen Röhren, das Till bis in sein Zwerchfell hinein spürte. Die beiden Männer, die sich vor wenigen Sekunden noch arglos über die Kiste gebeugt hatten, standen jetzt Rücken an Rücken und wirkten wie versunken in die Berührung der Wesen, die aus ihnen herausragten, wie verträumt geradezu, als würden sie sich ganz dem Gefühl überlassen, mit dem sich die feinsinnigen Glieder, die bis in ihr Gehirn hineinreichen mussten, hinter ihrem Rücken gegenseitig umschmeichelten.
    Till stoppte das Bild erneut. Wie von gerade so einem Skorpion ferngesteuert, wandte sich Max zu ihm um.
    „Das also ist mit deinem Vater passiert, ja Max?“ Till sah seinen Freund mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sie haben sich ihm glatt ins Genick gebohrt - und steuern ihn jetzt wie eine Marionette.“
    Max sackte in sich zusammen, kam auf den Boden zu sitzen. „Ist eher plump, hm?“, antwortete er, ohne aufzublicken.
    Till wartete ab.
    „Man kann es sich so vorstellen wie in dem Film hier oder auf zig andere Arten. Mit einem Krakenarm, durch einen Virus … “ Er warf Till einen Blick zu. „Manchmal wird der Alien dadurch übertragen, dass die Infizierten sich übergeben müssen - wenn man nicht aufpasst und einen Tropfen davon in den Mund bekommt … “ Er verzog das Gesicht. „Wie bei einer Grippe, wenn einer nießt. Im Angriff der Körperfresser werden die Menschen nicht infiziert, sondern aus einer Art Kohlkopf neu erschaffen. Da gibt es unzählige Varianten.“
    „Und du meinst, dass das jetzt auch in Wirklichkeit passiert ist.“ Je länger Till darüber nachdachte, desto weniger war ihm begreiflich, wie Max allen Ernstes so etwas denken konnte.
    „Ich habe es doch selbst erlebt“, hörte er Max murmeln.
    „Was hast du erlebt?“
    „Wie sie versucht haben, mich zu befallen.“
    Einen Moment lang war es ruhig. Plötzlich setzte der Film wieder ein - doch Till drückte sofort die Stopptaste.
    „Wann?“ Ein ungutes Gefühl hatte ihn ergriffen.
    „Neulich, nachts“, antwortete Max. „Es war eine Mischung aus Traum und Wachsein. Ich lag im Bett. Erst war es nur ein Geräusch.“ Er dachte kurz nach. „Gar nicht mal so unähnlich dem Geräusch, das in dem Film gerade zu hören war.“
    „Und dann?“
    „Es war merkwürdig … Erst dachte ich, ich würde nur nicht einschlafen können. Neulich als es so heiß war? Ich war vollkommen verschwitzt. Dann dachte ich, ich würde schon schlafen, musste mir aber im nächsten Moment sagen, dass ich doch unmöglich zugleich denken konnte, dass ich schlafe, und wirklich schlafen. Als ich daraufhin aufgeschreckt bin, hab ich es gesehen.“
    „Was hast du gesehen?“ Ungeduldig hatte Till die Fernbedienung auf den Boden geworfen und sich ganz Max zugewandt. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
    „Ich dachte mir schon, dass du mir nicht glauben würdest - “
    „Wer sagt, dass ich dir nicht glaube?!“
    „Ist es nicht so?“, fuhr ihn Max heftig an. „Es waren keine haarigen Fühler wie in dem Film hier, es waren eher nackte Molche, wie Nacktschnecken … und nicht nur eine davon, sondern zwanzig oder dreißig, und sie schienen überall in meinem Bett zu sein. Auf dem Laken, darunter, in der Decke, im Kopfkissen - als ich

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