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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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hochschreckte, krochen sie auf meinem Bauch, ich hatte sie in den Haaren, unter den Achseln, eine hatte die Fühler schon in mein Ohr gesteckt, sie hatte sich dort richtig festgesaugt! Als ich sie herausriss, piekste es, verstehst du?!“ Seine Stimme war schrill geworden. „Ich hab dich nicht geweckt, weil ich wusste, du würdest sagen, dass es doch einfach nur Schnecken sind, aber so viele? Till, warum waren es auf einmal so viele , warum waren sie in mein Bett gekrochen?“ Er starrte Till an.
    Tills Herz raste. Was war mit Max los? Hatte er den Verstand verloren?
    „Ich bin aus dem Bett aufgesprungen - und weißt du, was sie getan haben? Sie haben in ihrem Krauchen innegehalten, haben ihre Fühler ein- und ausgerollt, aber sie sind nicht weiter herumgekrochen - sondern dort geblieben, wo sie waren. Um ein Haar hätte ich aufgeschrien, aber ich habe es unterdrückt und wollte nur so schnell wie möglich raus aus meinem Zimmer.“ Max hatte die Finger seiner beiden Hände ineinander geknotet. „Doch dann sah ich, dass die Schnecken, oder was auch immer das für Viecher waren … dass sie ihre Fühler in meine Richtung zu strecken begannen. Und sie wanden ihre kleinen Körper, verstehst du? Wenn ich nach links ging, dann dauerte es vielleicht ein paar Sekunden, dann hatten sie mich geortet und streckten ihre Fühler in meine Richtung. Ging ich nach rechts, das Gleiche. Also bin ich stehen geblieben und habe gewartet. Erstaunlich schnell, sag ich dir“ - seine Augen glänzten - „krochen sie auf mich zu. Sie fielen zum Teil vom Laken auf den Boden, krochen dort weiter, bis zu meinen Füßen. Hast du mal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn eine Schnecke über einen hinwegkriecht? Es ist ein Gefühl von etwas Feuchtem, Klebrigen, du spürst, wie die Wellen durch ihren kleinen Körper gehen. Gleichzeitig hatten sie die Fühler noch immer nach vorn gestreckt - und als die ersten über meine Knie hinwegkrochen, waren meine Füße von denen, die nachkamen, schon vollkommen bedeckt!“
    Fassungslos sah Till ihn an. „Und?“, brachte er schließlich hervor, „und dann?“
    Die Anspannung, die Max‘ Körper förmlich gestreckt zu haben schien, fiel von ihm ab. Im gleichen Moment flog sein Arm durch die Luft und seine Faust traf Till an der Schulter.
    „Nix, Mann!“ Max lachte. „Was soll schon sein. Dann kam die Riesenschnecke und hat mich mit Haut und Haaren aufgegessen. Aufgelutscht! Aber weil ich ihr nicht geschmeckt habe, hat sie mich wieder ausgespuckt. Sonst würde ich ja jetzt nicht hier sitzen, stimmt’s?“
    Till fühlte, wie sich sein Zwerchfell zusammenzog. Es war alles Quatsch gewesen! Er ließ sich auf den Rücken fallen, keuchte und verschränkte die Arme über der Brust. „Ich dachte schon, du bist endgültig übergeschnappt!“
    „AAHHH!“, grölte Max und fuhr Till mit der Hand ans Genick. Von Ekel gepackt sprang Till auf, zugleich aber musste er auch weiterlachen - erst recht als er sah, wie Max sich darüber freute, dass er so empfindlich reagiert hatte.
    ‚Ich hab schon gedacht, er hat die Bodenhaftung verloren‘, fuhr es Till durch den Kopf, ‚kein Wunder, dass Max glaubt, mit seinem Vater wäre sonst was passiert … ‘
    Im gleichen Moment sah er, wie Max sich beruhigte, die Beine anzog und überkreuzte, so dass er im Schneidersitz zu sitzen kam. Schlagartig war sein Lachen verflogen und er starrte ernst vor sich hin. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
    Jäh kam Till seine eigene Ausgelassenheit wie eine Jacke vor, die zu eng geworden war. Er hörte sich noch gleichsam zu Ende lachen, in seinem Inneren aber war es schon wieder kalt geworden, dunkel und hart.
    „Ich will nicht den gleichen Fehler machen wie du, Till“, hörte er Max sagen, während Max den Kopf gesenkt hielt, so dass Till, der noch immer stand, nur seinen Hinterkopf sehen konnte.
    „Die Sachen, die wir in dem Keller gefunden haben - die Papageien - wie er sich benimmt? Ihm sitzt kein Skorpion im Nacken, aber er ist nicht mehr er selbst. Vielleicht kannst du es einfach nicht verstehen, das ändert aber nichts daran, dass es so ist.“
    Betroffen hockte sich Till neben Max, der mit beiden Händen seine Knöchel umfasst hatte.
    „Ich will nicht den gleichen Fehler machen wie du, Till“, sagte er noch einmal und jetzt trafen sich ihre Blicke. „Du hast bei deinem Bruder einfach abgewartet - bis es zu spät war. Das wird mir nicht passieren.“
    „Was … was meinst du“, stammelte Till

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