Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
Wort verstanden. „Was für ein Gebiet, Xaver?“
    „Siehst du, jetzt drehen wir uns im Kreis.“ Er hatte ihr mit der Hand über die Wange gestrichen. „Es hat doch keinen Sinn, wenn ich versuche, das, worum es mir geht, jetzt zurückzuübersetzen, um mit dir darüber sprechen zu können! Wenn ich es zurückübersetze, löst es sich ja gerade auf - also das, worum es mir geht.“
    „Du willst, dass ich - was? Eine neue Sprache lerne?“
    „Ja … so in etwa … aber - wie gesagt - der Zeitpunkt ist verfrüht. Ich bin selbst erst noch dabei, die ersten Bruchstücke zu verwenden, um mich in diesem neu erschlossenen Gebiet zurechtzufinden. Das ist - wie soll ich sagen - ein kreisförmiger Prozess. Die Ausdrücke dienen mir wie eine Art Taschenlampe, mit der ich neue Bereiche des Gebiets ausleuchte. Und wenn ich neue Bereiche ausgeleuchtet habe, weiß ich, welche Ausdrücke ich schmieden muss - also welche Werkzeuge - um noch weiter vorzudringen.“
    Julia hatte geschwiegen. „Und wie lange soll das noch so weiter gehen?“, hatte sie Xaver schließlich gefragt.
    „Ich weiß, es klingt absurd, Julia, aber … ich … ich bin mir nicht sicher … ich bin mir ja nicht einmal sicher, wohin die Reise geht! Wie sollte ich auch? Dann müsste ich ja schon das Ziel kennen, bereits dort gewesen sein … Es ist nicht zu ändern … wir müssen uns einfach vertrauen.“
    Sie sah durch die Blätter zu Xaver und Till. Die beiden hatten begonnen, nebeneinanderher über den Rasen zum Gartenhaus zu laufen, in dessen Keller Julia eben auf ein altmodisches Kaminzimmer gestoßen war, von dem Xaver ihr noch nie etwas erzählt hatte.
    Vertrauen. Konnte sie Xaver nach all dem, was in den letzten Wochen geschehen war, noch vertrauen?
    Nein, sagte etwas in ihr - und Julia wusste, dass das stimmte.


     
    ‚Lass dich von ihm doch nicht um den Finger wickeln!‘ Till sah Max förmlich vor sich. ‚Ich glaube das nicht. Ein Buch? Warum liegt das Material dann so versteckt im Keller?‘
    Schweigend marschierte Till neben Bentheim Richtung Gartenhaus, während er innerlich Max auf sich einreden hörte. ‚Lass dich von ihm nicht täuschen, Till. Mein Vater sagt nie einfach nur das, was ihm gerade durch den Kopf geht - er verfolgt immer ein ganz bestimmtes Ziel damit! Du kannst dir sicher sein, dass dieses Ziel in seinem Interesse ist - ob es auch in deinem Interesse ist, ist jedoch eine ganz andere Frage!‘
    Was wollte Bentheim ihm zeigen?
    Im Gartenhaus angekommen, wandte sich Max‘ Vater zu der Treppe, die in den Keller führte. Kurz darauf standen sie in dem Raum mit der Holztäfelung und Bentheim zog die verborgene Tür auf, die Till schon kannte. Er nahm kaum Notiz von den zertretenen Planken und wuchtete die Luke im Boden hoch. Als der Stahldeckel senkrecht stand, konnte Till sehen, dass der Riegel, der darunter angebracht war, zurückgeschoben war. Eine gusseiserne Leiter führte in die Tiefe.
    Entfernt nahm Till den fauligen Geruch von Abwässern wahr, dann wieder summte es, als wären Starkstromleitungen in der Tiefe verlegt worden.
    Fast zwei Stunden lang irrten sie durch ein verzweigtes System von Tunneln und Röhren, in das sie über die Leiter gelangt waren. Und je weiter sie sich vom Haus der Bentheims entfernten, desto unheimlicher wurde es ihm.
    „Herr Bentheim … ich … wissen Sie, Ihre Frau … ich habe ihr ja gar nicht gesagt, dass ich heute weg bin … “, begann Till, während er weiterstolperte.
    Sie macht sich vielleicht Sorgen, wollte er sagen, aber er ahnte, dass das absurd war, dass Bentheim sich mit seiner Frau ja abgesprochen haben würde. Die turmhohe Sandschicht, die mittlerweile zwischen ihm und der Oberfläche liegen musste, nahm Till jedoch schier den Atem. ‚Lass dich nicht wie Schneewittchen in den Wald führen, um dann getötet zu werden‘, wisperte es in ihm. ‚Und wenn, dann bettele wenigstens um dein Leben wie sie.‘
    Bentheim schien den Weg gut zu kennen. Er war immer ein paar Schritte vor Till gelaufen, jetzt aber blieb er stehen und drehte sich um.
    „Warum laufen wir hier unten herum?“, insistierte Till. „Ich würde jetzt wirklich lieber wieder nach oben.“
    Bentheim sah ihn an. „Es geht nicht so sehr um dich, Junge.“ Seine Augen wirkten plötzlich traurig und stumpf. „Ich mag dich, aber … es geht um Max, weißt du. Er hört nicht mehr auf mich … und so wie bisher geht es nicht weiter.“
    „Ich … aber … “, stotterte Till, „ … das alles hier … ich kann ihm

Weitere Kostenlose Bücher