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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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doch nur sagen, dass hier unten nichts als leere Tunnel und Gänge sind.“
    „Willst du Max helfen oder nicht?“
    Forschend waren Bentheims Augen im matten Schein der Tunnelbeleuchtung auf Till gerichtet.
    „Ja, klar … ich will Max helfen“, flüsterte Till. „Max ist mein Freund.“
    Bentheim nickte. „Ich muss mich auf dich verlassen können. Auf Max kann ich es nicht. Auf dich aber muss ich mich verlassen können, sonst kannst du euch beiden nicht helfen.“
    ‚Uns beiden?‘
    In der Ferne war ein dumpfes Klappern zu hören, das in den Röhren widerhallte.
    „Ich muss sicher sein, dass du Max zur Vernunft bringst.“
    „Deshalb haben Sie mich hierher mitgenommen?“
    „Ich will dir etwas zeigen, das habe ich doch gesagt. Also kommst du?“
    Till senkte den Kopf - und ging an Bentheim vorbei. Hinter sich hörte er die Schritte des Mannes, der ihm folgte.

10 
     
    „Du kannst dich von dem, was sich vollzieht, mittragen lassen oder du kannst dich dagegen stemmen.“
    Till starrte Bentheim an. Max‘ Vater hockte neben ihm und sah ihm ins Gesicht, das von der fast sandigen Luft, dem Schweiß und der Anstrengung vollkommen verschmiert war.
    Es war Till so vorgekommen als wären sie noch einmal zwei Stunden lang durch die Tunnel geirrt, bevor er sie zum ersten Mal bellen gehört hatte. Dumpfe Kläfflaute, die klangen, als würden sie aus einem verschlossenen Behälter herausdringen.
    Dann hatte sich der Stollen, durch den er und Bentheim gegangen waren, zu einem unterirdischen Raum geweitet. Eine Scheibe, die vom Betonboden bis zur unverputzten Decke reichte, teilte den Raum in zwei Hälften. Und hinter dem Glas tobten sie. Sie mussten seit Tagen keinen Menschen mehr gesehen haben. Ihre Augen waren aufgerissen, sie sprangen an dem Glas hoch, Till konnte ihre Samtpfoten von unten sehen. Es waren zwei Mischlinge, braun, struppig, mit weißem Latz und buschigem Schwanz der eine - kurzhaarig, grau, mit Schlappohren und samtigen Augen der andere. Sie schienen noch jung zu sein, verspielt, zutiefst erschrocken, dass man sie so lange hier unten allein gelassen hatte.
    Verwirrt schaute Till auf die beiden Hunde, die immer wieder übereinander sprangen, die Schnauzen an dem Glas platt drückten und mit dem Schwanz wedelten.
    Erst hatte er es kaum gehört, als Bentheim ihn gefragt hatte. Aber jetzt hallten die Worte von Max‘ Vater in Till wider.
    ‚Welcher von beiden?‘ Das war es, was Bentheim ihn gefragt hatte: ‚Welcher von beiden soll getötet werden?‘
    Es war, als würde Till zurückfallen in die Zeit in Brakenfelde, als Armin schon nicht mehr lebte. Als er sich gefangen gefühlt hatte in einer erdrückenden Schwermut, zutiefst verunsichert durch die Einsamkeit, das Fehlen einer Person, auf die er glaubte, sich verlassen zu können.
    Deshalb waren sie hier herunter gekommen: Damit er das Todesurteil über einen der beiden Hunde sprach. Als Till das endlich begriff, wurde er von einem Schwindel gepackt. Er hatte Bentheim gemocht. Bentheim hatte ihn aufgenommen, in gewisser Weise gerettet. Jetzt aber war er der Mann, der ihm diese Frage gestellt hatte: Welcher der beiden Hunde sterben sollte - und Till musste es entscheiden.
    „Ich kann das nicht entscheiden“, murmelte er und hielt den Blick auf den Boden gerichtet.
    „Du musst es entscheiden, Junge. Du musst. Sonst sterben beide, verstehst du?“
    Till fing an zu weinen. Er wusste nicht weiter. Er konnte nicht sagen, dass der Struppige leben sollte, um den Grauen zu retten. Aber er konnte auch nicht sagen, dass der Graue getötet werden sollte, um dem Struppigen das Leben zu schenken.
    Till verschränkte die Arme vor dem Gesicht, lehnte sich nach vorn gegen die Scheibe - gejagt von der Furcht, jeden Moment könnte der Tod in den Zwinger vor ihm einschlagen.
    „Du kannst dich von dem, was sich vollzieht, mittragen lassen oder du kannst dich dagegen stemmen.“
    Unterhalb von seinen verschränkten Armen sah er Bentheim neben sich hocken und zu ihm hochsehen.
    Aber Till verstand nicht, was er meinte.

11 
     
    „Ich will das nicht bestimmen - welcher von beiden getötet wird“, schniefte Till, immer wieder zog sich sein Brustkasten zusammen.
    „Du willst, dass der Zufall entscheidet, welcher Hund leben darf und welcher sterben muss? Du willst es nicht selbst entscheiden?“
    Till hatte die Augen groß auf Bentheim gerichtet. Am Rand seines Blickfelds sah er die struppigen Ohren des einen Hundes, der die Vorderpfoten auf den Rücken des anderen

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