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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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mich - “
    Claire sieht, wie Beamte der Polizei versuchen, die Öffnung des Müllschluckers abzuschirmen -
    In ihrem Kopf rast es.
    „Ich liebe dich Claire.“
    Was heißt ‚Sie haben mich‘?
    ‚Ich dich auch‘, will sie sagen - aber da knackt es schon in der Leitung und die Verbindung reißt ab.


     
    Rückblende: Vor zwölf Jahren
     
    Es schlug ein in Till wie ein gleißender Blitz. Sein Bruder. Armin. Wie war es möglich, dass er sich umgebracht hat … wenn man nicht frei entscheiden kann?
    Till stolperte weiter durch den Gang, zwischen dessen Mauersteinen der Sand hindurchsickerte, Bentheim hinterher, dessen Mantel durch die abgestandene Luft flog.
    Armin hatte sich selbst getötet. Er hatte sich dazu entschlossen! Er hatte vor der Wahl gestanden - und sich entschieden!
    Also konnte nicht stimmen, was Bentheim gesagt hatte.
    Die Erinnerung an seinen Bruder blieb an Till haften, als hätte sich eine eiskalte Hand auf seine Schulter gelegt.
    Er wollte sich nicht in einen Rausch lügen, an dem sein Bruder niemals teilgehabt hätte. Was war das für eine Welt, die Bentheim heraufbeschworen hatte, wenn Armin niemals dazugehört hätte? Und Max? Instinktiv spürte Till, dass auch Max niemals dazu gehören würde. Und er, Till, würde es auch nicht!
    Wie plötzlich aus einem giftigen Rausch erwachend, blieb er stehen und sah, wie Bentheim vor ihm weiter den Gang entlangschritt: Gebückt, humpelnd, wie eine überdimensionale Kröte - ein Eindruck, den Till so noch nie von ihm gehabt hatte.
    „Xaver!“
    ‚Xaver‘!
    Auf Augenhöhe. Sie waren ein Team - ein Wesen - oder nicht?
    Bentheim blieb stehen und drehte sich um, die Augen gerötet von der staubigen Luft, die Haltung zusammengesunken, der aufrechte Gang verzerrt in etwas Kriecherisches, Geducktes, Tierisches.
    „Was war das denn da hinten?“ Hell drang Tills Stimme durch den Tunnel.
    Bentheims Augen zogen sich ein wenig zusammen.
    Till ließ seinen Blick strahlen, als würde er noch immer fliegen. Er konnte förmlich riechen, dass der andere noch glaubte, zu schweben - noch nicht ahnte, dass Till ihn - vielleicht zum ersten Mal - so sah, wie er wirklich war: Zerfressen davon, dass er sich selbst aufgegeben hatte.
    „Hinten“, trällerte Till, „die eine Nische da?“
    „Komm, Junge, lass uns weiter“, murmelte Bentheim, die Worte rollten wie Kakerlaken zwischen seinen Lippen hervor.
    „Nein, du musst dir das ansehen“, stieß Till hervor, er machte sogar einen Schritt auf Bentheim zu, nahm dessen Hand, eisig, feucht und klebrig wie sie war, zupfte daran. „Das ist wirklich der Wahnsinn!“ Er zog ihn, es waren nicht mehr als zwanzig Schritte zurück zu dem Verschlag, der ihm aufgefallen war. „War das einer von euch?“ Er wusste, dass er sich benahm, wie der Sohn, den Bentheim sich immer gewünscht hatte, dass genau das es war, womit er Bentheim lenken konnte.
    Sie gingen ein paar Schritte wieder zurück. Till ließ Max‘ Vater los, rannte die letzten Meter voran, verschwand in der Nische, die er gesehen hatte und deren Türen offenstanden. Er hörte, wie Bentheim ihn rief, drückte sich an die erdige, feuchte Wand, sah die Silhouette des anderen in dem fahlen Schein auftauchen, die Nische betreten.
    „Till, wo bist du?“ Bentheims Stimme erfüllte den engen Raum.
    Wie kannst du ihm das antun, wenn er sich durch dich noch von seinem Weg abbringen lässt, mahlte es in Tills Kopf - im gleichen Moment glitt er aber auch schon an Bentheim vorbei aus der Nische heraus auf den Gang und warf die Tür hinter sich zu. Er spürte, wie sie weich gegen Bentheims Rücken knallte, wirbelte herum und sprang an ihr hoch. Der Aufprall stieß den Mann ganz in die Nische hinein. Mit aller Kraft schlug Till den Riegel herunter, der an der Tür außen angebracht war. Dumpf stürzte der Stahl in die Gabel, zog sich fest, die Tür verschließend, gegen die Bentheims Faust jetzt krachte.
    „Till, Junge, was ist denn?“, quetschte sich die Stimme von Max‘ Vater durch die Ritzen.
    Aber da war Till bereits losgerannt.
    Der Sand spritzte unter den Sohlen seiner Turnschuhe hervor, das eiserne Krachen verfolgte ihn, das Scheppern der Scharniere, das Kreischen der Türflügel, das Hallen der Stimme, gewunden in dem erdigen Gang.
    „Du kannst mich doch nicht hier lassen!“
    Aber Tills Gedanken waren nicht mehr klar. Es war doch etwas, das sich vollzog, ODER? Er war doch nicht Herr seiner selbst, ODER?  
    „ Hilf mir Till “, schon war es fast nur noch ein

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