Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
noch in ihr Gespräch mischen würde.
„Ja!“ Nina strahlte. „Ich habe es Betty gerade gesagt. Ohne Scheiß, es ist die schönste Hochzeit, die ich je erlebt habe!“
Warum nicht? Auch Max konnte sich nicht daran erinnern, auf einer Hochzeit gewesen zu sein, die aufwendiger, liebevoller oder - wie er fand - geschmackvoller ausgerichtet gewesen wäre als diese.
„Wolltest du uns nicht zwei Teller von dem Nachtisch holen?“ Nina warf ihrem Bekannten einen neckischen Blick zu. „Auf dem Menü stand was mit Erdbeeren“, schon sah sie wieder zu Max, „das würde ich nehmen.“ Sie lächelte.
Max versenkte die Hände in seinen Hosentaschen. Und wartete. Aber der Moment verstrich und der junge Mann stand noch immer bei ihnen, den Blick jetzt erhoben, zum See gewandt, als überlegte er noch, was er tun sollte.
„Soll ich dir den Nachtisch bringen?“, schlug Max vor und grinste.
„Komm!“ Ohne ihrem Bekannten noch einen Blick zuzuwerfen, wandte sich Nina zur Treppe und lief sie empor. Max folgte ihr.
„Wer war das eigentlich - der Typ am Fuß der Treppe?“ Jeder mit einem Tellerchen ausgerüstet, auf dem eine kleine Auswahl von Dessertkostproben zusammengestellt war, schritten Max und Nina etwas unschlüssig durch die Halle.
„Ein Freund von Quentin?“ Nina hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt.
„Seid ihr zusammen hergekommen?“
Sie schaute auf. „Nein!“
Also bist du allein gekommen? Doch das fragte Max nicht. Stattdessen sah er, wie Nina auf eine Sitzecke aus weiß bezogenen Rattanmöbeln zusteuerte und sich mit einem Seufzer der Erleichterung in einem der Sessel niederließ.
Er nahm ihr gegenüber Platz und stellte seinen Teller auf den niedrigen Tisch zwischen ihnen. „Kennst du viele hier?“
Nina tauchte einen kleinen Silberlöffel in das Sahneeis, das auf ihrem Erdbeertörtchen bereits zu schmelzen begann. „Geht so.“
Sie schob den Löffel in den Mund, ließ ihn für den Bruchteil einer Sekunde dort ruhen, während sie Max kurz ansah - und zog ihn dann blitzsauber wieder hervor. „ Wir kennen uns, oder? Ein bisschen.“
Max lachte. „Ein bisschen. Aber ich weiß nicht einmal, wie du mit Nachnamen heißt.“
Nina rollte die Augen. „Was anderes willst du nicht wissen?“
Von mir aus könnte ich auch gleich hier auf dem Sessel über dich herfallen, schoss es Max durch den Kopf, aber es gelang ihm, diesen Gedanken schnell wieder zu verscheuchen. „Was könnte ich denn wissen wollen?“ Jetzt widmete auch er sich den Desserthäppchen auf seinem Teller.
„Jede Frage eine Gegenfrage, ist dir das schon mal aufgefallen?“ Nina sah ihn an, aufmerksam diesmal.
„Fragte sie“, entgegnete Max und schob sich ein Marzipanplätzchen zwischen die Zähne.
Nina lehnte sich zurück. „Du könntest mich fragen, was ich sonst so mache.“
Max kaute auf seinem Plätzchen. Ja, könnte ich, dachte er und schluckte das Plätzchen herunter. „Ich hab die Erfahrung gemacht, dass für manche Leute das keine so angenehme Frage ist.“
„So schätzt du mich also ein.“ Ihre Augen blinkten.
Mann, bist du süß! Max spürte ein leises Kribbeln in den Fingerspitzen. Er sah zurück auf seinen Teller. Wenn er nicht aufpasste, verschlang er sie noch mit seinen Blicken. Am oberen Rand seines Gesichtsfeldes sah er ihre Knie, die unter dem Kleid hervorsahen und die Glasplatte des Tischs berührten.
„Was machst DU denn so“, hörte er Nina fragen.
Er blickte auf. „Ich … “ Das war nicht ganz einfach zu beantworten. „Ich weiß nicht, ob ich jetzt wirklich Lust habe, darüber zu reden, weißt du.“ Er beobachtete, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Aber es war keine Enttäuschung, kein plötzliches Aufblitzen von Wachsamkeit darin zu lesen, wie er es von anderen Leuten kannte, denen er so geantwortet hatte.
„Das macht mich nun natürlich besonders neugierig.“ Ihre Nasenspitze kräuselte sich. „Aber gut … Worüber wollen wir sonst reden?“
„Müssen wir denn reden?“ Ich könnte mich auch einfach zu dir beugen und versuchen, deinen Mund zu küssen.
„Oder was willst du machen?“
„Na … “, Max war klar, dass das, was er zu sagen im Begriff war, das Ende ihres Gesprächs sein könnte, entschloss sich aber dennoch, es zu sagen, obwohl er ihre Unterredung eigentlich nicht schon abbrechen wollte. „Wir müssen uns ja nicht hier hinsetzen und irgendwas machen. Dort draußen“, er nickte mit dem Kopf zu dem Park vor dem Fenster, in dem sich mehr und mehr
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