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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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gestockt hatte, weil sie sich fragen musste, ob die Pointe, die sie sich für ihre Rede ausgedacht hatte, RAFFINIERT genug war, sondern dass sie gestockt hatte, weil es nicht stimmte , dass sie Henning und seinen Freundeskreis in Wahrheit als eine Gruppe von herzlichen und liebevollen Menschen kennengelernt hatte.
    Vielmehr waren sie ihr als eine Art wildgewordenes Rudel begegnet, als eine Rotte gieriger junger Männer. Und dafür hatte es nur einen Grund gegeben: Felix hatte sie aufgehetzt, aufgestachelt, ja geradezu aufgepeitscht . Er hatte ihnen Schrotflinten ausgehändigt, mit denen sie in den angrenzenden Wäldern auf die Jagd gegangen waren. Und als sie besudelt und verschmiert wie im Blutrausch zurück ins Gutshaus gekehrt waren, hatte eine halbe Busladung nur leicht bekleideter Frauen sie dort erwartet.
    Zwei Stunden lang hatte Felix die jungen Männer mit den Frauen im Wohnzimmer lachen, scherzen und trinken lassen. Hatte sie sie berühren und verwöhnen lassen, bis sie schier zu bersten schienen vor Begierde, Verlangen, purer Lust. Dann aber hatte Felix dafür gesorgt, dass die Frauen ohne jede Ankündigung das Haus plötzlich verließen - und so sehr die jungen Männer auch versucht hatten, die kichernden und glitzernden Mädchen aufzuhalten, war es nicht möglich gewesen. Mit einem Mal war sie, Lisa , die einzige Frau unter einem Rudel geradezu aufgerissener junger Männer gewesen. Es war ihr so vorgekommen, als wäre die Luft förmlich elektrisch aufgeladen. Als bräuchte sie nur die Hand auszustrecken und jeder, den sie berühren würde, würde regelrecht explodieren. Eine Situation, in der sich Lisa vielleicht mächtiger gefühlt hatte als jemals zuvor. In der das nackte Begehren der sechs Männer, die sich um sie geschart hatten, wie mit Händen zu greifen gewesen war. Eine Situation aber auch, in der sie schließlich die Kontrolle verloren hatte über das, was vor sich gegangen war, und sie in einem Strudel versunken war, dessen Einzelheiten sie sich noch immer scheute, in ihrer Erinnerung heraufzubeschwören. Und doch wusste sie, dass sie diese Nacht in vollen, geradezu berauschten Zügen genossen hatte. Denn trotz aller Ungezämtheit war an jenem Wochenende nichts geschehen, was sie nicht gewollt hätte.
    Lisas Blick fiel über Bettys Schulter auf eine der Türen, die aus dem Saal herausführten.
    Jemand hatte sie geöffnet und war zu ihnen hereingetreten.
    Es ging durch sie hindurch wie ein Schuss.
    Er hatte es geschafft, zur Hochzeit zu kommen.
    Till.

4
     
    „Ich hab das noch nie gemacht … ich … “
    …
    „Ich … ich meine: spreche nur ICH die ganze Zeit?“
    „Das kommt darauf an … Sie haben sich ja nun hier herein begeben … also nehme ich an, Sie haben mir etwas zu sagen.“
    „Ich bin nicht - also katholisch, wissen Sie … ich habe keine Ahnung - es ist nur … sicherlich sollte ich mit niemanden darüber reden.“
    „Ich will Sie nicht drängen.“
    „Ich sollte vielleicht die Seelsorge anrufen, wenn ich reden will, stimmt‘s? Da gibt es doch so eine Hotline, oder?“
    …
    „Oder?“
    „Darüber kann ich Ihnen nichts sagen.“
    „Ich sollte jetzt gehen, Ihnen nicht die Zeit stehlen.“
    …
    „Wissen Sie, wie lange ich gebraucht habe, bis ich eine katholische Kirche gefunden habe - herausbekommen habe, wann man das machen kann - “
    „Was machen kann?“
    „Na, was wir gerade machen.“
    …
    „Wissen Sie, wie lange?“
    „Hören Sie … ich habe Zeit, wenn Sie mich brauchen, wenn Sie mir etwas zu sagen haben. Wenn aber NICHT … verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich will Sie nicht vertreiben. Überlegen Sie sich, was Sie wollen - “
    „Ich habe ihr den Arm gebrochen - oder ausgekugelt - was weiß ich.“
    …
    „Haben Sie mich gehört?“
    „Ja, ich habe Sie gehört.“
    „Ich habe sie in ein Auto gelockt, ihr den Slip ausgezogen, sie war bereit, dass ich sie … dass wir Sex haben … Sie kennen das vielleicht nicht - aber - es ist, es SCHREIT in einem, verstehen Sie? Am Anfang ist es vielleicht noch nicht so laut … aber wenn man … wenn man einmal begonnen hat, ist es wie ein Sturm, der in einem entfacht wird … man MUSS sich hineinsenken … es ist, als ob eine übermächtige Kraft an einem zerren würde, man kann nicht mehr geradeaus denken … er ist, als ob die Gedanken von einem Sog ergriffen würden, als ob sie durch einen Abfluss aus dem Kopf herausgurgeln würden, dorthin … zu dem, was die Frau einem anbietet - begreifen

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